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Wohlen - Thun 1:2
03.02.2013Schweizer Cup 2012/2013


Zwei Monate sind seit der Absage des Cupspiels Wohlen-Thun vergangen. Doch die Ausgangslage sieht wieder gleich aus: Erneut droht die Absage des Cupachtelfinals – einerseits wegen ausgiebigen Schneefällen, andererseits wegen YB-Spielern, die den Platz vor, während und nach einer Niederlage kaputt getreten haben. Wobei sich ehrlich gesagt der FC Wohlen im Vorfeld auch wenig clever verhalten hat, fünf Tage vor der grossen Cuppartie ein Testspiel gegen YB auszutragen- auf dem Hauptplatz. Oder wie es die Zeitung «Der Bund» treffend ausdrückt: «Die Partie wurde trotz starkem Regen auf dem Hauptplatz ausgetragen. Der Rasen auf der Niedermatten glich nach dem Schlusspfiff einem Acker.»
Angesichts dieser Ausgangslage wird vor dem Spiel jeder zum Schnee- und Cuppropheten. An der Thuner Fasnacht lässt es sich selbst Milaim Rama nicht nehmen, über die Durchführungschancen zu diskutieren. Schliesslich wohnt er neuerdings im Rüebliland: «Im Aargau hat es schon mehr Schnee als in Thun, auch ich musste Zuhause Schneeräumen», so Rama, der dem FC Thun und seinen Fans alles Gute wünscht.
Als am Sonntagmorgen immer noch unklar ist, wählt Kevin das Sorgentelefon des FC Wohlen. Er fragt aber nicht etwa, ob auch die Bäume vor dem Stadion eingeschneit sind, sondern wie es auf die Platzverhältnisse steht. Am Telefon meldet sich gleich der Platzwart höchstpersönlich, der gerade mit seinem Pistenfahrzeug zwischen den beiden Toren hin und her fährt. Er gibt Entwarnung, einem neuen Cupabenteuer steht nichts mehr im Wege.
Fast 200 Thunfans machen sich schliesslich auf den Weg nach Wohlen, wobei sie sogar in den Genuss einiger Sonnenstrahlen kommen. Einen zusätzlichen Schuss Wärme kann man sich den Verpflegungsständen beschaffen. Die Getränke gibt’s halt einfach in Aargauer Varianten. Der Glühwein ist übersüss, aber dafür günstig (wobei je nach Kunde mal 3,50 Franken und mal 4 Stutz verlangt werden). Und das Kaffee fertig hat eine so eigenartige Färbung, dass ich zur Sicherheit nachfrage: «Ist das wirklich Kaffee?» Der Ausschenker nickt, ich komme dagegen zum Urteil, dass im kaffeeähnlichen Gesöff wohl mehr Schnaps als Kaffee steckt. Nun ja, mir solls recht sein.
Das Spiel dagegen wirkt wenig erwärmend. Auf dem (noch) grün-braunen Rasen spielen beide Teams sehr verhalten, 20 Minuten gibt es keine Torchancen. Dann aber stellt mal wieder ein YB-Spieler sein Können unter Beweis: In der 21. Minute foult Freddy Mveng im Strafraum Ferreira. Worauf Schiedsrichter Jaccottet tatsächlich mal auf Penalty entscheidet. Es kommt zum Duell Enrico Schirinzi vs. Flamur Tahiraj. «Schiess Links obe!» ruft Elfmeter-Mental-Assistent-Co-Trainer Puss in Boots (der FCT soll ihm doch endlich einen Vertrag in dieser Funktion geben, ist doch das Thuner Trainergrossgespann noch eindeutig zu schmal). Das Handlungsbedarf besteht, beweist Enrico Schirinzi: Er will den Ball rechts unten platzieren, muss aber mitansehen, wie der Wohlen-Goalie den Ball wegfaustet. Auch der Nachschuss missglückt, aber immerhin hat Thun mit dem Penalty einen Eckball herausgeholt.
Während die Thuner Südblöckler, die seltsamerweise Bommelmützen im Servette-Design tragen, ihr Team weiter lautstark antreiben (BTW Freiheit für alle Schlagzeuger), ist das Heimpublikum nicht ausmachen. Ab und zu wird auf der Haupttribüne und am Spielfeldrand geklatscht. Aber ansonsten: Nirgends ein Spruchband, nirgends kreischt eine Kinderschar im Rüeblidütschslang «Wohle, Wohle». Da kriegt also jeder 1. Liga-Klub eine bessere Stimmung hin.
Grund zum Jubeln haben aber ohnehin wir Thunfans: In der 36. Minute verwertet Ferreira eine Vorlage von Steffen. Und in der 60. Minute erhöht Marco Schneuxty zum 2:0. Gefeiert werden aber zwei andere (Ex-)Spieler: Sprechchöre für Zuschauer Rama werden angestimmt. Und für einen, der heute gar das gegnerische Trikot trägt, wird gar ein Spruchband in die Höhe gehalten: «Hodzic: Remember 27.09.05.» Eine sympathische Aktion. Allerdings nur halb gelungen. Eigentlich hätte man das Transparent nach ein paar Sekunden umdrehen sollen und dann auch an ein anderes Datum erinnern sollen: «Hodzic: Remember 13.11.07.»
In der 84. Minute wird Hodzic eingewechselt. Und prompt geht noch einmal ein Ruck durchs Heimteam. Erstmals machen sie im Thuner Strafraum ordentlich Druck. Mit Erfolg, verkürzt doch Ianu in der 88. Minute nach einem Freistoss zum 1:2. Der aargauische Energieschub ist aber nur vorübergehend, Thun bekommt das Spiel gleich wieder in Griff und bejubelt wenig später den 2:1-Sieg – auf einem inzwischen braun-grünen Rasen.