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GC - Thun 0:2
27.04.2013Super League 2012/2013


Wie brachte uns doch diese Woche eine Schreiberling der Nachrichtenagentur Sportinformation bei: Thun spielt in einem „Mini-Stadion“, „in der Provinz“ und dies „abseits der Wahrnehmung“. Da sind wir doch froh, sind wir heute in einer Weltmetropole zu Gast. Im Letzigrund mögen zwar meist sibirische Verhältnisse herrschen, aber immerhin finden hier theoretisch 25 000 Polarfüchse und wohl ebenso viele Fussballinteressierte Platz. Und damit dieser Weltklub namens GC auch abseits der Spieltage wahrgenommen wird, sorgt Adrian Grounding Fetscherin, der sich während der Woche in einem gehässigen Communiqué mal weder selber übertroffen hat. Im mehr oder weniger leeren Stadion rätseln wir nun aber, ob der durchschnittlich sprachbegabte GC-Fan angesichts der Hasstirade geglaubt hat, heute sei nicht nur Bürki, sondern alle, die überhaupt je ein GC-Trikot getragen haben gesperrt. Oder interessieren sich in Zürich wirklich nur 4000 Leute dafür, wenn GC die Chance hat, Meister zu werden? Die Grossstädter glauben es uns vielleicht nicht, aber in unserem „Mini-Stadion“ schauen jedenfalls jeweils mehr Zuschauer vorbei.
Und auch auswärts sind wir am Start. Die Stimmen sind angesichts der längeren Anreise gut geölt, nur die Trommel hat von Beginn an Ermüdungserscheinungen. (BTW Freiheit für alle Schlagzeuger). Unterstützt wird unser Support durch ein Juniorenteam des FC Thun. Sie sind aber nicht nur laut, sondern auch schnell. Manch einer dribbelt uns Ältere heute aus und klaut uns blitzschnell den Zwei-Franken-Becher. Ja was ist denn aus unserer Jugend geworden, dass sie sich nur noch für LEERE Bierbecher interessiert!? Bei der Choreo zu Spielbeginn helfen die beiden Fangenerationen einander. Gemeinsam werden zwei Spruchbänder hochgehalten: „Mir hei Platz 5 im Visier u kämpfe drum wie es Tier.“ Dem kann nur beigefügt werden: „Biss emau!“
Die Marder-Choreo gefällt auch den Freunden des schwarzen Humors. 4:0 hat bekanntlich Thun an jenem Marder-Event verloren. Auf verlorenem Posten stand Thun aber jeweils auch im Letzigrund in den Spielen gegen GC. Kein einziges Mal hat hier Thun bisher gegen Blau-Weiss gewonnen. Da darf man schon etwas schwarzmalerisch werden. Und doch scheint heute etwas anders zu sein. Regelrecht aufgeschreckt werden wir heute in den Startminuten, als Schindelholz (!) als letzter Mann (!!) brillant einen Zweikampf gewinnt (!!!). Ja, wenn selbst Schindelholz die Souveränität in Person ist, was soll den Thun heute schon passieren. Und so spielen sie hinten konzentriert und vorne frech und selbstbewusst.
Doch GC ist ebenso stark und will, ja muss, unbedingt gewinnen. In der 34. Minute wirbelt Abrashi im Thuner Strafraum und scheitert nur knapp an Faivre. Dabei stossen sie zusammen, worauf Abrashi wie ein Kartoffelsack liegen bleibt. Das Spiel läuft indes weiter, was umso besser ist, da die ganze GC-Elf urplötzlich in eine Lethargie verfällt, wie wir sie sonst nur von Thun kennen. (Stichwort kollektives Blackout nach umstrittenen Penaltyszenen). Im Stadion meckert mancher, dass nicht Abrashi genügend Aufmerksamkeit erhält, sondern Steffen… und Bürki-Ersatz Taini. Steffen schiesst nämlich plötzlich im anderen Strafraum – und trifft zum 1:0 für Thun.
Thun braucht dann aber ganz viel Glück, diesen Vorsprung in die Pause zu bringen. In der Nachspielzeit wälzt sich Anatole nämlich so lange am Boden, bis GC einen Freistoss zugesprochen erhält. Zuber tritt ihn zwar nicht besonders stark, doch löst er mit seinem Schuss ein ziemliches Durcheinander vor der Thuner Torlinie aus. Grichting trifft den Ball aber nicht, Lang auch nicht. Es bleibt beim 1:0.
Wir atmen auf. Aber nicht für lange. Gleich nach der Pause gibt GC wieder Gas, deckt Faivre zehn Minuten lang regelrecht mit Bällen ein. Das ganze Furioso lässt böse Erinnerungen an jenen Match im letzten Herbst aufkommen, als GC in der 50. Minute traf, in der 56. Minute traf und in der 60. Minute traf. Und damals hatten die Fetscherin Brothers nach der Pause weniger (!) Chancen als heute. Entsprechend viel Glück benötigen Faivre und seine Hintermannschaft, um sich heute nicht schon wieder während einer bloss 10-minütigen Druckphase abschiessen zu lassen. Thun wankt, fällt aber nicht. Nach 60 Minuten steht es nach wie vor 2:0. Und dann, ja dann beginnt das Spiel so richtig viel Spass zu machen.
In der 64. Minute hat Lüthi nämlich genug von der GC-Offensiveuphorie und schnappt sich den Ball. Der Konter wird von Schneuwly abgeschlossen – und wie. Er haut den Ball eiskalt an Taini vorbei. 2:0. Da wir fragen uns, was länger her ist: Ein Thuner Sieg gegen GC in irgendeinem der Zürcher Stadien oder drei Thuner Auswärtssiege in Serie. „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“ grölen wir. Und maxen gleich noch etwas mehr: „Nie Schweizer Meister, ihr werdet nie Schweizer Meister…“ Wir lassen damit mal offen, ob wir damit nur die Familie Fetscherin meinen oder nicht doch auch andere GC-Mitarbeiter.
Nach dem Spiel feiern wir noch etwas neben dem „Das Beste zuerst“-Zelt. Wir singen für Fischer Urs und bringen mit unseren frechen Sprüchen sogar einen Delta-Security zum Lachen. Ein wahrhafter Timm Thaler-Moment. Dann aber geht’s zurück in die Provinz. Das nächste Spiel ist schliesslich wieder im „Mini-Stadion“ angesetzt. Doch wie steht doch auf der Leinwand im Letzigrund so treffend: „Auf Wiedersehen.“