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Nyon - Thun 1:3
21.03.2010Challenge League 2009/2010


Wenn Vier Richtung Nyon wollen, kommen schlussendlich doch nicht alle ans Ziel. Mit drei anderen Thunfans habe ich für eine gemeinsame Zugfahrt abgemacht. Doch dann kommt alles anders - und das nicht etwa wegen der schlechten Wetterprognose. Fan Nummer 1 ruft mir am Samstagnachmittag an: "Hey, ich fahr jetzt mit dem Kumpel im Auto. So spare ich Geld." Am Sonntag kommt um 10.55 Uhr - ich bin schon fast bei der Haustüre - ein SMS: "Hej, ich bin krank. So kann ich nicht kommen. Viel Spass!" Und um 12.26 Uhr - ich habe mittlerweile Freiburg erreicht - kommt das nächste SMS: "Hallo. Habe verpennt, muss den nächsten Zug nehmen. Gruess." So bin ich halt mal wieder solo unterwegs.
In Nyon komme ich um 13.50 Uhr an. Und wen sehe ich da an der Bushaltestelle? Gölä samt Reisekoffer. Auch er ist heute ein Solo-Thunmatch-Pendler. Und zwar mit der überaus kreativen Anreiseroute Arosa - Chur - Zürich - Genf - Nyon. Eine 3-Minuten-Busfahrt später sind wir beim Stadion. Notabene 10 Minuten vor dem Mannschaftscar. "Dudu!" rufen wir. Dudu winkt, der Typ mit der Nummer 9, der hinter ihm Richtung Garderobe schlendert, auch. "Meinst du, wir sind Rama gegenüber undankbar?"
Yakin hat im Gegensatz zu uns Rama nicht vergessen und setzt ihn von Anfang an im Sturm ein. Er zeigt eine gute Leistung, wie überhaupt alle Thuner. Sie spielen viele Chancen heraus, doch zum Tor reichts vorerst nicht. Doch als in der 25. Minute Scarione 20 Meter vor dem Tor den Ball setzen darf, lässt er sich nicht zweimal bitten. Er senkt den Ball im Netz. 0:1.
Der Jubel ist gross im Heimsektor. Im Heimsektor? Ja, weit über 100 Thuner stehen vis-à-vis von der Tribüne an der Seitenlinie und vor allem in der Nähe des Nyon-Hexenhäuschens. Das Tor zum Gästesektor wäre zwar offen, doch gehen wir sicher nicht freiwillig dort rein. Da kann der 90-jährige Ötzi-Security noch so lange mit seinen Händen fuchteln, wir bleiben in Reichweite von Glühweinbechern und Weissweinmassbechern. Und von den Backwaren. Auch wenn man beim Bestellen schon mal Gefahr läuft, wie Gölä einen (vermeintlichen) Nussgipfel zu kaufen, dann aber in ein Schinkengipfeli zu beissen.
Das Spiel gefällt, Stade Nyonnais spielt sehr zurückhaltend, Ausser die Nummer 3, der Monsieur Pauchard. der bei den Zweikämpfen steht in der Grauzone für Cleverness und Tätlichkeit agiert. Unglaublich, dass er im ganzen Spiel nicht einmal die Gelbe Karte sieht. Immerhin wird er bald einmal bei jedem Ball- beziehungsweise Gegnerkontakt von uns mit einem Pfeifkonzert begrüsst.
Nach 45 Minuten steht es 0:1. Just mit dem Pausenpfiff beginnt das Unheil beziehungsweise zuerst das Unwetter. Es beginnt zu regnen. Und zwar in Strömen. Glück hat, wer unter dem grossen Coca-Cola-Schirm Platz findet. Auch wenn man da mit selbst-ernannten Fussballexperten darüber diskutieren muss, warum England mehr Fussballland als Italien sein soll. Wer ist Weltmeister? Prego.
In die Regen-Halbzeit startet Thun zwar besser. Bei der ersten gefährlichen Strafraumszene schiesst Bouziane gleich zum 0:2 ein. Doch dann dreht das Spiel völlig, Jocelyn Roux und Co. wirbeln in der nächsten halben Stunden die Thuner Abwehr durcheinander. Bereits in der 54. Minute gelingt Besseyre der Anschlusstreffer. Es ist der Auftakt zu einem wahren Sturmfurioso. Im Minutentakt kommen die Einheimischen zu Topchancen. Die Thuner haben im Waadtländer Regen sichtlich Mühe, nicht im wahrsten Sinne des Wortes unterzugehen. Zeitweise bringen sie den Ball fünf Minuten und länger nicht aus der eigenen Platzhälfte heraus. Chancen haben die Thuner gar nicht mehr. Auch weil der für Rama eingewechselte Dudu dem Ball nie entgegenläuft und lustlos in die Zweikämpfe geht. Als er in der 87. Minute von den Mitspielern aufgefordert wird, mal was zu zeigen, setzt er dann gleich zur Grätsche auf. Das gibt Gelb. Mit seiner an sich unnützen Aktion weckt er aber in bester Shawn Heins-Manier zumindest sein Team.
In den Schlussminuten geht den Nyon-Spielern endlich die Puste aus. Endlich kommts in der 90. Minute mal zu einem gefährlichen Konter, der unser FCZ-Kuckuck zum 1:3 abschliessen kann. Während die Thuner ausgelassen jubeln, fallen gleich mehrere Gelbschwarze erschöpft zu Boden. Szenen wie nach einem Sudden Death. Dabei geht das Spiel noch ein paar Minuten weiter.
Doch es ist klar: Während Nyon tief im Abstiegsstrudel verbleibt, klettert Thun an die Tabellenspitze. "Kniet nieder, kniet nieder, kniet nieder vor dem Leader..." Und so ein Leader hat auch Wetterglück. Just mit dem Abpfiff hört der Regen auf. Gut so, denn auf uns wartet ein 30-Minuten-Fussmarsch zum Bahnhof. Kein Bus mehr für die Tabellenführerjungs. Hallo? Hallllllllllllllllllllllllllooooooooooooooo!