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St. Gallen - Thun 0:1
20.11.2010Schweizer Cup 2010/2011


Unser Misstrauen in die Güllerner Auffangsgesellschaft hat uns also 5 Franken gekostet. 23 Franken statt 18 Franken im Vorverkauf zahlen wir also für das heutige Cupspiel. Aber immerhin fliesst ja gemäss Cuptradition die Hälfte der Einnahmen an den FC Thun. Wobei eine weitere Cuptradition nun mal besagt, dass die Zuschauerzahlen stets frisiert werden. Obwohl mindestens 10'000 Zuschauer anwesend sind, wird die offizielle Besucherzahl auf 7912 angesetzt.
Thuner sind vielleicht 150 anwesend, die singen aber mindestens so laut wie 300. Die Stimmung im Sektor heute ist toll, die Choreo gelungen. Kompliziert wirds einfach, weil einige von uns nebst dem Dauersupport auch noch persönliche Lieblinge zu beschimpfen haben. Während einige Vailatti bei Ballkontakten ausbuhen, legen sich andere mit Pa Madou an. Als Evergreen erweist sich der Ruf "Sterben kannst du besser als spielen". Einer legt sich dann auch noch mit "diesem Busacca" an, der mal wieder komisch pfeift. "Dieser Busacca" ist übrigens Chirchetta.
In den ersten 22 Minuten sehen wir vier Torchancen - drei davon gehen von den Thunern aus. Erst wird Schirinzis Schuss von Vailati abgewehrt, dann geht Andrists Fahlrückzieher (eine missglückte Schwalbe?) am Tor vorbei und schliesslich prüft Glarner Vailiati mit einem Aussenristschuss. Das hätte das 0:1 sein können. Danach flacht das Spiel fortlaufend ab, insbesonders weil St. Gallen erstaunlich passiv spielt.
In der Pause diskutieren wir, ob wir uns eine traditionell verkohlte Wurst antun wollen. Ich selber bin gesundheitsbewusst und entscheide mich lieber für ein Bier. Wir Bierphilosophen halten fest: Das ist ein typisches 1:0-Spiel, wer den ersten Treffer erzielt, gewinnt auch gleich.
Die zweite Halbzeit beginnt harzig, bis zur 70. Minute hat Thun keine weitere Torchance. Diese aber hat es in sich. Der vor wenigen Augenblicken eingewechselte Demiri köpfelt den FCT nach einem Freistoss in Führung. 0:1. Ist das wir propezeit die Entscheidung!? Immerhin muss in der 74. Minute Pa Madou für Nushi weichen. Somit wird das Spiel heute zumindest nicht 98 Minuten dauern - jedenfalls nicht während der regulären Spielzeit.
In der 86. Minute stoppt Schirinzi den Güllener Winter zwar taktisch klug, aber halt doch regelwidrig. Gelb-Rot, Thun ist in Unterzahl. Trotzdem verzichten sie auf minutenlanges Bodenliegen, sondern wehren sich mit Händen und Füssen gegen den Ausgleich. Dass Matic dabei aber sogar seine Fäuste einsetzt, halte ich für ein Güllerner Gerücht.
Mit der Wahrheit nimmt man es ohnehin nicht so genau in der ABC Arena. Heute ist nicht nur die Zuschauerzahl gefälscht, sondern auch die Schussstatistik. Einen einzigen Torschuss habe Thun gehabt, wird immer wieder eingeblendet. Ja, genau...
Kurz vor 21 Uhr dann der grosse Jubel. Thun hats geschafft und zieht somit ins Viertelfinale ein. Also auf in den Bus, um auf der Heimreise noch ein wenig feiern zu können. Doch weil um diese Uhrzeit die Gossauer noch auf die Post oder auf die Migros wollen, fährt uns der Zug nach gefühlten 20 unnützen Zwischenhalten vor der Nase weg. So machen wir es uns halt noch ein wenig an den berüchtigen Gossauer Bar direkt am Bahnhof gemütlich. Wir Thuner philosophieren über Lukas Schenkel. "Ich ging mit dem mal in die Schule, der ist wirklich gut", meint einer. "Ach, der hatte seinen Karrierehöhepunkt mit 20 und hat den Rücktritt verpasst", meine ich. Während die zwei anderen Thuner bei der lokalen Spezialität Pommes Frites mit Mayonnaise sitzen bleiben, decke ich mich für den Heimweg noch mit Bier ein. Zwei grosse Schützengarten-Dosen plus ein Schützengartenglas für insgesamt 8 Franken 20 sind ein guter Preis. Auch wenn ich die Ostschweizer Bierausschenkfachfrau kaum verstehe und sie mir gegenüber den Preis dreimal wiederholen muss.
Im Zug zwischen Gossau und Zürich fordern dann noch drei St. Galler Revanche für das heutige Spiel. Da sie Schizo kennen, willige ich ein. Die heutige Jugend klärt Niederlagen übrigens auf dem Laptop - in einem Fussballmanager-Freundschaftsspiel, Während sie rund 10 Minuten an der St. Galler-Taktik herumtüfteln, stelle ich nur eine Bedingung. Vorne muss Rama spielen. Also simulieren wir das Spiel in 3D und schon nach fünf Minuten merke ich, dass das Game überaus realistisch ist. Rama stolpert nämlich den Ball ins Tor hinein. Thun gewinnt locker mit 3:0, was die St. Galler Jungs irgendwie mehr nervt als die Niederlage in der AFG-Arena. Aber der Laptopbesitzer ist wieder glücklich, als ich einen farbenfrohen Beitrag für seinen mit Kleber übersääten Laptopdeckel habe: Dort klebt jetzt ein RWB-Kleber direkt neben einer Rappi-Szene. "Das ist ja der Fulehung", meint einer der drei. Gut, dass ihr auch mit dieser Tradition vertreut seid.