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Thun - St. Gallen 3:0
08.08.2010Super League 2010/2011


FCT Thun das isch ĂĽse Stolz
FCT Thun si all vom gliche Holz
FCT Thun das isch doch allerhand
FCT Thun ds Nummer eis vom Oberland

Hä? Haben da die Fly Dragons in der kleinen Pause kurz was gedichtet? Oder hat Kevä etwa um halb Fünf morgens am Rockfest Brienz gerappt, gesprayt und gefreestylt? Nein, nein, weil ein FC Thun-Verwaltungsratsmitglied unter dem Gigi Oeri-Syndrom leidet, hat er mit seiner Garagenband den Sprung in die Öffentlichkeit gewagt – ausgerechnet mit dem «FCT-Song».
Von den Song-Qualitäten kann man ja halten was man will. Aber das man ausgerechnet die leidgeplagten FCSG-Fans damit konfrontieren muss und die «FCT-Song»-Weltpremiere direkt vor dem Spiel Thun – St. Gallen ansetzt? Das sorgt in der Ostschweiz für heftige Diskussionen. Selbst auf dem inoffziellen SC Brühl-Pinboard fcsgforum.ch wird über das musikalische Werk debattiert bzw. geklagt. Nur gut, haben die grün-weissen Fans mittags noch verschlafene Augen, als sie um 11 Uhr in St. Gallen den Extrazug besteigen. Ansonsten hätten sie wohl den rot-weissen Typen am Bahnhof als Thuner enttarnt und ihn für sämtliche im Berner Oberland registrierten Sex-, Wett- und Song-Skandale verantwortlich gemacht. So aber kann Bluesdog gemütlich weiter seine Bierchen kippen. Wohl verstanden: Noch versteht er unter „Bierchen kippen“ Bier trinken, im Stadion wird daraus ein Bier in die Menge schütten. Vielleicht ja eine Ostschweizer Tradition, die er sich nach seinem Umzug angeeignet hat? Da lob ich mir doch Sanels kleinen (grossen?) Bruder. Der isst aus Solidarität mit den St. Galler Gästen seine Bratwurst heute mit Ketchup. En Guete!
Eine dritte Ostschweizer Tradition führen uns die St. Galler gleich selber vor: In der Ostschweiz pflegt man Problem mit Gewalt zu löst. Nein, liebe Fast-Bundesrätin Karin Keller-Sutter, es sind nicht die FCSG-Fans, die sich aggressiv verhalten. Die verhalten sich gar so brav, dass man sie allesamt für KKS-Imitatoren hält. Die Wegfahrt des Extrazuges verläuft gesitteter als eine „Merz soll endlich weg“-FDP-Parteiversammlung. Aggressiv sind heute nur die Spieler in jenen schrill-grünen Trikots. Die grätschen im Minutentakt in die Beine der Thuner. In der 12. Minute grätscht Fernando Glarner um und sieht Gelb. In der 14. Minute grätscht Nushi Glarner um und sieht Gelb. Und in der 20. Minute grätscht Winter Scarione um und sieht ebenfalls Gelb. Spätestens zu diesem Zeitpunkt können sich die Ostschweizer bei Circhetta bedanken, dass sie noch in Vollbestand spielen.
Dafür liegen sie aber bereits 1:0 zurück. In der 15. Minute flog nämlich ein Freistoss von Scarione gefährlich in die Mitte, wo Proschwitz den freiliegenden Ball nur noch einzuschieben brauchte. Und wenig später rächt sich Glarner für all die Attacken gegen ihn. Nicht etwa mit einem Revanchefoul, sondern weitaus cleverer – mit dem 2:0. Da sind erst 22 Minuten gespielt.
Normalerweise führt nach 20 Minuten eigentlich nur Xamax in der NLA. Und wie das jeweils endet, wissen wir ja. Und auch Thun hat einen 2:0-Tick. In der 25. Minute kommt die Verteidigung zu spät, Lang trifft. Red Fanatic tobt. Aber nicht wegen dem Treffer an sich, sondern weil der Fändlima schon in der Szene kurz zuvor ein Abseits von Frei oder Muntwiler hätte pfeifen sollen. Spätestens direkt beim Einschuss hebt aber auch der Fändlima die Fahne. Das Tor zählt nicht.
Mehr Dramatik gibt es in der ersten Halbzeit nicht mehr. So suchen sich die ersten Thunfans schon wieder einen Schattenplatz suchen. Ăśbrigens witzig zu sehen, dass schon wieder die gleichen Zuschauer die Sonnenbrille vergessen haben wie schon letzte Woche.
In der zweiten Halbzeit kontrolliert Thun das Spiel. Bluesdog fordert zwar vehement das 5:0, aber mehr als das 3:0 schaffen die Thuner nicht mehr. Das ist aber umso schöner: In der 67. Minute flankt gefährlich in den Strafraum hinein. Dort steht Tim Bakens goldrichtig. Der Holländer wuchtet den Ball per Kopf ins Tor. Bravo Tim! Ach, ich glaube ich muss doch kurz erwähnen, dass Tim als FCSG-Spieler gar nicht froh über sein (Eigen-)Tor ist.
Viel mehr passiert nicht mehr. Ein gefährlicher Weitschuss noch von Fabian Frei. «Huch, das wäre jetzt fast noch das 1:0 gewesen!» erschrickt eine Fussballexpertin hinter mir. Wie bitte? Ansonsten dürfen sich die St. Galler noch ein wenig im Eckballschiessen üben. Das Cornerverhältnis lautet 6:0 zugunsten des FCSG. Irgendwie beunruhigt uns das überhaupt nicht.
Schliesslich ist das Spiel aus, Thun hat 3:0 gewonnen. Und wir singen gut gelaunt «Die Nummer 2 der Schweiz sind wir». Dies nur so als Input für den nächsten «FCT-Song» featuring The Yakin Family.