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FCZ - Thun 0:0
05.12.2010Super League 2010/2011


Es ist ein absurder Tausch, wie er wohl nur im legendären 1898-Forum möglich ist. Ja, das ist jene grau-gelbe Internetseite, in der tagtäglich Gutmenschen über Gott, die Welt und die SVP jammern und sich an gewissen Cupfinal- oder Finalissima-Tagen zur Abwechslung über einen Fussballclub namens Young Boys ausheulen. Dort also, wo Fanclublegende für gewöhnlich als Vorzeige-Thuner über Sonntagsverkäufe und FCT-Siege informiert, habe ich vor ein paar Tagen einen "Deal oder No Deal" gemacht. Ich habe eine bis Ende 2010 gültige Freikarte für einen FC Biel-Match, die ich letzten Frühling in der Erwartung einer weiteren NLB-Partie Biel-Thun für drei Franken auf Ricardo ersteigert habe, gegen zwei andere Karten eingetauscht: Zwei an der Züspa als Nieten gewonnene Gratistickets für die Tiefkühler-Partie FC Zürich - FC Thun. Pech für meinen Tauschpartner, dass das heutige Spiel Biel - Délemont verschoben werden muss. Oder ist es eher mein Pech, dass die Partie FCZ- Thun dagegen tatsächlich stattfindet!?
Ich sitze also heute Nachmittag mit meiner Freundin im A1 (gemeint ist ein menschenleerer Sektor im Letzigrund und nicht eine übervolle Disco in Dietikon) und warte auf irgendwelche spannende Vorkommnisse. Nun ja, da ist eine FCZ-Choreo, bei dem die Südkurve weisse A4-Blätter in die Höhe hält. Da ist eine Thuner Kurve, bei denen 2 von 4 Fanclub-Banner verkehrt herum hängen, um damit ein Zeichen gegen moderne Kunstrasen-Events zu setzen. Die anderen zwei Klubs glauben wohl fest daran, dass im Thun Süd dereinst Weltstars wie Elvis, Jacko und Harald Junke auftreten werden. Und da ist ein Präsident, der einen angeblichen Topspieler verabschiedet, weil der künftig lieber in Vancouver spielt (dort soll es angeblich im Winter wärmer sein als im Letzigrund). Und da sind zwei Teams, die sich Mühe geben, Fussball zu spielen. Die Fussballphilosophen auf der Pressetribüne behaupten über das verwirrende Auftreten der Thuner, dass Yakin je nach Spielsituation auf eine 3-Mann-Abwehr oder eine 5-Mann-Kette setzt. Jetzt aber mal ehrlich: Kann ein solches Durcheinander überhaupt gewollt sein? Demnächst wird wohl noch eine Liegestuhlposition erfunden, um Scariones Schlendrian auf dem Platz schön reden zu können.
Das Gute am Spiel ist: Es ist tatsächlich besser, als das 0-0-Gegurke von GC und Thun am 24. Oktober. So hat zum Beispiel Glarner in der 45. Minute tatsächlich eine nennenswerte Torchance. Er scheitert aber am Leoni-Double Guatelli. Das Schlechte am Spiel ist: Es handelt sich immer noch um magere Fussballkost - notabene bei Minustemperaturen. Und so bin ich in der Pause kurz davor, Sepp Blatter heilig zu sprechen. Wer Fussball-WMs in den katarischen Sommer statt in den australischen Winter vergibt, kann nicht alles falsch machen.
Eine durchschnittliche Wurst mit grässlichem Senf später leiden meine Freundin und ich weiter auf unseren Plätzen. In der 75. Minute schiesst FCZ-Nikci am leeren Tor vorbei (die beste Zürcher Chance), während auf der anderen Seite Andrist noch auf seine Chance wartet. "Dieser Wechsel ist klug, jetzt setzt Yakin auf die Penaltytaktik" habe ich kurz zuvor noch bei Andrists Einwechslung gesagt. Und tatsächlich fliegt er Minuten später durch den Strafraum. Er erhält die Gelbe Karte.
Mehr Aufregung gibts nur noch in der Nachspielzeit, als Hassli Wittwer von den Beinen holt und nur Gelb sieht. Es gibt noch eine kleine Rudelbildung, doch wenig später ist das Spiel endlich fertig. Und ich will nach dem wohl eisigsten aller 10 Saisonunentschieden nur noch an die Wärme.
"I hoffe sie händ en spannende Match gseh u nöd allzu chalt gha", lautet kurz darauf die Begrüssung im Tram. Ein lustiger Kauz dieser Tramchauffeur. Und wenig später sagt er doch tatsächlich über den Lautsprecher: "E Hiwiis a eusi uswertige Gäscht: dWiehnachtsbelüchtig am Löweplatz isch im Fall us Petfläsche gmacht." Wie sang doch einst die EAV: "Das Absurde ist immer und überall...".