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Thun - FCZ 1:4
04.11.2012Super League 2012/2013


Wer ein Spiel in der Arena hinter sich gebracht hat, kommt auf der Rückfahrt mit der STI jeweils in den Genuss einer Sonderfahrt übers Land. Man lernt erst die Sehenswürdigkeiten des beschaulichen Allmendingen kennen, ehe man an idyllischen Bauernhöfen vorbeifährt. Jöööö diese Kälbchen. Wäääääää dieser Miststock. Und weil in der Super League neuerdings meist mittags gespielt wird, ist es selbst in den Wintermonaten nach Spielschluss noch genug hell, damit man das Bergpanorama bewundern kann – wenn es denn nicht so bewölkt wird wie heute Nachmittag. Ob die Route der Busfahrt Arena Thun – Bahnhof Thun wohl absichtlich als Überlandfahrt konzipiert wurde, damit wir all den fussballerischen Ärger möglichst schnell wieder vergessen können? Bei einigen Fans scheint die Wirkung jedenfalls schon einzusetzen, wird doch munter behauptet, Servette habe in Luzern 2:0 gewonnen. Mindestens. Und dieses eine Tor von Schneuxty, das war doch Klasse. Schade, hat er es sich nicht fürs Lugano-Spiel aufgespart.
Ich habe derweil genügend Platz, um im Matchprogramm zu blättern. Ausnahmsweise kein überfüllter Bus – handelte es sich bei der Zuschauerzahl 5932 etwa um einen Bluff? Ich lese noch einmal die Weisheiten des Renato Steffens darüber, wie Thun zum Siegen zurückfinden könnte: «Es braucht eine geschlossene Mannschaftleistung, die bis zum Schlusspfiff anhält. Dann können wir jeden schlagen. Die Qualitäten haben wir. Dies haben wir in dieser Spielzeit schon oft bewiesen.» Ich runzle die Stirn. Sind gerade mal vier Siege in der Meisterschaft plus ein mit Glück zustande gekommenes Weiterkommen im Cup wirklich genügend Beweis dafür, dass Thun sämtliche Gegner schlagen kann? Ich blättere weiter und schaue aus dem Fenster. Man könnte in Thun auch in einem Sexshop Geld verjubeln. Die Befriedigung wäre wohl grösser.
«Gerber raus» und «Ausser Challandes könnt ihr alle gehen» wurde vor ein paar Minuten im Stadion gesungen. Ein falscher Ansatz, wie ich finde. Einerseits ist die Trainerikone Challandes zu einem grossen Teil schuld daran, dass Thun innert kurzer Zeit mal wieder zur Wohlfühltruppe geworden ist. Wenn jedes Mal der Schiedsrichter schuld an der Niederlage ist, brauchen sich Spieler wie der Schwalbenkönig mit der Nummer 9 ja gar nicht zu hinterfragen. Oder nehmen wir mal Doppeltorschütze Marco Schneuxty. Er irrt zwar fast das ganze Spiel durch übers Feld. Doch in der 37. Minute erzielt er immerhin ein Offsidetor. Da ist doch der Fähndlima der Blödmann, wenn der Treffer nicht zählt. Und in der 87. Minute köpfelt er bereits wieder den Ball über die Linie. Dieser Treffer zählt jetzt – dabei stand Schneuxty doch Offside. Warum nur können die Schiris nicht immer so nachsichtig mit Thun sein wie in dieser Szene?
Andererseits hat Buhmann Gerber sicher seine Lehren aus dem heutigen Spiel gezogen und in seinem dünnen Transferbüchlein zwei neue Namen reingeschrieben: Stjepan Kukuruzovic und David Da Costa. Der eine hat heute zwei sehenswerte Tore erzielt, der andere hat nur ein Ei kassiert. «Nicht vergessen, in rund zehn Jahren zurück nach Thun holen und mit einem Rentenvertrag ausstatten», hat sich unser Sportchef sicher notiert.
Wir fahren am Restaurant Burehuus vorbei. Ob ich mich wohl schon bald wieder dort mit Bettoni zum Mittagessen treffen will statt mir weite Reisen an Thunspiele an zu tun? Fahrten in die Westschweiz dauern doch knapp länger als diese Busfahrt hier. Ich blättere im Matchprogramm bis zum Spielplan weiter: Sind sieben Punkte in den letzten drei Runden realistisch? Oder eher sieben Gegentore? Wie torreich war nochmals die heutige Partie?
Auf der vorletzten Seite des heutigen Spiels wirbt Skywork für Auswärtsfahrten. «Wir bringen Sie in die Fussballstadien Europas: Premiere League – Bundesliga – Primera Division» lautet der Werbetext. Da hält der Bus gerade beim Bahnhof. Vis-à-vis auf Perron 1 vergnügen sich gerade ein paar Fussball-Pauschaltouristen. Zürcher rennen vermummt auf dem Bahnhofareal hin und her. Ein besonders peinliches Kantersieg-Ritual? Und schon verspüre ich wieder fussballerischen Ärger. 1:4. Verdammt!