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Thun - FCZ 0:4
10.03.2013Super League 2012/2013


Zu Spielbeginn witzeln wir noch, ob der Block Süd ausgerechnet beim ersten Match bei warmem Frühlingswetter die Weihnachtsgeschichte nachspielt und deshalb «dr Stärn vo Bethlehem» gleich mehrfach in die Höhe hält. Nur das Spruchband «Di Stärn lüchtet am Häuschte» lässt vermuten, dass hier wohl eher auf den Stern im Thun-Wappen angespielt wird. Doch das Unheil ist angerichtet: Ein Arena-Anwohner interpretiert die Choreo so falsch, dass er sich von den vermeintlichen Bethlehem-Sternen bis aufs Spielfeld leiten lässt. Und so treibt ab der 4. Minute ein Flitzer im Stadionrund sein Unwesen. Sein richtiger Namen sei hier angesichts der strikten Hooligankonkordat-Regeln nicht erwähnt, weshalb wir den Übeltäter zu seinem Schutz Marder X nennen wollen. Noch besser mit dem Datenschutz meint es übrigens Radio SRF, dessen Livekommentator das Tier als Eichhörnchen identifiziert.
Marder X rennt zuerst während dem laufenden Spiel auf dem Rasen hin und her, bevor er sein Heil auf den Sitzplätzen neben den FCZ-Fans sucht. Doch dort ist es ihm zu wenig cool – Marder X ist schliesslich ein echter Thuner Ultra - weshalb er erneut runter aufs Spielfeld rennt. Und nun zieht er seine grosse Show ab und will sich nicht mehr vertreiben lassen. Ob er wohl wie einst der Flitzer im Lachenstadion auch eine Wette im Freundeskreis eingegangen ist? Schliesslich droht der Spass aber vorschnell vorbei zu sein, packt doch Benito den Übeltäter. Doch Marder X war wohl einst dabei, als Aebikurve 77 bei einem Platzsturm (vorübergehend) von einem Security gestoppt wurde. Ganz nach dessen Motto «Lass dich nie unterkriegen», setzt auch Marder X zum Konter an. Dank einem Biss in Benitos Finger gelingt Marder X gleich wieder die Flucht. Die 1-Mann-Show bzw. 1-Marder-Show geht weiter, das Spiel ist mittlerweile seit fünf Minuten unterbrochen. Da fasst Da Costa endlich den Entschluss, sein einstiges Revier als Oberultra neu zu markieren: So packt er Marder X konsequent am Nacken und trägt ihn vom Spielfeld. Was folgt, bereitet allen Konkordat-Befürwortern Freude: Der gefährliche Flitzer und Hooligan Marder X landet in einem Sack und wird so umgehend und auf Nimmerwiedersehen aus dem Stadion gebracht. Denn das lebenslängliche Rayonverbot ist bereits beschlossene Sache. So müsste auch mit den anderen Übertätern im Stadion umgegangen werden – beispielsweise den FCZ-Fans, die das 2:0 mit Pyro feiern. Nicht wahr, Herr Käser?
Was wir heute auch noch lernen: Durch Eigentore geschenkt erhaltene Führungstreffer feiert man gemäss Ultra-Knigge nicht mit Pyro. Erst recht nicht, wenn der FCZ bis zu jener 12. Minute marderbedingt noch zu keinem einzigen Torschuss gekommen ist. Doch in jener Szene wird nun eben eine Hereingabe Schönbächlers von Schindelholz so unglücklich mit dem linken Fuss getroffen, dass der Ball im eigenen Tor landet. Der FCZ führt 1:0.
Thun erholt sich zum Glück gut von diesem Verteidigerflopp und bestimmt das Spiel. Einzelne Spieler zeigen eine so starke Leistung, dass sie in den Livetickern namentlich gelobt werden: «Schirinzi macht auf der rechten Seite ein gutes Spiel. Immer wieder kann er sich an der Seitenlinie durchsetzen und bringt gute Hereingaben…» heisst es beispielsweise bei sportal.ch in der 44. Minute. Dummerweise reichen bei Schirinzi Energie und Intelligenz nicht für die sechsminütige Nachspielzeit. Gleich mehrmals stellt er sich im Duell mit Schönbächler äusserst dämlich an. Erst gibt’s Gelb, dann eine Ermahnung vom Schiri und schliesslich – nach einem Trikothalten in der 51. Minute – Gelb-Rot. Ärgerlich.
In der Pause wird die Uhr wieder zurückgestellt. Auf den Platzverweis in der 51. Minute folgt das 2:0 in der 46. Minute. Buff erzielt beim allerersten Angriff nach der Pause das 2:0. Der Treffer ist so schön, dass ihn die Zürcher Ultras sogleich als pyrowürdig einstufen. Dummweise haben sie nur zwei Leuchtfackeln miteingepackt, weshalb sie während dem weiteren Spiel nur noch nervige Böller zünden können. Einer davon lassen sie zu allem Übel noch bei einem der beiden annullierten FCZ-Toren krachen. Vier von insgesamt sechs erzielten Treffer zählen aber: so auch das 3:0 von Drmic in der 56. Minute (Faivre war zu überhastet aus dem Tor gerannt). Und ebenfalls das 4:0 von Chermiti in der 62. Minute (per Penalty – Faivre hatte ihn mit den Armen gestoppt und dafür nur Gelb gesehen).
Allgemein spielt Thun bemüht, aber sehr unglücklich. Der Kampfgeist ist da, doch mündet er zu oft in dumme Fouls. Und was die Laufbereitschaft anbelangt… sagen wirs so: manche Spieler haben auch nach 90 Minuten noch nicht so viele Zwischenspurts hingelegt wie Marder X bei seinem sechsminütigen Auftritt. BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger – und Marder X.!