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Thun - Gossau 4:0
05.12.2009Challenge League 2009/2010


Wetten dass… Thun heute klarer Favorit ist. Wer vor dem Spiel 1 Franken auf einen Gossau-Sieg setzt, kann je nach Wettanbieter von einem Gewinn von bis zu 11 Franken träumen. Doch im Tea-Room Lachen werden heute keine Wettscheine verglichen. Ich diskutiere stattdessen mit Gossau-Fans, wie sehr der Wettskandal unseren beiden Team geschadet hat. Klar waren der Omar und der Darko immer nett zu uns – aber was zu viel ist, ist zu viel. «Der sollte nie mehr Fussball spielen», sagt mir ein Gossauer, der eigentlich Winterthurer und ursprünglich Oberdiessbacher ist. Also auf so eine Biographie hätte ich jetzt nie getippt. So nett das gemeinsame Biertrinken auch ist, hat es doch einen ernsten Hintergrund. Ich interviewe die Gossauer für die Sonntagspresse. Ja genau, die Was-ist-in-der-Schweiz-schlecht-Enthüller interessieren sich für uns Fudi-Match-Fans. So diskutieren wir angeregt, bis jemand in das Interview platzt – meine Mutter! Meine Mutter samt Sitzkissen, damit sie nicht auf der Tribüne festfriert. Nein, das ist mir nicht peinlich. Auch nicht, als sie einfach mal so einen Gossau-Schal vom Tisch nimmt und genau ansieht. «Ah, ihr seid Gossauer.» Vielleicht der richtige Zeitpunkt, jetzt ins Stadion zu gehen…
1300 Zuschauer sind im Lachen. Saison-Minusrekord. Was aber nicht nur am Wettärger, sondern auch an der Winterkälte liegt. Auf dem Matchblatt gibt’s nur die drei Absenzen-Gründe «Gesperrt», «Verletzt», «Abwesend». Die Kategorie «Wettkönig» fehlt leider. Bei Thun spielt Bürki für Stulz, als Cupvorbereitung – Säschu ist ja nächsten Sonntag aus Gelb-Rot-Gründen «furt». Und von den Gossauer Jungs sind so viele am Stadtlauf, das nebst dem Goalie gerade mal drei Feldspieler auf der Ersatzbank sitzen. Da sind sogar im Gästesektor mehr Gossauer zu finden. 6 Fans samt Zaunfahne feuern ihr Team immer wieder lautstark sein.
Und nein, liebe Sonntags- und Wochentagspresse: In keiner der Kurven hängt ein Wettskandal-Transparent, kein Fan pfeift oder buht die Spieler aus. Allerdings: Als die Thuner in der 4. Minute die Latte und in der 8. Minute den Pfosten treffen, wird auf der Tribüne böse gelästert: «Die haben halt gewettet.» Es ist ein ideales Spiel für Scherzkekse, lässt Thun doch in der ersten Halbzeit mehrere Topchancen aus.
Dass Markus Stähli in der Pause mit der Mikrofon in der Hand auf den Rasen tritt, liegt aber nicht am Resultat. Er bittet um Entschuldigung wegen dem Wettskandal – so wenig der Verein auch dafür kann. «Ich verspreche, dass der FC Thun solche Machenschaften nicht toleriert und den Fairplay-Gedanken künftig wieder durchsetzt», sagt Stähli. Ein gelungener Auftritt – von den Tonproblemen einmal abgesehen.
Nach der Pause legen die Thuner endlich los. In der 51. Minute foult ein Verteidiger den angreifenden Thuner. Klare Sache, Penalty. Scarione tritt an und bezwingt Gossaus Harder sicher. 1:0. Gleich nach Wiederanpfiff ein schöner Pass von Scarion auf Rama. 2:0. Und in der 63. Minute trifft Kukuruzovic gar zum 3:0.
Das Gossauer Fanherz leidet, doch das Team hat die rettende Idee. In der 77. Minute schickt Gossau-Trainer Kern bei einem Freistoss fĂĽr Thun Ersatzspieler Simani auf den Platz. Da kann ja das Spiel weiter gehen. Doch auf der TribĂĽne wird lauthals protestiert. Erst da merkt auch das Schiedsrichtertrio, dass Gossau kein Anrecht auf ein 12:11-Powerplay hat. Und so geht mit De Lima doch noch ein Spieler raus.
Zu elft hat Gossau keine Torchance, stattdessen erhöht Klose gar noch auf 4:0. Über seinen Kleidungsstil (privat trägt er eine orange Wohlmütze!) kann man denken, was man will. Aber sein Tor ist Klasse. Und sein Torjubelspurt direkt in Yakins Arme sowieso. Ein toller Schlusspunkt.
Scheisse ist dagegen, dass auf dem Heimweg noch „Fans“ aus Thun und Gossau aneinandergeraten. Was soll das? Wollt ihr uns damit beweisen, dass die NLB (und irgendwie jede Fussballiga dieser Welt) nicht durch die Wettmafia, sondern durch Problemfans kaputt gemacht wird?