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YB - Thun 3:0
29.07.2012Super League 2012/2013


Fürs heutige «Derby» haben wir uns eine besondere Anfahrtsroute ausgedacht: Um all den Zugsüberfällen und sonstigen Provokationen auszuweichen, haben Fanclublegende und ich uns zu einem Fanmarsch von Ittigen nach Bern entschlossen. Der Weg führt an Sehenswürdigkeiten wie einem Industrieviertel, einer Autobahnbaustelle und den Parkplätzen der YB-Spieler vorbei. Alle haben schon ihren Top-Citröen parkiert, nur Mändu fährt wohl lieber Velo. Erinnerungswürdig ist aber vor allem jenes seltene Naturschauspiel, das optimistische YB-Fans zeigt. Da gibt es tatsächlich einige YB-Fans, die von einem klaren Derbysieg ausgehen. Remember Zimbru? Zu ihnen gehört auch jener Rapper aus Down Town Schönbühl, der seine Jugend im Shoppyland und seine Pubertät im RTL-Studio verbracht hat: Jesse Ritch (der originellste Künstlername seit Marco Wölfli!) ist Stargast des heutigen Kids Day, weshalb er abwechslungsweise auf der Grossleinwand labert oder singt. Er hat sich ein Gelbschwarzes Dress übergestreift und als YB-Fan verkleidet. Gescheiterte Sänger müssen halt an jeder Hundsverlochete auftreten.
Dasselbe wird sich wohl auch Eddie Murphy alias Anatole Ngamukol sagen: Was für eine Hundsverlochete!? Und das erst noch mittags um 13.45 Uhr. Unser neuer Star mit der Nummer 9 wird sich wohl anfangs als «Glücksritter» gefühlt und unter dem Motto «Angriff ist die beste Verteidigung» gesagt haben:«Ich lös’ den Fall auf jeden Fall». Aber bald einmal muss er sich wie alle Thuner im Stadion der Erkenntnis stellen, dass es «Nur 48 Stunden» dauern würde, bis Thun hier endlich zum Torerfolg kommt - trotz schwachem Wölfli. Aber wer halt in Halbzeit 1 trotz gewonnener Cornerstatistik und guten Freistosschancen den Ball nicht reinhaut, kann nun mal nicht punkten.
Kurzum: Beim heutigen Eddie Murphy-Auftritt zeichnet sich kein Happyend ab, die Fussballgötter scheinen sich wieder einmal gegen Thun verschworen zu haben. So erzielt Christian Schneuxty in der 31. Minute nur das 1:0, weil ein Thuner Verteidiger den Ball ins eigene Tor ablenkt. Und in der 34. Minute profitiert 2:0-Schütze Spycher von der fragwürdigen Vorarbeit von Nuzzolo. Der liess sich nämlich bei einem Durcheinander im Thuner Strafraum über Bättigs Fuss fallen. Entsprechend viel Unmut löste der Penaltypfiff von Schiri Gremaud aus. Und die Höchststrafe erhält Thun in der 55. Minute, als selbst Jahrhundert-Chancentod Mayuka noch ein Tor schiesst. Er wird von Moreno Costanzo nach einem Konter mit einem so raffinierten Pass beschenkt, dass er den Ball nur noch über die Torlinie schieben muss. Ausnahmsweise gelingt Mayuka das sogar. Was für eine Schmach für Thun!
Gross ist der Frust bei vielen Fans im Sektor B. In den Stadionbereichen B7, B9, B11 und so weiter sitzen nämlich nebst ein paar YB-Fans auch jede Menge Thuner (BTW, Freiheit für alle Schlagzeuger). Noch weniger Thunfans als in den vorhergehenden Begegnungen wollen sich heute den mehr als halbstündigen Zwangsaufenthalt nach Spielschluss gefallen lassen. Wer ins Aaretal reisen möchte, müsste z.B. statt den 15.49-Zug den 16.49-Zug nehmen. Ja, da sitzen doch viele lieber neben ein paar YB-Nicht-Versteher, die wegen der kleinen Törchen schon wieder von der Tabellenspitze träumen. Ob wohl ihnen zu liebe die Blitztabelle absolut unleserlich in weisser Schrift auf gelbem Hintergrund eingeblendet wird? Und ob provokante Sprüche wie «Thun cha ja gar nüt» auf YB-Fans wirklich eine beruhigende Wirkung haben, wenn man bedenkt, dass YB erst jetzt gleich viele Punkte auf dem Konto hat wie Thun. Und keinen einzigen mehr.
Das Spiel endet 3:0. Ein Clown verteilt Jesse Ritch-Autogramme. Jesse Ritch selber übrigens auch. Wir dagegen marschieren zurück auf Ittigen. Der Luca Hänni-Fancar war heute leider nicht verfügbar. Schade eigentlich.