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Thun - Lausanne 5:2
14.08.2011Super League 2011/2012


«Mir si mit em Velo da. Mir si mit em Velo da…» Letzten Sonntag wurde die Bus-Heimfahrt nach dem Xamax-Spiel zur überlangen Odysee. Und am Mittwoch musste ich als Busreisender vor dem Europacupbilletabholen über einen Zaun klettern, weil natürlich gerade bei der Bushaltestelle kein Durchkommen zum Stadion war. Ici c’est pas Thoune, ici c’est Baustelle! So reaktivere ich heute halt mein altes Bahnhofvelo und strample mir den Weg zum Stadion ab. Passenderweise haben irgendwelche Bahnhofkiddies meinen Sattel halb abgeschraubt, so dass ich ihn nicht mehr richtig festschrauben kann. Ich habe daher ein Fahrgefühl wie auf einem Kindervelo, gute Vorbereitung für den heutigen Kindertag gegen Lausanne. Dumm nur, dass heute der erste Sommertag überhaupt in Thun zu sein scheint. Bei fast 30 Grad – und einem Thunfest hinter mir – fliesst ganz viel Fleiss zwischen Bahnhof und Thun Arena. Und erst das Velogedränge vor dem Stadion: Bei meiner Ankunft stehen auf dem Vorplatz hunderte Velos. Ob ich das Velo nach dem Match jemals wieder finden werde?
Aber heute spielt hier natürlich auch der Leader, immerhin 5700 Fans finden den Weg in DIE ARENA. Und hier im Hexelkessel herrscht tatsächlich Spitzenstimmung. Nicht dass wir so direkt nach dem Thunfest noch starke Lungen hätten, aber bei diesem turbulenten Spielverlauf macht jeder seine letzten Kräfte frei. Denn schliesslich gilt es im Fernduell mit YB die Tabellenführung zu verteidigen. Thun legt schon mal vor: In der 7. Minute landet ein missglückter Rückpass von Sonnerat in den Füssen von Lsutrinelli, der Lausanne-Hüter Coltorti (was für ein Wiedersehen!) regelrecht ausdribbelt und zum 1:0 einschiesst. Und es kommt noch besser: In der 14. Minute passt Lustrinelli zu Schneuxty, der zum 2:0 einschiesst. Alles schon entschieden? Dass Fahrni Rüedu zur gleichen Zeit YB gegen GC in Front schiesst, interessiert uns jedenfalls nicht wirklich. Doch die Waadtländer lassen sich nicht unterkriegen. In der 26. Minute lässt Lang Da Costa keine Chance und schiesst zum 2:1-Anschlusstreffer ein. Ja dieser Lang hat einen genialen Torriecher. Aber ansonsten ist sein Auftreten erbärmlich. Erst sieht er für ein hartes Foul gelb, dann bleibt nach einer himmeltraurigen Schwalbe im Strafraum die obligate zweite Karte aus. Vorerst jedenfalls..
Zur Pause müsste Thun 5:1 führen oder 6:1 sogar. Besonders Lustrinelli erweist sich heute als Chancentod. Vermisst wird Rama, aber auch Bättig. Das defensive Mittelfeld zeigt heute keine Glanzleistung. Natürlich schiesst Andrist in der 47. Minute ein Traumtor, in dem er den Ball aus spitzem Winkel genau ins Lattenkreuz knallt. Aber in der 49. Minute jubeln bereits wieder die Waadtländer: Moussilou profitiert von einem unmotivierten Rauslaufen Da Costas. 3:2.
An anderen Tagen würde ein Spiel, in dem das Heimspiel einerseits seine Chancen so schlecht nutzt und andererseits hinten so wenig aggressiv auftritt, verloren gehen. Doch zum Thuner Glück steht da noch ein Typ namens Lang auf dem Platz, der in der 53. Minute zur nächsten lächerlichen Schwalbe ansetzt. Dieses Mal kennt Schiri Amhof keine Gnade und zeigt Lang die zweite Karte. «Use, use, use!» Die Kartenflut wird langsam zur Tradition hier in DIE ARENA.
Der Rest vom Spiel wird zum Thuner Schaulaufen. Die Chancenauswertung ist zwar immer noch miserabel, aber jubeln dürfen wir trotzdem noch zweimal. In der 66. Minute spielt Andrist so genial auf Lustrinelli, das selbst der das Tor nicht mehr verfehlen kann. Und in der 87. Minute agieren Schneuxty und Witter perfekt zusammen. Letzterer erzielt das 5:2. Und so beginnen wir zu singen: «Die Nummer 1 der Schweiz sind wir…» Dass YB derweil 3:0 in Führung liegt, spielt nicht nur keine Rolle, sondern ist vielmehr ein Ansporn für die nächste Runde. Da unternehmen wir Thunfans nämlich eine (Zug-) Reise nach Bern…
Nach dem Spiel steht erneutes Europacupbilletabholen auf dem Programm, dieses Mal fürs Rückspiel. Das Warten in der Warteschlange dauert eine gefühlte Ewigkeit – dumm nur, dass Tomtom, Gölä und ich von Anfang die Vorderesten und Einzigen in der Schlange sind. Aber es gibt halt auch Details wie allfällige Rentnerrabatte und Bezahlmöglichkeiten in Pfund zu klären. Nach langer Diskussion haben wir alle unsere Tickets. Auch Gölä, der noch nicht mal seinen Flug gebucht hat. Hü emau, ruf endlich mal der Skyworktruppe oder auf die Ferieinsle an. Ein, zwei Chrutze später schnappe ich mir dann mal das Velo. Das ist übrigens schnell gefunden, stehen doch um halb Acht eh nur noch ein Tomtom-Töff, ein Rama-Auto und Mattäng-Velo auf dem Vorplatz. Gute Heimreise allerseits!