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Sion - Thun 1:0
20.03.2011Super League 2010/2011


Herzlich willkommen im Wallis. Nach ein paar Bieren zum Auftakt, öffnen wir nach dem Lötschbergtunnel die Weinflaschen und philosophieren, ob wir hiermit auch einen Röstigraben überwinden. Und wie heissen eigentlich wir Berner Oberländer, wenn die Zürcher als Grüezini bezeichnet werden? Die richtige Antwort wäre Bäjini – doch bevor wir darauf kommen, sind wir längst beim nächsten Gesprächsthema. Kollege Raschle funktioniert heute wieder mal nach dem Datumsprinzip. Sprechen wir über die gestrige Eishockeyrunde, erzählt er vom Federer-Match (der war ja schliesslich auch gestern), diskutieren wir über die letzte Fussballrunde, bringt er die Eishockeyplayouts ins Spiel (die fanden ja in der letzten Woche auch irgendwie irgendwo irgendwann statt). Ganz konsequent ist er allerdings mit seinem Gesprächsschema nicht, denn dann müsste er bei der Ankunft in Visp über den Libyenkrieg diskutieren. Aber uns ists irgendwie zu blöd, die Knallkörper zu beachten, die zum Schrecken von Touristen und Einheimischen in der Bahnhofsunterführung gezündet werden. Ist zu Kriegszeiten einfach noch etwas dämlicher als gewöhnlich.
Vor dem Match inspizieren wir mal den FC Sion-Fanshop. Interessantes Marketing: «50 Prozent auf allem ausser Kappa». Und das wird konsequent durchgezogen, der FC Sion-Lederball ist ebenso runtergeschrieben wie die FC Sion-Krawatte. Da drücke ich dem Kumpel lieber Geld für eine Runde Bier in die Hand – und erhalte so unverhofft Einblick ins Geschäftsmodell des heiligen CC. Nebst ein paar Münzen kriege ich eine Zwanzigernote zurück – eine halbe Zwanzigernote! Ich muss Zuhause unbedingt mit der Lupe testen, obs noch mehr als 50 Prozent Geld dran sind (und somit noch gültig wäre) oder ob ich hier gerade ein besonders denkwürdiges FC Sion-Souvenir eingesteckt habe. Walliser…
Der Spielverlauf ist launisch wie das ganze Wallis. Ein ständiges Hin und Her auf dem Platz, wobei sich die Gefährlichkeit der Aktionen in Grenzen hält. Für Sion vertrödelt immer wieder Jedi-Meister Yoda den Ball vor dem Tor, für Thun beisst sich Proschwitz vorne fest. Und dann gibt es ja noch Prijovic. Wie habe ich vor dem Spiel im La Rete-Forum gelernt: «Ich bitte euch... der trifft das Tor nicht, wenn er eine Schwanzlänge davor steht.» Als er dann aber in der 44. Minute den Ball in der rechten Strafraumecke erhält, trickst Prijovic mit Klose und Wittwer gleich zwei Gegenspieler aus und knallt den Ball aus rund 14 Meter in die linke obere Ecke. 1:0, Prost!
In der Pause genehmige ich mir eine Wurst. Die ist mit 7 Franken teuer, aber durchaus gut. Wieso dann aber meine Hose voller Senf ist, ist mir rätselhaft. Es ist aber definitiv nur ein Gerücht, dass ich hiermit irgendwelche YB-Sympathien ausdrücken möchte.
In der zweiten Halbzeit dann wieder das übliche Spiel. Erst verschiesst Jedi-Meister Yoda, dann auf der anderen Seite Proschwitz. Von Prijovic dagegen ist gar nichts mehr zu sehen – wohl, weil der schon in der 63. Minute raus gegangen ist. Haben wir sonst noch was verpasst? Nicht wirklich, wie so häufig im Wallis ist es kein flüssiges, sondern ein süffiges Spiel. Santé!
Nach einer hektischen Nachspielzeit mit drei Gelben Karten in drei Minuten ist die Niederlage Tatsache. Es ist erst die fĂĽnfte diese Saison, ein richtig ungewohntes GefĂĽhl. Aber was ist schon normal im Wallis.