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Lausanne - Thun 0:2
01.12.2013Super League 2013/2014


Zurück von der europäischen Fussballbühne in die Provinz. In Lausanne gibt’s zwar auch eine Metro wie in Wien, doch steuern die zwei Kurzlinien so gar keine wichtigen Orte an. Das Fussballstadion gehört jedenfalls schon mal nicht dazu. Also ab in den Bus Nummer 3, bei dem immerhin jede zweite Türe funktioniert und die Fahrgäste durch minutenlange Piepstöne unterhalten werden. Oder will man so etwa schlecht gestimmte Ultras vom Singen abhalten? Auf der Fahrt Richtung Stadion gibt der Schlagzeuger jedenfalls vergeblich den Takt an. Es will einfach niemand mit ihm mitsingen.
Im Stadion selber sind Gesangspartner ebenfalls dünn gesät. Thunfans hat es weniger, als gemeinsam durch Wien marschierten. Und die Heimfans haben ihrerseits so gar keine Lust, zum x-ten Mal die Ostereisuche nach einem 5. Saisonpunkt anzutreten. Keine 2000 Fussballinteressierte haben sich im Stadion eingefunden. Wie da die offizielle Zuschauerzahl auf 3500 festgesetzt werden kann, ist uns unerklärlich. Letztmals wurden Zuschauerzahlen wohl in der alten Maladière so krass aufgerundet.
«Schönes Spiel» hat man uns Gästefans beim Check-In auf den Monitoren gewünscht. Nett gedacht, aber viel zu optimistisch ausgedrückt. Die erste Halbzeit ist überaus zäh und langatmig. Gesprächsstoff bietet vor allem die Karte am Verpflegungsstand, auf der Würste als Schüblig bezeichnet werden (ist das jetzt Frühfranzösisch oder Züridütsch à la carte?) und ein kleiner Becher Glühwein einen Franken billiger ist als die gleiche Menge Bier. Über das Thuner Leistungsvermögen schweigen wir dagegen lieber. Oder wie uns der Liveticker bestätigt: «Es war ein Trauerspiel.»
Umso mehr Freude bereitet der Start in die zweite Halbzeit. Zuffi lanciert Martinez, der ausnahmsweise von Beginn an dabei ist und ebenso ausnahmsweise nach über 45 Minuten immer noch Spritzigkeit zeigt. Er schiesst den Ball gekonnt ins rechte Lattenkreuz. 0:1. Nun zeigt Thun mehr Offensivdrang – und wird belohnt: In der 66. Minute vergibt zwar einmal mehr Sadik kläglich, doch provoziert er zumindest einen Abpraller. Zuffi ist als Erster am Ball und schiesst zum 0:2 ein. Und wir jubeln gleich auch noch ein drittes Mal, als Martinez in der 74. Minute im Waadtländer Strafraum herumwirbelt und sich so eine freie Schlussbahn sichert. Doch zu unserem Schrecken prallt der Ball vom Pfosten zurück.
Es ist nun aber nicht so, dass Lausanne inmitten der Waadtländer Bise keine Chancen hätte. Zu unkonzentriert spult die Thuner Abwehr ihr Pensum herunter. Das geht in der 81. Minute fast ins Auge, als einer der Verteidiger (thunfans.ch nennt keinen Namen, da wir für Diskretion bürgen) Ekeng nur noch mit einem Foul vom Ball trennen kann. Das wäre eigentlich ein Penalty. Doch da Lausanne in der Schiedsrichterbeliebtheitsskala noch weit hinter Thun rangiert, bleibt der Pfiff aus. Die Lausanne-Fans machen derweil weiterhin mächtig Stimmung. Vor so viel positive Euphorie des Tabellenletzten können wir nur den Hut bzw. die Skimütze ziehen. Chapeau!
Den Schlusspunkt setzen aber die Thunspieler, die sich nach Abpfiff kurzerhand an der Werbebande-Absperrung zu schaffen machen, um den Auswärtssieg mit uns ausgiebig zu feiern. Lausanne mag zwar Provinz sein. Aber es ist zugleich auch der Ort, an dem Thun zum ersten Mal seit dem 26. Mai 2013 mal wieder ein Meisterschaftsauswärtsspiel gewonnen hat.