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Lausanne - Thun 1:0
22.10.2011Super League 2011/2012


Was für eine Reise nach Lausanne. An der Bushaltestelle beargwöhnen uns schon Polizisten, doch unbehelligt können wir im Bus und auch vor dem Stadion noch ein Bier trinken. Im gut gefüllten Gästesektor sind wir zu Beginn noch euphorisch, doch drückt der Grottenkick auf dem Rasen auf unsere Stimmung. Ein Kollege ist deshalb in der Pause dem Ausrasten nahe und tritt gegen die Stufen der Steintreppe. Besser für ihn, dass es keine Plastiksitze mehr hat, die hätten seine Wut bestimmt nicht ausgehalten. Ich tröste ihn mit den Worten «Hey, es steht erst 0:1, da ist noch alles möglich». Da wird er plötzlich noch bleicher im Gesicht, dachte er doch, das Pausenresultat laute 0:0. Um den Frust herunterzuwürgen, essen wir in der Pause – für günstige fünf Franken – eine geschmackvolle Wurst. Dann ertönen wieder laute «FCZ, FCZ»-Rufe…
Ja, ich war live dabei, als Lausanne den ersten Saisonsieg feierte. Der Groundhoppingtrip mit zwei Sionfans zum Spiel Lausanne-FCZ (bitte den Sinn dieses Ausflugs nicht hinterfragen), endete zu unserer Enttäuschung mit einem Heimsieg. Und ja, ich war natürlich auch live dabei, als Lausanne den zweiten Saisonsieg feierte. Gegen Thun, welch Überraschung. Dabei erlebe ich viele Déjà-vus. Wieder handelt es sich um einen Grottenkick, Lausanne spielt nach fast 500 Minuten ohne Torerfolg noch etwas bissloser. Und das Auswärtsteam, dieses Mal Thun, bringt keinen Fuss vor den anderen. In den ersten 40 Minuten kommt Thun nicht einmal zu einer Chance. Und doch schiessen sie ein Tor. Erst ertönt im Thuner Strafraum der Chaos-Alarm – die Spieler schreien rum, weil Page völlig frei steht – und dann ertönt wie schon in St. Gallen der Eigentor-Alarm – die Torhymne des Heimklubs. Anstelle des gesperrten Bättigs ist heute Schirinzi der Unglücksbeo.
Als die Thuner dann nach 40 Minuten endlich das Spieldiktat übernehmen, weil Aufsteiger und Schlusslicht wohl schon ausgebrannt ist, können sie froh sein, kein 0:3 aufholen zu müssen. Doch auch der eine Gegentreffer ist ein zu grosses Handicap für die verunsicherten Spieler, die stets über links ausgeführten Angriffe langweilen uns Thunfans wohl ebenso wie die Lausanneverteidiger.
Gerne würde ich auch heute den Frust mit einer Wurst herunterwürgen. Doch dummerweise hat eine somalische Piratenfamilie den Verpflegungsstand besetzt und verlangt sieben Franken für eine Wurst. Ist dieser 2-Franken-Aufschlag gegenüber dem FCZ-Spiel mit dem starken Franken zu erklären? Oder liegts an der neuen Zubereitungsweise? Heute sind die Würste grauenhafter und kälter als jeder (vermeintlich) warme Imbiss, den wir je in einem anderen Westschweizer Stadion (Maladière inbegriffen!) zu uns nahmen. Hier entwickelt sich ein neuer Gourmettempel.
Als Thuner Waterloo können wir die Pontaise ohnehin schon bezeichnen. Wenn der Gegner nicht gerade Le Mont hiess, hat Thun in der Pontaise noch nie auch nur gepunktet. Und irgendwie wäre es auch unangebracht, wenn ausgerechnet die derzeit so limitiert spielende Elf diese Niederlagenserie reissen würde. So endet das Spiel standesgemäss mit einer 0:1-Niederlage. Daraufhin fallen im Gästesektor ein paar Worte derjenigen, welche all die düsteren Egli- und van Eck-Zeiten wohl verdrängt haben. Die Spieler zeigen aber nach Abpfiff erneut Charakter und sprechen noch minutenlang am Zaun mit uns Fans. Und damit unterscheidet sich der zähneknirschende Abschied der bodenständigen Thuner doch sehr vom raschen Abgang der FCZ-Millionäre, die damals im Sommer überhaupt nicht zu spüren schienen, dass eine Niederlage gegen das diesjährige Lausanne schlichtweg Scheisse ist. Hopp Thun, auf Wiedersehen und Wiedersiegen am Mittwoch!