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Thun - Servette 1:1
17.02.2013Super League 2012/2013


Heute habe ich mich für einmal in den Servette-Sektor verirrt. Anfangs bekunde ich etwas Mühe, mich an die fremde «On chante! On chante!»-Atmosphäre und das bordeauxrote Farbenmeer zu gewöhnen. Fast jeder trägt hier mit Stolz jene Farbe zur Schau, die seit Jahren traditionell Servette zugeschrieben wird. Damit nicht genug: Als beim Einlaufen der beiden Teams die beeindruckende Choreo präsentiert wird, wird über dem blau-weissen Plastik ein Servette-Logo Richtung Stadiondecke hochgezogen. Doch es ist nicht etwa die Section Grenat (neuerdings mit umgekehrten Banner im Bernbiet unterwegs), die so viel welsche Stimmung in DIE ARENA mitgebracht hat, sondern der fast ebenso stark frühfranzösisch geprägte Le bloc de Sud. Modisch haben les garçons de Thoune heute ziemlich daneben gegriffen (wer trägt doch schon im Abstiegskampf bordeauxrote Kopfbedeckungen), aber mit der grossen und grossartigen Choreo holen sie sich gleich wieder viele Sympathien zurück. Doch zugegeben: Uns fasziniert nicht das viele bunte Plastik, sondern der politisch-unkorrekte Seitenhieb beim Gelb-Schwarzen Logo. Und plötzlich ist es doch wieder ein Sektor, in dem man sich als Thuner wohlfühlt.
Jedenfalls bis das Spiel beginnt. Denn es stellt sich der erwartete zähe Abstiegskampf ein. Thun erhält zwar anfangs selbst von den grössten Kritikern in der Kurve gute Stilnoten, doch spielt Servette gar nicht richtig mit. So viel Platz auf dem Platz haben und doch so wenige Schüsse aufs Tor zu bringen, ist nun wirklich kein positiver Leistungsausweis. Und wenn Thun doch endlich gefährlich in den Strafraum kommt, ja dann kann Mfuy Zuffi einfach stoppen – mit aller Gewalt, die in ihm steckt. Klares Foul, oder? Eindeutiger Penalty, nicht wahr? Und allein wegen der Verletzungsgefahr ist ein Pfiff doch angebracht, hat Mfuy den Zuffi doch regelrecht umgetreten? Doch Schiedsrichter Pache bleibt völlig unberührt und lässt das Spiel weiterlaufen. Worauf die Genfer zum Konter ansetzen. Kouassi findet im Mittelfeld viel Platz vor und schiesst aus 25 Metern. Goalie Faivre wehrt den Schuss zwar ab, doch landet der Ball in den Füssen von Treand. Nun schiesst dieser – und trifft. 0:1 statt 1:0 per Penalty. DIE ARENA tobt. 38 Minuten sind da gespielt.
Und so tritt ein typisches Abstiegskampfszenario ein: Die Hintenreinsteher bejubeln ihr überraschendes Tor und stehen gleich noch verbissener hinten rein, während die bemühte heimische Offensivtruppe noch das letzte Stück Lockerheit verliert und fortan noch ungeschickter über den Platz stolpert. Die Minuten vor der Pause sind entsprechend übel, die wieder etwas besser zweite Halbzeit alles andere als ein Fussballgenuss. Immerhin: Thun lässt weiterhin nichts unversucht, das Tor endlich zu treffen. Doch das wird auch deshalb immer schwieriger, weil die Genfer angesichts der Nachlässigkeit des Schiritrios mehr oder weniger ungestraft eine immer ruppigere Spielweise annehmen. Bei einer Freistosssituation rammen vor der Ballfreigabe gleich zwei Genfer unabhängig voneinander je einem Thuner den Ellbogen ins Gesicht. Die Tätlichkeiten bleiben ohne Folgen, gleiches gilt leider auch für all die Standardsituationen der Thuner.
So muss es unser Super-Stürmer mit dem S im Namen richten: Nein, die Rede ist nicht vom Herrn Schneuxty. Und auch der neue Finne namens Sadik kommt trotz einem beherzten 25 Minuten-Auftritt nicht zum Torerfolg. Der Thuner Glücksbringer ist heute vielmehr Steffen. In der 81. Minute schiesst er aus 20 Metern aufs Tor und trifft goldrichtig ins Lattenkreuz. 1:1. Die Schmach einer Heimniederlage gegen Servette scheint mit einigem Glück abgewendet. Wäre da nicht unser Goalie Faivre, der kurz vor dem Schlusspfiff bei einem Rückpass das Nervenflattern kriegt. Ihm gelingt nicht etwa der Befreiungsschlag, sondern schafft es tatsächlich, einen der ansonsten kaum existenten Servettestürmer anzuschiessen. Der durch diesen Faux-pas verursachte Abpraller fliegt nur knapp am Tor vorbei.
Eine Servette-Schwalbe später endet das Spiel mit 1:1. Die Freude im Stadion hält sich in Grenzen – weder dem Fanblock mit den bordeauxroten Schals, noch dem Fanblock mit den bordeauxroten Zipfelmützen ist wirklich zum Feiern zu Mute. Ebenfalls ein typisches Abstiegskampfszenario.