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YB - Thun 3:2
28.07.2013Super League 2013/2014


Lieben eigentlich auch Stadtberner ihre Kinder? Die Tatsache, dass die Partie YB-Thun in Bern zwar nie das Derby-Gütesiegel zugesprochen erhält, aber jeweils eiskalt als Kids-Day vermarket wird, lässt auf chinesische Drillmethoden schliessen. Auch mein Kollege nahm im April erstmals seinen Bub zu einem YB-Match mit – er suchte sich mit aller Konsequenz eine Derbyniederlage im Wankdorf aus. Wie mancher Papi mag schon seinen Kinder bei einer Thuner Führung im Wankdorf das Märchen von Häberli, Sermeter, Burri und Descloux erzählt haben? Die Geschichte geht so: Es war einmal ein bunter gelbschwarzer Haufen, der zwar völlig talentfrei war, aber es irgendwie schaffte, einen 1:2-Rückstand in einen 8:2-Kantersieg umzuwandeln. Und das habe sich erst noch einst an Allerheilligen zugetragen.
Manch ein YB-Papi hat heute nach 35 Minuten wohl zum x-ten Mal aus jenem dicken Märchenbuch der YB-Legenden vorgelesen. Denn zu diesem Zeitpunkt liegt YB – bis anhin klar die bessere Mannschaft auf dem Platz – mal wieder zurück. Und zwar gleich 0:2. Getroffen haben natürlich auch in der heutigen Hitzeschlacht zwei frühere YB-Spieler. Erst hat Martinez in der 25. Minute einen 20 Meter-Schuss ins Netz gesetzt. Und dann wirbelt der noch selbstbewusster gewordene Martinez im YB-Strafraum so lange herum, bis der Ball zu Schneuwly kommt, der seinerseits zum 0:2 einschiesst. Dass Thun bis zu jenem Zeitpunkt überhaupt nur diese zwei Chancen hatte, muss den kleinen und grossen YB-Kindern umso mehr weh tun.
Passend ist da auch der Einspieler des Stade TV in der Pause. «YB, witer so!» fordert ein YB-Dreikäsehoch. Also dann, wir könnten gut damit leben. Mehr Sorgen als YB-Anfeuerungsversuche bereitet uns da schon das Wetter. Ausgerechnet in der Pause kommt es zum grossen Wetterumschwung, der heisse Sonnenschein wird (wie Steffen übrigens) vom Platz genommen und durch ein heftiges Gewitter ersetzt (zugleich kommt auch ein Japaner namens Kubo auf den Platz). Anders als YB in der ersten Halbzeit kann sich Thun nun in schwierigen Situationen nicht im 15 Minuten-Takt in willkommenen Getränkepausen neu sammeln. In der zweiten Halbzeit wird zumindest bis zur 70. Minute durchgespielt. In hitzigen englischen Wochen wie dieser leider ein genügend langer Zeitabschnitt für die Thuner, um ausser Atem zu geraten. Zumal Goalie Moser zwar gut spielt, aber auch heute seine Abpraller hat. In der 53. Minute wird einer seiner Abpraller zur idealen Vorlage für den eingewechselten Kubo, der aus einfachem Winkel zum 1:2 einschiesst. Zum gleichen Duell kommt es ein paar Minuten später gleich wieder. Erneut verwertet der Japaner einen Moser-Abpraller – dieses Mal aus schier unglaublichem Winkel. 2:2. Thun wankt – und fällt auseinander. In der 77. Minute bezwingt Costanzo Moser aus über 25 Metern. 3:2. Für einmal scheint der Kids-Day tatsächlich zum Vergnügen für die YB-Kids zu werden. Ich dagegen fürchte mich schon vor einem 8:2-Déjà-vu.
Nur gut, schiesst Thun noch zwei Tore. In der 87. Minute lanciert Sadik Zuffi, der den Ball ins Netz hämmert. Und in der 90. Minute überlistet Martinez Wölfli. Ende gut, alles gut? Nein, Schiri Kever entscheidet in beiden Situationen auf Offside. Bei beiden Entscheiden liegt er richtig. Thun verliert.
Nach dem Match gibt’s mal wieder einen Sektorenrückhalt, der uns aber nicht vor Stadtberner Deppen beschützt. Diese sind heute nicht nur in «Celine 26»-Trikots unterwegs (so was tragen in Bern übrigens nur «Männer»), sondern auch in Steward-Uniformen. Wie schon vor dem Spiel haben sie für den Fancar einen Hindernisparcours aufgebaut, der zwar kaum Schutz vor gegnerischen Fans bietet, aber den Bus minutenlang aufhält. Auch jetzt bauen sie wieder erst nach langer Wartezeit einen Teil des Zauns ab, doch mit dem Augenmass haben sie es nicht so. Der Car streift jedenfalls den Zaun, so dass das Fahrzeug ordentlich was abbekommt. Statt einer Entschuldigung fällt einer der Stewards noch durch nette Gesten und Worte Richtung Thunfans auf. Warum sich auch erwachsen benehmen an einem Kids-Day.
Was machen eigentlich all die kleinen und grossen YB-Fans am 1. August? Den 1. August feiern? Wir mögen euch die fussballfreien Tage gönnen, doch, doch. Ganz nach dem Motto halt «In Europa, seid ihr unbekannt. In Europa, seid ihr unbekannt.» Uns findet ihr derweil in Göteborg. (BTW; Freiheit für alle Schlagzeuger).