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Kriens - Thun 2:1
13.12.2009Schweizer Cup 2009/2010


Cupstimmung in Kriens. Als wir um 13 Uhr Richtung Stadion spazieren, treffen wir schon auf den ersten Kriens-Fan. Er grĂŒsst nur kurz, ist er doch beschĂ€ftigt. Er kotzt gerade eine Hecke voll. Sein Pech: Der Fussballnachmittag hat noch nicht mal begonnen. Da es nur leicht schneit, wird das Spiel auch bestimmt nicht verschoben.
Der Zugang zum Stadion ist alles andere als einfach zu finden. Beim KassenhĂ€uschen fragen wir, wo denn der GĂ€stesektor sei. Wir werden zu einem Eingang geschickt, wo ein Sicherheitsbeamter jedes einzelne Fach meines Rucksacks durchsucht. An und fĂŒr sich ja das ĂŒbliche Vorgehen. Doch hier in Kriens gilt eine besonders hohe Sicherheitsstufe. Wie es sich herausstellt, ist das hier nĂ€mlich gar nicht der GĂ€stesektor. Wir mĂŒssen an den Spielergarderoben vorbei zum wirklichen GĂ€stesektor. Wir werden zu einem zweiten Eingang geschickt, wo zur Abwechslung eine Sicherheitsbeamtin jedes einzelne Fach meines Rucksacks durchsucht. Ganz nach dem Motto: Wer hat noch nicht, wer will noch mal.
Aber immerhin klappt es ja die Aufteilung der Fangruppen bestens. Als ich ein erstes lautes Hopp Thun anstimme, werden hinter mir dumme SprĂŒche geklopft. Hinter uns stehen Zuschauer mit Kriens-Schal. Und auch vor uns positioniert sich kurz darauf eine Gruppe mit GrĂŒn-Weissen-Schals. "Das ist mein Stammplatz", erklĂ€rt mir ein 50-JĂ€hriger.
Nur gut, verkauft das Fanprojekt heute schicke Cupsieger-Besieger-Schals, Wenn alle wie ich einen zweiten Schal umbinden, ist das Heimfans-GÀstefans-Schal-VerhÀltnis im GÀstesektor schon fast ausgeglichen.
Immerhin wissen die Thuner, die direkt hinter dem Tor stehen, beim Anpiff durch Maxen aufzufallen. Der Fotograf, der am Spielfeldrand den Match fotografieren muss, wird unter massiven Drohungen vertrieben. Das wöchentliche Fotografen-Bashing ist lĂ€ngst zum coolen Ultra-Brauch geworden. Als ich die SecuritymĂ€nner auf ihr Nichtstun anspreche, zucken sie nur mit den Schultern. Wahrscheinlich ist bekannt, dass die Thuner Fanszene lĂ€ngst nicht mehr fĂŒr Fairness und positive Stimmung steht.
FĂŒnf Minuten sind gespielt, als die Krienser mit einem hohen Ball die ganze Thuner Abwehr austricksen. Erstazgoalie BĂŒrki (Stulz ist ja gesperrt) rennt ĂŒbermotviert aus dem Tor und verfehlt Angreifer und Ball. Nogueira schiesst zum 1:0 ein. Lauter Jubel der Krienser - natĂŒrlich auch derjenigen im GĂ€stesektor, Und der Jubel will nicht verhallen, den wenig spĂ€ter könnte, ja mĂŒsste Kriens gar noch auf 2:0 erhöhen. Doch BĂŒrki wehrt mirakulös ab.
In der Pause sind die Schlangen vor den VerpfleungsstÀnden riesig. Kein Wunder, wenn fast die HÀfte der 1700 Zuschauer im GÀstesektor steht, So verpasst mancher folgende Szene in der 50. Minute: Ein Eckball der Krienser fliegt schön in die Mitte, wo Pacar goldrichtig steht und zum 2:0 einschiesst. Da kann man richtig neidisch werden, haben die Thuner doch schon vor Jahren den Traum begraben, auch selber mal ein Eckballtore zu erzielen.
Überhaupt sind sie heute bei all ihren Aktionen wie blockiert, was die Thuner in den 90 Minuten zeigen, hat nur wenig mit Fussball zu tun. Das kann doch nicht nur am immer stĂ€rker werdenden Schneefall liegen. Der Stammplatz-Fan, der vor mir steht, hat solch grosses Mitleid mit mir, dass er mir ein CafĂ© fertig holt, Merci.
Erst in der Nachspielzeit bĂ€umen sich die Thuner gegen die Niederlage auf. Ein Chaos vor dem Kriens-Tor, akute Torgefahr und schliesslich schiesst Volina zum 2:1 ein. Gleich nach Wiederanspiel noch einmal die gleiche Situation. Die Thuner in gefĂ€hrlicher Überzahl, hier ein Schussversuch, da ein Schussversuch - doch es reicht nicht mehr. Nicht Thun, sondern Kriens steht im Cuphalbfinal.
Auf dem Weg zur Bushaltestelle diskutieren wir mit einigen Kriensern noch ĂŒber ihre weiteren Chancen im Cup. Spannend wird die Diskussion wegen all der SMS und Anrufe, die uns eine Lausanne-FĂŒhrung in Bern weissmachen wollen. 4:1 fĂŒr Lausanne? Ja spielen die dort eigentlich im Tiefschnee? Als der Bus kommt, trennen sich unsere Wege. Bleibt zu hoffen, dass die Krienser noch ordentlich weiter feiern, schliesslich ist gerade mal 16 Uhr. Und bei einem mulmigen GefĂŒhl im Magen ist die nĂ€chste Hecke sicher nicht weit...