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Thun - Locarno 3:2
27.03.2010Challenge League 2009/2010


Verdammt, jetzt hat Caron doch tatsächlich den Penalty abgewehrt. Die Verlängerung geht also weiter, Kloten ist immer noch nicht Meister. Nie hätte ich gedacht, dass ich als heissblütiger Gotteron-Fan mir einmal wünschen würde, dass die Freiburger einen Playofffinal verlieren würden. Aber schliesslich liegen sie in der Serie sowieso schon zurück, ob sie nun in diesem Spiel oder in der nächsten Partie die Titel-Hoffnungen wieder mal begraben müssen, spielt doch keine Rolle. Besonders nicht, wenn ich hier beim vermeintlichen Gotteron-Heimspiel nicht einmal ein Cardinal bekomme. In der Virtual Hockey League kann man die Hockeyatmosphäre halt nur bedingt simulieren. Besonders dann, wenn im Westside gespielt wird, einem Migros verkauft keinen Alokohol-Einkaufstempel. Das sind ja gute Aussichten betreffend FC Thun-Spiele ab Sommer 2011.
Zum FC Thun will ich nämlich jetzt, an den Match gegen Locarno. Im guten alten alkoholisierten Lachenstadion. Wenn ich denn nun endlich meine Tagi-Berichterstattung über das NHL10-Gamen beenden könnte.
Ein Zweikampf im Freiburger Strafraum. Thierry Roldan vs. Claudio Salamoni. So heissen die Gamer, nicht die Spieler. Salamoni beziehungsweise Klotens Steven Kellenberger zieht allein auf Caron und trifft. Juhu, Gotteron hat verloren, Kloten ist Meister... und ich renne um Vierel nach FĂĽnf auf den Zug.
Eigentlich bin ich ja chancenlos, dass Thunspiel von Anfang an zu sehen. Um 18 Uhr - der offziellen Anspielzeit - fährt am Bahnhof Thun der Bus. Doch als ich zehn Minuten später am Eingang stehe, laufen sich die Spieler noch immer ein. "Locarno ist im Stau stecken geblieben, der Spielbeginn wurde verschoben", erklärt mir ein Security. Und so bin ich tatsächlich just zum Anpfiff in der Fankurve.
Hoffentlich kommt nie jemand auf die Idee, die NLB virtuell nachzuspielen. 240 mal Fehlpassorgien und ausgelassene Chancen am Stück, das hält kein Gamer aus. Und wer will schon nachspielen, wie Locarno in Thun ein Chancenplus hat. Der Obergeldwäscher vom FC Lugano vielleicht? An den ersten zehn Minuten hätten alle aufstiegswilligen Tessiner ihre Freude. Doch dann nutzt Bouziane die erste Thuner Chance gleich zum Tor. 1:0 nach 12 Minuten.
Von nun an ist Thun stärker, in der ersten Halbzeit verpassten die Thuner zahlreiche gute Chancen. Doch es bleibt beim 1:0. Zeit genug, in der Fankurve minutenlang neue Kuttenlieder zu singen. Früher waren unsere Stimmungsmacher cool, heute tragen sie nur noch Sonnenbrillen im leichten Regen, Bei uns tönts irgendwie wie im Brügglifeld in den 70er-Jahren.
Nach der Pause stockt uns der Atem gleich mehrmals. In der 58. Minute schiesst Fussballphilosophe Dante Adrian Senger per Kopf das 1:1.
In der 63. Minute bekommt Thun einen Freistoss zugesprochen. Löru will wegschauen, da er galubt, Rama trete ihn. Doch jeder, der in Nyon war, weiss, dass dieser 20 Meter-Kick eine ideale Ausgangslage für Scarione ist. Er tritt an und versenkt den Ball wunderschön im Netz.
Doch diese Führung hält nur zwei Minuten. Nach dem Anspiel lancieren die Tessiner einen wunderschönen Angriff, den ausgerechnet Fäbu Stoller mit dem 2:2 abschliesst. Und dann bringt er es tatsächlich fertig, eine Gelbe Karte wegen übertriebenem Torjubel vor dem Gästesektor zu erhalten. Das Erstaunliche dabei: Der Locarno-Sektor ist leer, Alle 50 Locarno-Fans, die wir erwartet haben, sind im Stau stecken geblieben.
In der 79. Minute tritt Locarno einen Eckball. Der Ball kommt nicht in die Mitte, sondern zu einem Mittelspieler an der Linie, der spielt und... sieht wie Rama den Ball erlaufen kann. Thuner Konter. Zu dritt laufen die Thuner Richtung Locarno-Tor. Sie schieben den Ball einander zu, schliesslich hat Scarione den Ball. Er kickt den Ball hoch und versenkt ihn knapp unter der Latte im Tor. 3:2.
Und ja, ein solch wunderprächtiges Tor - das schönste seit Jahren im Lachenstadion - würde sogar ich gerne virtuell nachspielen. Aufstiegsfeier am letzten Spieltag inbegriffen.