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Thun - FCB 2:3
06.02.2011Super League 2010/2011


Das Terrain ist tief, sehr tief sogar. Wer heute einen Spurt einlegt, läuft Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren und auf die Fresse zu fliegen. Wer am heutigen Tag ein dreckiges Tenü hat, zeigt damit, dass er eine kämpferische Leistung gezeigt hat. Das beste Beispiel dafür: ich selber. Nach einer langwierigen Busfahrt – mal wieder ein durch Bebbis verursachtes Verkehrschaos in Thun – will ich vor dem Stadion ein paar wertvolle Sekunden gewinnen. Also geh ich nach dem Überqueren des Fussgängerstreifens nicht auf dem Trottoir Richtung Polizisten, sondern nehme beim Kassenhäuschen die Abkürzung über den Rasen. Zu spät merke ich, dass das Terrain tief ist, sehr tief sogar. Ich lege also eine kleinen Spurt ein, verliere auf dem leicht fallenden Gelände das Gleichgewicht und falle auf die Fresse. Schuhe dreckig, Hose dreckig, Jacke dreckig… nur meiner Ultra-Sonnenbrille ist es zu verdanken, dass ich den Tatort dennoch mit einer gewissen Coolness verlasse.
Im Stadion bietet sich das selbe Bild. Das Terrain ist tief, sehr tief sogar. Nach ein paar Minuten ist das Spielfeld mehr braun als grün. Immer wieder fällt ein Spieler auf die Fresse. Ich würde ja Mitleid empfinden, aber die Basler holen doch tatsächlich mit ihrem Ungeschick sogar noch Freistösse heraus. Beim schwachen Schiedsrichter Zimmermann lohnt sich heute jeder Sturz. Ausser vielleicht, ein Thuner setzt zur dreckigen Schwalbe an.
Um so besser, dass sich die Thuner aufs Fussballspielen konzentrieren und sich ausnahmsweise kein 0:0 zum Ziel gesetzt haben. Sie greifen beherzt an. In der 19. Minute läuft Proschwitz mit dem Ball in eine gute Abschussposition. Doch er will zu unserem Entsetzen nicht selber schiessen, sondern passt zu Scarione. Dieser zeigt erst noch eine kleine Showeinlage, bevor er unhaltbar zum 1:0 einschiesst. Bravo!
Die Basler verlieren die Nerven. Gelb für Stocker wegen Reklamieren. Gelb für Huggel wegen Reklamieren. Und Gelb für Abraham wegen Ballwegschlagen. Worauf nach dem Pausenpfiff der Fink dem Schiri an den Kragen will. Ja, Herr Fink, Thun mag vielleicht kein Anwärter auf den Meistertitel sein, aber Basel ist ebenso wenig ein Anwärter auf die Fair Play-Trophäe.
Minuspunkte sammeln auch die FCB-Fans mit mehreren Pyroeinlagen in der zweiten Halbzeit. Dass ist aus Thuner Sicht doppelt ärgerlich, flogen doch in der ersten Halbzeit ausser beim Einlauf der beiden Mannschaften keine Basler Funken. Doch nun folgt Basler Tor um Basler Tor – was jeweils Anlass zu viel Pyro gibt. In der 50. Minute passt Frei zu Stocker, worauf der zum 1:1 einschiesst. In der 57. Minute trifft Abraham nach einem Frei-Eckball per Kopf. Und in der 71. Minute setzt Frei nach einem Rückpass von Streller zum eigenen Torjubel an – natürlich springt er bekannt provokant als einziger Torschütze über die Werbebande.
Wir feiern dagegen unseren Neuen Sanogo. Der kommt in der 69. Minute ins Spiel, verpasst gleich mal ein Tor, trifft aber dafür in der 82. Minute Huggel mit dem Ellbogen. Dafür erhält er die Rote Karte – und Szenenapplaus vom Publikum. Für den Schlusspunkt sorgt in der 92. Minute dann noch ein anderer Neuzugang. Lezcano wirbelt an den zugegebenermassen gedanklich nicht mehr auf dem Platz stehenden Basler vorbei und schiesst zum 2:3 ein. Das Schlussresultat.
Und alle Spieler, die jetzt dreckiger sind als ich, haben einen Applaus verdient. Und den anderen schlage ich einen Trikottausch vor. Du da im neongelben Shirt, hast du mal Zeit für mich… Dazu muss man wissen: Aus Protest haben die FCB-Spieler in der Pause ihre Trikots gewechselt. Man(n) will ja nicht dreckig sein. Aber, aber, Herr Fink, sind Ihre Jungs jetzt eigentlich harte Fussballkerle oder heulende Models?