Thunfans » Spielberichte » Europa League 2011/2012 » Thun - Palermo
Thun - Palermo 1:1
04.08.2011Europa League 2011/2012


«Nemmeno Natale e` una sera normale con gli occhi per terra la gente prepara la guerra…» Schon fast wehmütig höre ich mir das Canzone «Il cucciolo Alfredo» von Lucio Dalla an, als ich zur Arena komme. Zwar lebe ich die Italianità tagein tagaus stark, aber heute bin ich überzeugt, dass dies alles andere ein «sera normale» wird. All die rosarotgekleideten Fans, die um 17 Uhr schon rund ums Stadion stehen, werden schon bald merken, dass heute der Abend ist, an dem ein Serie A-Verein in der Thuner Fussballprovinz verliert. Übrigens witzig, wie fast jeder von ihnen ein Miccoli-Dress trägt. Ja sollen wir uns fürchten, nur weil der Palermo-Captain vor einer Woche das 2:2 erzielt hat? Da würde mich ein rosarotes Beate Oesch-Trikot schon mehr beindrucken.
Nachdem wir beim Steinklotz, DEM Insider-Treffpunkt, mit richtigem Bier gestärkt haben, geht’s ab in die Arena. Heute stehen schon mehr Zuschauer im Stehplatzsektor, doch noch zu viele haben zu grossen Spass an diesen Stühlen. Ja sind wir denn hier an einer Tennisveranstaltung!? Kreativ ist der Typ direkt vor uns, der die ganze erste Halbzeit mit seiner Kamera filmt. Dann ist aber der Akku leer. Oder steckt er die Kamera in der Pause etwa auf Nimmerwiedersehen ein, weil er Angst davor hat, solch Ungeheuerlichkeiten wie ein «Scheiss GC» vor die Linse zu kriegen? Angestimmt wird übrigens auch ein «Scheiss YB», worüber sich die anwesenden YB-Fans beschweren. Komisch, ich hätte schwören können, dass heute auch die Gelb-Schwarzen europäisch spielen.
Einen YB-Totomat gibts heute im Stadion nicht. Und auch auf eine Matchuhr müssen wir in der zweiten Halbzeit verzichten. Handelt es sich wirklich um ein technisches Problem oder nicht doch eher um einen taktischen Schachzug? Ab der 49. Minute sind wir nämlich daran interessiert, dass das Spiel möglichst lange dauert. Da erzielt nämlich Gonzales nach einem Pass von – natürlich – Miccoli- das 0:1. Das Ende aller SkyWork-Träume?
Die Thuner, die ohnehin heute das stärkere Team sind, lassen sich durch den Gegentreffer nicht beeindrucken. Sie spielen weiter souverän nach vorne. Ob das aber wirklich eine Spielweise à la Barcelona ist, wie man mich belehren will, bezweifle ich ja. Wobei der lang ersehnte Treffer, der in der 65. Minute fällt, wirklich wunderschön herausgespielt ist: Andrist s’invola sulla destra, sul suo cross basso Wittwer fa da sponda e l’immarcato Lezcano scarica in rete. Oder zu gut deutsch: Dank ANdrist und Witter hat Lezcano die Chance zum 1:1 einzuschiessen. Er nutzt die Chance eiskalt.
Die letzte halbe Stunde ist überraschend ereignislos. Da Palermo im zweiwöchigen Duell gegen Thun ohnehin jeweils nur bei Standards wirklich gefährlich wird, gilt es Fouls in Strafraumnähe zu verhindern. Da dies den Thuner gelingt, können wir selbst die Nachspielminuten ruhig runterzählen. Kurz vor halb Neun ist dien Heldentat vollbracht, wir dürfen den Einzug in die nächste europäische Runde bejubeln. Und wie feiert man den am besten? Mit einer Challandes-Welle. Und dem Spottgesang «Ihr seid nur ein Pizzalieferant!» Die Italianità ist damit definitiv vertagt, heute bestelle ich erst einmal im Klösterli Pub ein kanadisches Bier.