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Thun - BK Häcken 1:0
08.08.2013Europa League 2013/2014


Cheers! Mit der Schiedsrichterwahl ist das Spiel für Thun so gut wie gewonnen. Hat im Hinspiel ein finnischer Schiedsrichter das Spielgeschehen dirigiert, der den schwedischen Schwalbenkönig bestens kannte, steht heute Mister Arnold Hunter aus Nordirland auf dem Platz. Und wer aus einem so bierseligen Ecken wie der irischen Insel kommt, hat sicher keine besonders grosse Sympathien für die Abstinenzler aus Schweden. Schlimm genug, dass DIE Arena heute zur schwedischen Alkfrei-Pilgerstätte geworden ist. Allerdings hätte Hunter nicht gleich das irische Wetter mitbringen müssen. Es giesst 90 Minuten lang wie aus Strömen. Das Spiel hat Hunter im Griff, er verteilt insgesamt fünf gelbe Karten: an Hediger, Lüthi sowie die drei Schweden Anklev, Chatto und Makondele (auch bekannt als Schwalbenkönig). Nur seine beiden Assistenten Mister James Eakin und Mister Richard Storey hat Hunter irgendwie nicht im Griff. Die beiden wedeln heute mit zwei unterschiedlichen Fähnchen herum: auf unserer Seite werden Einwürfe in Gelb angezeigt, vis-à-vis in grellem Hellgrün.
Und mit den Einwürfen ist das heute so eine Sache: Auch wenn bei Häcken häufig der letzte Pass eine Lachnummer ist, möchte ich sie nicht gerade als technisch limitiert bezeichnen. Dass sie sich zudem gleich mehrere Fouleinwürfe leisten, ist aber schon allerhand. In welcher Phase des Spiels auch immer Häcken wieder Druck aufsetzt, stellt sich das Gastteam doch stets wieder selber ein Bein. Dabei ist ihre aggressiv-offensive Spielweise an sich beeindruckend. Ihre Krönung ist ein Lattenknaller von Chatto ist. Zu unserem Glück landet der Ball aber anders als einst beim legendären Shkodër-Spiel vor der Linie. Kurzum: Häcken bemüht sich sichtlich, doch wer beim Hinspiel dabei war und die Schwächen der Schweden kennt, sorgt sich nie wirklich ums Thuner Weiterkommen. (Wahrscheinlich hatte ich deshalb bis zum Schlusspfiff in Tiflis vor den Georgiern so Angst – ich habe die keine einzige Minute live spielen sehen).
Tiefpunkt des Spiels ist daher die Pausenmusik. Irgendein eine «I’ll be there»-Kreisch-Kitsch-Melodie dröhnt in voller Länge über die Lautsprecher. Ja fängt denn die Adventszeit immer früher an? Oder ist das bloss der Beitrag des FC Thuns zum heutigen Weltkatzentag? Ich war jedenfalls letztmals bei einem Derby im Wankdorf dem Hörsturz so nah, als DSDS-Jesse seine Gitarre zur Hand nahm.
Derweil haben die rund 20 Häcken-Fans andere Sorgen: Ihre beiden Zaunfahnen werden bei all dem Regen ja nass! Und deshalb hängen sie während der zweiten Halbzeit in einer mehrminütigen Bastelaktion die Fahnen ab und legen sie ein paar Reihen weiter oben über die Stühle. Ob sie wohl Angst haben, dass zwei nasse Fahnen bereits automatisch teures Übergepäck bedeuten? Man müsste halt die Strecke Thun – Göteborg auch im Zug zurücklegen und nicht im Billigflieger.
Wirkliche Spannung kommt auch in der zweiten Halbzeit nicht auf. Die Kraft der Schweden reicht nicht mehr für weitere Aktionen, während bei Thun viel über das Duo Schneuwly und Secku läuft. Schneuwly hat mehrere gute Szenen. Seine Glanztat ist aber eine schier perfekte Flanke in der 69. Minute. Secku muss nur noch einnicken – sein erster Kopftreffer überhaupt bei Thun. Ob GC-Guru Fetscherin schon am Schreiben eines 1 Million-Franken-Checks ist?
Während einige von uns in der Schlussphase schon das Lied «Finale, Finale» anstimmen – Turin liegt wenigstens geografisch nah und würde zumindest reisetechnisch keinen Umweg über Haifa oder Dnipropetrovsk erfordern - sind andere von uns bescheidender und zelebrieren die Welle. Sie schwebt mehrmals durchs Stadion – jedenfalls immer 10 bis 20 Meter weit. BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger.
Höhepunkt des Abends ist dann das Uffta im Regen beziehungsweise das plötzliche Auftauen und Aufspringen von Secku, der sich eine Minute vor allen anderen Spielern tanzend für die ihm gewidmeten Fangesänge bedankt. Schöner Moment. Cheers!