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Thun - St. Gallen 0:1
20.07.2002NLA Qualifikation 2002/2003


Und wieder einmal trifft sich der ganze Kanton zum fröhlichen Zusammensein. YB-Fans, Thun-Fans und alle anderen, die einfach mal wieder bestens unterhalten werden wollen, klatschen Akteuren eifrig zu und singen laut mit. Und das nicht etwa nur 90 Minuten lang, sondern ganze drei Tage. Okay, heute ist kein Derby angesagt, sondern Gurtenfestival. Oasis, Büne Huber und Züri West stehen im Mittelpunkt, doch wer ein richtiger Berner Fussballfan ist, findet trotzdem irgendwie den Weg auf die Bergholz oder ins Lachenstadion. Dort sind Ostschweizer und Schiedsrichter die Gegner...
Aber Fussball ist ja ohnehin kein fairer Sport sondern knallharter Business. Das lasse ich mir jedenfalls vor Thun-St.Gallen-Anpfiff von einem FC Thun-Vorstandsmitglied erklären. Aussprache nach meinem leicht gehässigen Leserbrief in der Berner Zeitung ist angesagt. Schnell wird klar, dass ich mich mit meinem "Köpfe schütteln" über den Protest gegen YB und SFV nicht gerade beliebt gemacht habe. Und jetzt, wo mir alle Fakten vorgelegt werden, sehe ich sogar die "I ha eigentlich nid wöue, aber wüs jede andere eh würd mache, mache is o"-Beweggründe ein klein bisschen ein. Nur eben, für mich ist Fussball immer noch ein Sport und ich halte mir das Recht vor, aus dem Bauch heraus entscheiden zu dürfen.
Im Stadion warten bei meinem wegen der Aussprache nun schon etwas gar späten Eintreffen 2500 Zuschauer auf die Spieler. Zahlreiche grüne Fahnen flattern, rot-weisse Fahnen aber auch. Immer mehr Fans werden es, die offen zeigen, dass sie mit ganzem Herzen Thun-Fans sind. Die Fangruppe scheint zu wachsen, für den nicht immer niveauvollen Lärm, die St.Gallen-Falle-Gesänge sind nicht gerade druckreif, sorgt Kevin an der Trommel.
Lärm ist durchaus angebracht, denn die Thuner Jungs kennen mal wieder nichts und nehmen gegen eher defensiv eingestellte Ostschweizer das Spiel in die Hand. Ballstaffetten dürfen bejubelten werden, viele verschiedene Schüsse fliegen Richtung Flatter-Stöckli-Goal, doch bleibt es beim 0-0 bis zur Pause. Aber wer sich denn schon bei diesem tollen Wetter, bester Sonnenschein trotz der eigentlich immer nassen Gurtenzeit, wirklich beklagen. Emotionsvoll klatschen und jubeln wir mit, und die oftmals ostschweizfreundlichen Etterentscheide, so der Name des Schiris, gelten für uns vorderhand auch.
Halbzeit Zwei bringt gleiches Wetter und gleich schönes Thun-Spiel verzaubern uns immer mehr. Und ich bin eh schon halb im Sonnenwahn, die ersten anderthalb Gurtentage haben mich ordentlich geschlaucht. Nur gut haben die Thuner Spieler mehr Kondition, nur gut spielen sie fehlerfrei bis auf bis auf... unglaublich, ein Abwehrfehler und da fällt das 0-1.
Das Fusssballfest wird zum Fussballfrust. Das Spiel geht weiter, mit einer kleinen Änderung. St. Gallen steht jetzt nicht mehr einfach nur hinten rein, es steht brutal hinten rein. Wir sehen eine taktisch sicher gut kalkulierte Notbremseschlacht. Zehn Minuten vor Schluss gibts so statt Goal keine 20 Meter vor der Linie Rot. Und in der allerletzten Minute in der Nachspielzeit gibts so statt Rot Penalty... oder nicht? Nein, Schiri Etter beschliesst seine eh schwache Leistung mit einem krassen Fehlentscheid. Da kann man Armand Deumi also im Strafraum säbeln und doch wird auf sauberes Spiel entschieden. Da ist unser Frust gross und die Gesänge des Schiri verstummen noch einige Zeit nach Spielschluss nicht. Wir bleiben knapp bei fairen Mitteln. Ein YB-Fan wird Stunden später in Wil den Schiri angreifen. Um eine weitere Aussprache vor dem nächsten Heimspiel zu vermeiden, will ich gar nicht Stellung nehmen, ob diese Attacke nun positiv für Fussball und/oder Business ist.
Ablenkung finde ich auf dem Gurten. Züri West geben ein geniales, wenn auch überaus yb-freundliches Konzert. Einmal soll sich nach Kuno Befehl das ganze Publikum in die Hocke begeben, um die Kleinheit Thuns nachzuahmen. Rund 10 Rebellen in der vorderen Zuschauerhälfte bleiben auffällig stehen. Drei weibliche Teenies singen laut "Hopp Thun! Hopp Thun!" Fröhliches Zusammensein im Kanton Bern...