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Thun - YB 1:1
10.12.2011Super League 2011/2012


Eingangs übersetze ich mal für unsere Augsburger Fussballfreunde, die in der 1. Bundesliga mit ihrer Vorrunde gewiss zufriedener sein dürfen als die Young Boys mit ihrem NLA-Gestolpere, die Choreo unserer «lieben Fussballfans im Gästesektor» (Zitat Stadionspeaker): «Hey Mann, wie voll krass ihr es auch dreht und wendet, ihr werdet von unserem Bling-Bling-Glanz geblendet.» Und dazu strecken uns hunderte Fans ihr Pappkarton-Logo entgegen. Ganz nach dem Motto halt: «YB ohne dich ist wie hässlicher Klassenclown ohne blöde Witze.»
Natürlich wissen auch wir in Thun, dass YB einst tatsächlich wichtige Fussballspiele gewann. Nur hats mich damals schon nicht interessiert, ich begeisterte mich damals für einen jungen Goalie, der beim EHC Chur zwischen den Pfosten stand. Ob Renato Tosio wohl auch an jedem schlechten Arbeitstag darauf hinweist, dass er vor Jahrzehnten Schweizer Meister war? Man muss als Thunfan aber neidlos anerkennen, dass Young Boys wie zu ihren besten Zeiten spielen. Der Steinzeitfussball, der ihnen die grosse Glatze verschrieben hat, erinnert an längst vergangene Zeiten. Da kommt mir doch gleich ein Lied aus den 80er-Jahren in den Sinn: «Hässlich, ich bin so hässlich, so grässlich hässlich: Ich bin der Hass!» (BTW: Freiheit für alle Schlagzeuger!)
Die Startviertelstunde in DIE ARENA entpuppt sich gleich als YB-Viertelstunde. YB kommt gleich zu drei Schüsschen, YB-Fans zünden Pyro und sind auch stimmungsmässig klar überlegen. Da denkt sich wohl der Durchschnitts-Use-Use-Thuner, er sich müsse sich schon bald wieder ein Gelb-Schwarzes-Leibchen überstreifen. Man müsste halt auch genau hinhören, um zu merken, dass die besonders stark engagierten Fans gerade einen 15-minütigen Stimmungsboykott durchziehen. Wobei es dann doch früher als erwartet laut wird im Thunsektor: Enrico Schirinzi spielt Christian Schneuxty, der keine Mühe hat, den Ball an Marco Wölfli vorbeizuspielen. 1:0. Jubel, Trubel, Heiterkeit und Todesstille. Fussballfans sind keine Verbrecher!
Bereits in der 12. Minute jubeln die YB-Fans. Doch Ben Khalifa hat seinen Gegenspieler zurückgehalten, bevor er den Ball mit seinem Knie über die Linie spediert hat. Noch einmal durchatmen. Doch in der 28. Minute wird die Thuner Passivität bestraft: Ben Khalifa setzt sich gegen Bigler und Lezcano durch und kommt aus spitzem Winkel zum Abschluss. Der Ball fliegt an Da Costa vorbei ins Tor. 1:1. Ben Khalifa entpuppt sich damit endgültig als Torjäger. Es ist bereits sein zweiter Meisterschaftstreffer für YB.
Man erzählt sich übrigens, dass auch Mauro Lustrinelli einst Tore schiessen konnte. Heute wagt er wieder einige Versuche, mit denen er aber - meist kläglich - scheitert. Und das trotz Goalie-Trottel Wölfli, der immer wieder peinliche Abpraller zulässt. Ganz nah am Treffer ist Lustrinelli in der 37. Minute, als er nach einem Freistoss von Schneuxty den Ball über die Linie schiebt. Doch Schiedsrichter Graf (ob er wohl mit Fan Graf verwandt ist?) gibt den Treffer fälschlicherweise wegen Offside nicht.
Die zweite Halbzeit bringt dann auch keinen Treffer mehr, der zählen würde. Zwar liegt der Ball auch in der 73. Minute wieder im Tor. Doch Moreno Costanzo stand im Offside, als er den Ball auf den vermeintlichen Torschützen und sicheren Chancentod Emmanuel Mayuka vorlegte. Und auf Thuner Seite übt Lezcano leider lieber an seinem Buebetrickli, als den direkten Torschuss zu wagen. Als es in der Nachspielzeit endlich mit dem Trickli klappt, ahnt Goalie-Trottel Wölfli leider schon, wie der Ball zu fliegen kommen wird.
Apropos Goalie-Trottel. Der wäre mit seiner unsympathischen Art, abwechslungsweise seine Gegenspieler, den Schiedsrichter oder gar seine Mitspieler (der arme Degen-Zwilling) anzuschreien, ein cooles Vorbild für einen Teil der Matchbesucher. «Wir sind Thuner, was seid ihr?» Aha! Manchmal tut die Gegenwart ebenso weh wie die Erinnerung an die Vergangenheit...