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Servette - Thun 1:2
17.07.2011Super League 2011/2012


1:3. 1:3. 1:5. 1:3. 1:3. 4:5 n.P. 1:4. 1:2. Die Bilanz der acht Thun-Besuche bei Servette Genf ist aus Oberländer Sicht wirklich verheerend. In den letzten neun Jahren folgte Niederlage um Niederlage. Selbst in der Champions League-Saison war der damalige Genfer Erstligist für den FCT unüberwindbar. Dementsprechend wäre ich heute schon mit einem albanisch herausgespielten 0:0 zufrieden. Doch die beiden Servette-Fans, die ich in der S-Bahn nach Lancy-Pont-Rouge treffe, stellen schon mal klar, dass ich hier in einer Fussballstadt zu Gast sind. Die beiden «Einheimischen» (in Wirklichkeit sind beide Nidwaldner) sagen ganz bescheiden: «Ach weisst du, so Anfangs Saison herrscht bei uns in Genf noch keine Euphorie. Ich rechne mit 10 000 Zuschauern.» Für mich eine sehr optimistische Schätzung, zumal es heute nicht nur in der ganzen Schweiz, sondern auch in Genf in Strömen regnet. Als würde weit oben uns der Fussballgott auf einer Wolke sitzen und heulen, weil Carlos Varela heute in die Schweizer NLA-Stadien zurückkehrt.
Wer gehofft hat, in Genf ein gutes Schnäppchen à la Albanien zu machen, wird enttäuscht: Wer sich wie Küsu an der Stadionkasse auf die aktuell auf der Servette-Homepage abrufbare Preisliste beruft und ein 12 Franken-Ticket bestellen will , bekommt nur das einmalige Angebot, doch einfach mal 12 Tickets zu kaufen. Und wer wie ich damit liebäugelt, vom Bierrabatt zu profitieren und gleich 6 Bier zu nehmen, lässt den Deal or no Deal im letzten Moment platzen. Im «Bier» steckt nur ein Hauch von Alkohol.
Gewöhnungsbedürftig ist auch die Grossleinwand im Stadion: Da wird der FC Thun noch mit altem Logo präsentiert. Das sind ja Zustände wie auf www.thunfans.ch! Es kommt aber noch eigenartiger: Während Varela beim Vorlesen der Spielernamen als schwarze Silhouette präsentiert wird, grinst Schneuwly im YB-Dress vom, Bildschirm auf uns herunter! Im Gegensatz zu den Albanern schreiben die Genfer wenigstens nicht «Schneuxty» (so gelesen im «Metropol Sport-Matchbericht).
Und ebenfalls ungewohnt: Wenn hier in Genf der Gegner ein Tor erzielt, leuchtet ebenfalls ein grelles «GOAL» auf der Leinwand auf. Das würde mich als Grenat-Fans ja heftig ärgern. Als Thunfan dagegen kann ich mit der Einblendung gut leben, zumal wir unser Team bereits in der 2. Minute bejubeln dürfen. Als Andrist nämlich von links eine Flanke zu YB-Schneuwly alias Schneuxty schlägt, schiesst dieser umgehend zum 0:1 ein. Und es kommt noch besser: In der 10. Minute findet ein Eckball von Schneuwly genau den Kopf vom freistehenden Lustrinelli, der das 0:2 erzielt. Und wieder erscheint der «GOAL»-Schriftzug auf der Leinwand.
Während einige Fans ein «Kniet nieder vor dem Leader» anstimmen, freue ich mich über etwas ganz anderes als die virtuelle Tabellenführung. Beim 9. Besuch bei Servette sehe ich endlich einmal 2 Thuner Tore. Wow! Was für ein Gefühl, einmal im Stade de Geneve maxen zu können. «Enchantée, nous sommes les Thounois…»
Die doch nur 6712 Zuschauer sehen, wie Thun das Spiel absolut im Griff hat. In der 19. Minute nimmt Servette-Trainer João Alves den (gemäss Kommentaren) «äusserst schwachen Schneider» aus dem Spiel. Da bin ich ja direkt froh, ist Thun heute ganz ohne Schneider angetreten. Servette findet auch nach dem Wechsel nur schwer den Tritt. Doch dann schlägt der Genfer Fluch gleich mit ganzer Wucht zu: In der 30. Minute kann Routis einen Freistoss von Antonio Marcos per Kopf verwerten. Nur noch 1:2. Ja wird das heute etwa wieder nichts mit 3 Punkten in Genf!?
In der 46. Minute wechselt Servette wieder. Varela kommt ins Spiel. «Silence Varela!» ertönt es schon bald aus der linken Ecke unserer Kurve.»«Varela isch im Fau Itauiäner» erfolgt sogleich die Antwort aus der rechten Ecke. Nur für diejenigen, die über besonders verhasste Fussballspieler Statistik führen: Varela ist Spanier. Mit Varelas Einwechslung wird das Spiel ruppig, wobei er nicht der einzige Weissgekleidete ist, der bei Zweikämpfen zu unfairen Mitteln greift. Immer wieder werden Thuner umgerissen., zu selten greift der schwache Schiri Jaccottet ein. Und wenn er mal wieder nicht richtig hingeschaut hat, zeigt er im Zweifelsfalle halt gerade allen Spielern in Ballnähe die gelbe Karte. Warum Servette auf ein unsinnig köperbetontes Spiel setzt, wird mir nicht klar. Selbst als ein Genfer gute Chancen hat, alleine auf Da Costa zu ziehen, foult ein Servettespieler zugleich einen Thuner an der Mittellinie. Foulpfiff statt 1:1-Situation, uns kanns recht sein.
Gegen Spielende wird die Überlegenheit der Genfer immer erdrückender. Die ganz wenigen Konterchancen, welche die Thuner (ab der 80. Minuten ohne Lustrinelli und das ganze Spieler durch ohne Rama) überhaupt noch haben, werden leider kläglich vergeben. So wird ins der vieerminütigen Nachspielzeit noch ziemlich hektisch. Ein (von Da Costa noch abgelenkter) Lattenkopfball von Eudis und drei gefährliche Eckbälle lassen uns nochmals heftig zittern. Doch dann ist le Miracle de Geneve Tatsache: Thun holt nicht nur erstmals Punkte bei Servette, sondern gewinnt auch gleich 2:1. Das reicht zwar doch nicht für die Tabellenführung, aber für ein grosses Fest. Dabei gibt Da Costa den Ton an, der mal wieder höchstpersönlich auf dem Zaun zum Megaphon greift. «Gebt mir ein U…»