Thunfans » Spielberichte » Super League 2013/2014 » Thun - YB
Thun - YB 1:0
08.12.2013Super League 2013/2014


Die Ausgangslage vor dem Derby ist so klar, dass ausnahmsweise auch einmal «Der Bund» eine Sportstatistik richtig zusammengerechnet hat. Und so lesen wir am Samstag in der einzig wahren Berner Tageszeitung: «Der FC Thun zählt nicht zu den Lieblingsgegnern der Young Boys. Dies stellte auch Uli Forte fest, als er bei der Spielvorbereitung die Duelle der letzten Jahre durchforstete. «Seit dem Aufstieg von Thun in die Super League ist die Bilanz gar negativ», musste er erkennen. Und noch wichtiger: «YB hat in der neuen Thuner Arena überhaupt noch nie gewonnen.»

Da Thun zudem noch das zweitbeste Heimteam der NLA ist, könnten wir eigentlich unbesorgt ins Derby steigen. Dumm nur, zeigen die Formkurven all der einstigen YB-Spieler in unserer Reihen so stark gegen unten, dass sie schon fast wieder ihr früheres YB-Niveau erreicht haben: die Scheuwly-Brüder, Martinez oder auch Schirinzi – sie sollten endlich merken, dass man in Thun eigentlich gar nie den 1898-Blues anstimmt. Das ist doch nur was für Viertelstündeler.
Die erste Viertelstunde dieses Derbys kennt keinen Dominatoren, das Spiel geht hin und her. Solange aber Sadik wie im Cupspiel noch der stärkste Thuner Angreifer ist, ist der Torjubel entsprechend fern. Dann aber kommts in der 23. Minute zu einem gefährlichen Konter. Nach einem Berner Ballverlust schaltet Thun sofort um. Schirinzi bringt den Ball zur Mitte, wo der Ball an Freund und Feind – und insbesondere auch an einem schwachen Wölfli – vorbei an den Pfosten prallt und sich Richtung Christian Schneuwly verabschiedet. Der reagiert goldrichtig und drückt den Ball über die Linie. 1:0.
Die zweite Viertelstunde kennt ebenfalls keinen Dominatoren, dafür einen Pechvogel. Wünsche vielmals gute Besserung und schnelle Genesung. (......gelöscht........) Fünf Minuten werden schliesslich (nur) nachgespielt, während denen YB seine wohl stärkste Phase im Spiel hat. Doch Faivre lässt sich nicht bezwingen. Topleistung von ihm heute.
Die Pause gehört dann ganz den Thuner Seehüüler. Wer da aus einem Reflex heraus laut pfeift, lässt ganz ausser Acht, dass Thun doch erst letzten Monat unter Fasnachtstönen das andere Berner Derby 1:0 gewonnen hat. Also lasst es krachen, Buben – und Modis!
Für Stimmung wollen auch die YB-Fans sorgen und beginnen die zweite Halbzeit mit der ersten von insgesamt drei Pyroeinlagen. Ob die Viertelstündler wohl unser grosses Spruchband zum Hooligan-Konkordat missverstanden haben? Nur weil wir am 9. Februar Nein stimmen wollen, heisst das noch lange nicht, dass wir zum Verstoss gegen sämtliche Stadion- und Anstandsregeln im Kanton Bern aufrufen. Etwas mehr Solidarität mit den Fankurven von Biel I, Biel II, Langnau, Langenthal, SCB und Thun, die sehr selten bis überhaupt nie ein Feuerchen machen, wäre doch auch mal eine Idee. Unter einem Ja zum Konkordat würden nämlich wir alle leiden. Aber eben: YB untermalt sogar ein Spruchband zu abgelaufenen Stadionsperren mit dem Anzünden zweier Fackeln. Da fehlen einem die Worte. Oder ist es in Ultrakreisen wirklich peinlich, wenn man wie wir Thuner die Rückkehr dreier wichtiger Fans mit einem Spruchband feiert – ohne zugleich den nächsten Gesetzesverstoss zu begehen?
Je nach Sichtweise hat Wölfli heute ja 33 Minuten oder 39 Minuten gespielt. Diese Minutenangabe ist insofern wichtig, da unser Lieblingsjungbube Renato Steffen alles daran setzt, einen noch kürzeren Arbeitstag zu haben. In der 56. Minute kommt er ins Spiel und fällt sogleich durch eine (über-)harte Gangart auf, die ihm noch ein paar Pfiffe mehr einbrockt. Richtig rot sieht er nach 34 Minuten Arbeitszeit – also in der 90. Minute – als er im Mittelfeld ohne Not Hediger übelst umsäbelt. Dieser dreht nach dem Brutalofoul natürlich ebenfalls durch und muss gleich von vier Thunern davon abgehalten werden, sich mit Steffen auf die etwas andere Art zu unterhalten. So geht – unter lautem Pfeifkonzert – nur Steffen vom Platz. Wie schreibt doch Ritter Ivanhoe passend in einem Blick-Kommentar: «Steffen muss sich wohl noch an das Verlierergen gewöhnen, damit er nicht jeweils so gefrustet ist...»
Wir Thuner dagegen schauen völlig happy zu, wie Thun das Spiel in den Schlussminuten clever kontrolliert und nach insgesamt 98 Minuten als Derbysieger feststeht. Ja, ja, die YB-Bilanz in Thun wird von mal zu mal negativer. Einfach herrlich.

Wie sich diese erneute Niederlage auf die Psyche der YB-Fans auswirkt, kann man übrigens auch wieder im «Bund» nachlesen. Nicht unbedingt am Montag – da wird vor allem Wölflis Verletzung thematisiert – sondern am Mittwoch in der Kolumne von «Fussballgott Grädel» über all seine fussballerischen Sörgeli und Ängstli. Vielleicht sollte Grädel mal der YB-Geschäftsführung vorschlagen, sich bei der Niederlagenverarbeitung ein Beispiel an Volley Köniz zu nehmen. Die geben ihr Matchprogramm derzeit nämlich je in einer Version für Realisten und in einer Version für Träumer heraus. Wer wirklich vom Titel träumt, kann auf Seite 9 nachlesen, dass das Meisterschaftsspiel gegen Volero Zürich 3:0 gewonnen wurde. Nur dem Realisten drückt Köniz einen zusätzlichen Zettel mit dem simplen Titel «Berichtigung» in die Hand: «Im vorliegenden Matchprogramm ist uns ein Fehler unterlaufen, für den wir uns herzlich entschuldigen. Das Spiel vom 30.11.13 gegen Volero Züroch, welches im Spielplan 2013/2014 mit dem Resultat aufgeführt ist, ging zu Gunsten von Volero aus und nicht wie jetzt aufgeführt als Sieg von Volley Köniz. Danke für die Kenntnisnahme und viel Freude am Spiel.» Ja dann wiederhole ich doch noch mal das Spielergebnis für alle YB-Fans, die weiterhin vom Titel träumen: YB hat die Arena gerockt und 1:0 gewonnen – mindestens.