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Thun - Sion 3:1
07.05.2011Super League 2010/2011


Dieser Spielbericht wird Ihnen präsentiert von der Weinkellerei Gregor Kuonen. Diese schenkt meinem Sion-Kumpel und mir an der BEA nämlich in einer Viertelstunde sechs verschiedene Weine aus. Was einmal mehr zeigt: Die Kernkompetenz der Walliser liegt doch im Weinanbau und nicht im Fussball. Um ihm zu zeigen, was wir Berner Oberländer so drauf haben, lade ich Kollege Raschle zu einem Umtrunk bei Mätts Hüsi. Während die anderen Bea-Besucher Crepes bestellen, trinken für uns durch die Schnapskarte. Wenn das nicht die besten Voraussetzungen für einen blumigen Matchbericht sind.
Schon am Bahnhof Thun trennen sich aber die Wege meines Kumpels und mir. Er freut sich nämlich wie ein Kind, am Fanmarsch teilzunehmen. Umso weniger versteht es, dass nur ein paar Dutzend Walliser sein Wandergen teilen. Die anderen Sionfans nehmen lieber mit mir in einem Extrabus (neudeutsch auch Polzei-nicht-aufpass-Entlastungsbus genannt) Platz. Da für einmal keine YB-Mummies unterwegs sind, erreichen wir zehn Minuten später unbeschadet unser Ziel. Und so vergnüge ich mich halt am Karibik-Stand bei fremdländisch tönenden Sound – bis die Rot-Weisse-Wandergruppe mit ihren ebenso fremdländisch tönenden Liedchen beim Stadion ankommt, dauert es weitere 30 Minute. Wenn die Sion-Spieler heute ähnlich gemächlich auftreten, liegt für Thun der dritte Sieg in vier Spielen drin.
Wenige Sorgen als über die Walliser Gegner machen wir uns über den Verbandhelden Gremaud. Wenn der im Lachen pfeift, gibt nämlich jeweils zweimal Penalty. An das Spiel Thun-GC können wir uns nur allzu gut zurückerinnern. Um so wichtiger, dass die Thuner den Ball weit weg vom eigenen Strafraum halten. Und tatsächlich startet das Heimteam angriffig. Das Problem ist nur, bei den Offensivbemühungen Secku die zentrale Rolle einnimmt. Und er hat wirklich grösste Mühe, bei Torschüssen auch nur halbwegs talentiert auszusehen. Läck du mir, ist das ein Stolperi in Israel Rodriquez-Manier.
Anders auf der Gegenseite. Da erkämpft sich Alaro Dominguez den Ball, führt ihn hoch mit sich, dann wieder tief und setzt schliesslich zum satten 16-Meter-Schuss an: Es ist das 0:1 in der 25. Minute. Völlig entgegen dem Spielverlauf liegen die Walliser in Führung. Zum Glück habe ich meinem Kumpel vor dem Match einen der vielen Gelben Jetons aus meinem Fundus in die Hand gedrückt, so ist der mindestens eine Halbzeit mit Bierholen beschäftigt und ich bekomme keine Mitleids-SMS.
Wenn er Glück hat, ist er aber schon bei der Szene in der 39. Minute zurück an seinem Platz und hat im Gästesektor beste Sicht (beste Sicht, ha ha) auf den Sion-Strafraum. Dort wird nämlich Leczano von den Beinen geholt. Der Penalty-Besessene Gremaud entscheidet umgehend auf Elfmeter. Was wohl für jeden anderen Schweizer Verein eine optimale Ausgleichschance wäre, löst bei den Thunern wieder mal Nervenflattern aus. Ob Matic den Thuner Penaltyfluch aus dem Lachenstadion vertreiben kann? Er tritt an… und schiebt den Ball förmlich Vanis vor die Füsse. Ja dann kann ja gleich der Secku die Penaltys treten. Fussballexperte wie ich bin, meine ich in der Pause zu Kevä, jetzt könne nur noch Rama die Thuner zurück auf die Siegeschance bringen. Der jedoch deckt Rama mit Rentner-Sprüchen ein.
Die zweite Halbzeit beginnt noch ohne Rama. Die erste Chance gehört tatsächlich wieder den Thunern, doch bevor Wittwer überhaupt zum Abschuss kommt, wird auch er im Strafraum gefällt. Gremaud zeigt dem Sünder Sauthier Gelb – und zugleich auf den Penaltypunkt. Das nächste Penaltyduell kann beginnen. Leczano läuft an, täuscht einen Schuss an und schiesst dann nach einer kurzen Innehalten zu unserem Entsetzen auch eher schwach. Aber da Vanis dieses Mal die falsche Ecke wählt, landet der Ball trotzdem im Netz. 1:1! 52 Minuten sind da gespielt.
Von da an spielt nur der FC Thun nach vorne, Sion will sich förmlich an dem 1:1 festkrallen. Ihre Laufbereitschaft unterscheidet sich in der Tat kaum von derjenigen der Fans. So dürfen die Walliser froh sein, dass es erneut Secku ist, der die nächste Grosschance auf dem Fuss hat. Er verstolpert wieder in Israel Rodriquez-Manier. Ai ai ai. Gut, hat er in der 62. Minute endlich Feierabend.
Auch Andrist darf ein paar Minuten später zum Platz. Nicht aber, ohne zuvor dem Secku und allen Zuschauern gezeigt zu haben, wie einfach doch das Toreschiessen wäre. 16 Meter vor dem Tor nimmt er eine Flanke an und schiesst direkt aufs Tor. 2:1. Entsprechend gross ist der Applaus bei seiner Auswechslung – wobei auch ein Teil des Applaus dem Neuen gehört: There’s only one Milaim Rama. In der 74. Minute rein gekommen, steht er bereits in der 78. Minute goldrichtig im Torraum. Lüthi passt den Ball zu ihm und Rama köpfelt ihn sogleich ins Netz. 3:1! Was für eine Halbzeit! Und als ich beim nächsten neuen Lied meinen «Cupsiegerbesieger»-Schal in die Höhe halten, hat dies mehr Berechtigung als je zuvor.
Gefahr geht jetzt eigentlich nur noch vom Penaltybesessenen Gremaud aus – und von Bättig. Man erinnere sich an dessen unfreiwilligen Handballszenen im GC-Spiel. Entsprechend beruhigend ist es, als Bättig in den Schlussminuten gar als vorderster Mann auftaucht. Er beweist sich dabei zwar bloss als weiteres Israel Rodriguez-Double – aber wenigstens ist so jeglicher Handspenaltypfiff ausgeschlossen. Das Spiel endet zu unserer Zufriedenheit 3:1.
Nach Abpfiff zeigen wir noch, was wahre Fussballkultur ist. Während anderswo im Kanton Bern nach Spielende der Capo zum Thomy-Tuben-Max wird, wird bei uns der Torschütze zum Capo. Rama stimmt ein «F-C-T» und ein «Uffta» an. Nur auf den obligaten «Scheiss-YB»-Ruf verzichtet er. Klarer Fall, jetzt wo Gross neuer YB-Trainer ist, könnte Rama ja schliesslich ein lukratives Angebot vom Kantonsrivalen bekommen. Spassfussballer sind überall gefragt. Nur macht Fussball halt anderswo im Kanton Bern nicht so viel Spass wie in Thun. Hopp Thun!