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FCB - Thun 2:1
02.05.2012Super League 2011/2012


Was für ein Gegensatz: Im Zug trinke ich zwei quellfrische Efes-Biere, deren Nachgeschmack bei mir selbst während der minutiösen Eingangskontrolle («We dos e Handy isch gsi, was isch de dos?» «Das hie isch dr iPod.» «Ah, eh ja derno».) für eine Wohlfühl-Stimmung sorgt. Im Stadion dagegen entpuppt sich das als Bier angeschriebene Getränk als Feldschlösschen 2.4. Läck isch das e Bschütti. Hoffe, die FCB-Fans hatten an ihrer Meisterfeier richtige Getränke.
Ja, damals als auf dem Barfi noch gefestet wurde. Lange ist’s her, drei Tage um genau zu sein. Längst ist wieder der Ligaalltag eingekehrt am Rhein. Und so wird die Heimmannschaft heute von den angeblich besten Fans der Schweiz minutenlang gnadenlos ausgepfiffen. Also wirklich das ganze Team und nicht nur Alex Frei. Der Grund: Nach einer Stunde steht die Partie tatsächlich immer noch 1:1. Und so ertönt bei jeder Basler Ballberührung, die nicht zu einer Strafraumszene führt, ein lautet Pfeifkonzert. Dabei müssten die Beppis doch froh sein, dass ihr FCB nicht mehr Torszenen hat. In der 45. Minute hat nämlich Park eine Flanke von Schirinzi verwertet – ins eigene Tor. Jener Treffer, der dagegen dem ach so brillanten FCB angerechnet worden ist, erzielte dagegen Andrist. Fussballspielen muss also wie Velofahren sein: Auch wenn man monatelang nicht aktiv ist, verlernt man es nicht. Doch von Andrists Glücksmoment einmal abgesehen dominiert Thun das Spiel und liegt auch in der Eckballstatistik klar vorne. Nur eben: Wer wie Marco Schneuxty nicht einmal schiesst, wenn man das leere Tor vor sich hat, kann nur schwer in Führung gehen.
Und so (Achtung Standardsatz) kommt es, wie es kommen musste. «Hier kommt Alex!» heisst es in der 70. Minute, als er einmal mehr unter Beweis stellt, dass er nicht verlieren kann. Dumm für Thun, dass Schiedsrichter Graf auf seine Shownummer reinfällt. Statt laut über die Szene und die völlig unverdiente Führung zu schimpfen, überlasse ich die Schilderung der Szene dem nüchternen Berichterstatter der «Neuen Zürcher Zeitung». Ich zitiere: «Den Unterschied machte wieder einmal Alex Frei. In einem individuellen Zwischenspurt fiel er im Strafraum über Thuns Torhüter Da Costa und verwertete den Strafstoss danach mit seinem 23. Saisontor zum 2:1. Diese Geste der Einheimischen war nötig, weil das verwöhnte Publikum während einer Baisse leise Töne des Unmutes verlauten liess.»
Bester Thuner ist im Übrigen der eingewechselte Rama, der eine starke Schlussphase zeigt. Doch auch Colomba zeigt, dass er längst noch nicht ins Fussballer-Altersheim gehört, und wehrt Schuss für Schuss ab. Wie das FCB-Publikum wohl auf einen Punktverlust reagieren würde? Mit einem öffentlichen Verbrennen sämtlicher Meistertitel-Fanartikel vielleicht, welche die Fans anderthalb Stunden zuvor gekauft haben? Doch Rama glückt das 2:2 nicht mehr – Thun verliert im Basler Heul doch-Stadion. Vielleicht sollte am 1. Juni 2013, dem letzten Spieltag der nächsten Saison, ganz einfach der FC Thun den Meisterkübel in die Höhe stemmen – ohne Pfeifkonzert versteht sich.