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Thun - Kriens 4:2
26.09.2009Challenge League 2009/2010


Neuer Saisonrekord im Lachenstadion: Nicht die gesamthaft 2600 Zuschauer sind rekordverdächtig, sondern die rund 25 Fans im Gästesektor. Bravo Kriens, ihr habt mehr Leute nach Thun gebracht als die Spitzenvereine Yverdon, Vaduz und Schaffhausen zusammen. Zwar seltsam, dass ihr erst nach fünf Spielminuten mit dem Support eurer Mannschaft beginnt, aber von da an seid ihr ganz schön laut.
Ich will aber nicht über Fans urteilen, die sich zu Spielbeginn noch im Tiefschlaf befinden. Die eigentlichen Langschläfer sind nämlich die Thuner Spieler, die träumen noch lange nach Anpfiff vom Fulehung und anderen Entspannungsmöglichkeiten. Den Kopf bei der Sache haben sie jedenfalls nicht. Lächerlich, wie einfach Kriens zu Torchancen kommt. Lächerlich, wie Karanovic Stulz nur anschiessen muss, um das 0:1 zu erzielen. Eigentlich erstaunlich, dass Stulz so laut wie eh und je "Furt! Furt!" ruft. Ein lautes "Fulehung! Fulehung!" wäre doch angebrachter - und mindestens genauso nutzlos.
Als Prophet erweist sich derweil der Speaker. Er behauptet zuerst, dass Tor sei in der 17. Minute gefallen. Das stimmt zwar nicht, es sind erst neun Minuten gespielt. Aber die 17. Minute wird tatsächlich spielentscheidend sein. Thun kommt da nämlich zum ersten gefährlichen Angriff. Doch Kriens-Torhüter Djukic wehrt den Schuss gekonnt mit den Händen ab. Da pfeift Schiedsrichter Gremaud - Freistoss für Thun und Rote Karte gegen den Goalie. Er hat den Ball vor dem Strafraum mit den Händen berührt.
Kriens nur noch zu Zehnt bzw. zu Neunt. Denn Ersatzgoalie Grasseler lässt sich wahnsinnig viel Zeit, um ins Spiel zu kommen. Er wechselt das Shirt, er läuft sich warm, er spielt sich ein... erst in der 22. Minute, fünf Minuten nach der Rote Karte, kommt er aufs Spielfeld. Aber wir Thuner bleiben fair, wer will schon in einer solch speziellen Situation hetzen.
Thun kann nun endlich den Freistoss treten. Scarione läuft an - und trifft. 1:1. Die Vorentscheidung! Oder? Natürlich nicht. Nach dem Anspiel kommen die Innerschweizer gleich zu einer Tormöglichkeit. Die Thuner Verteidigung pennt immer noch, Stulz ist nach wie vor mit den Worten statt mit den Händen schnell - Karanovic kommt schon wieder kinderleicht zu einem Tor. 1:2 in der 23. Minute.
Ein wahrhaft turbulentes Spiel. Und es geht in diesem Stile weiter. In der 35. Minute greifen mal wieder die Thuner an. Kriens-Ersatzgoalie Grasseler stürzt sich mit den Händen auf den Ball. Immerhin: Er tuts im Strafraum. Dumm nur, dass er nur den Thunspieler wegreisst, nicht aber den Ball. Also nur Gelbe Karte, aber Penalty. Faye trifft zum Elfmeterduell an - und trifft. 2:2.
Alle Vorteile liegen nun in Thuner Hand. Einziges Problem: Jeder weiss, dass ein Schiedsrichter nach zwei zwar korrekten, aber harten Entscheidungen gegen das selbe Team, zu kompensieren beginnt. So natürlich auch Monsieur Gremaud. Sein Geschenk an Kriens ist aber geradezu bescheiden: Er lässt nur zwei Minuten nachspielen. Wir erinnern uns: Allein bei der Roten Karte war das Spiel fünf Minuten lang unterbrochen.
Die Krienser fühlen sich ungerecht behandelt und wollen in der zweiten Halbzeit noch mehr Geschenke. Besonders auffällig bettelt Karanovic. Gleich zweimal bleibt er nach einem Zweikampf (scheinbar) regungslos am Boden liegen - notabene innerhalb von fünf Minuten. Doch er holt bei beiden Szenen nicht einmal einen Freistoss heraus.
Das theatralische Zeitschinden der Krienser wird zum Ansporn für Thunfans und Thunspieler. Gerade in jenem Moment, als die Tribüne endlich laut "Hopp Thun" im Chor singt, zeigen die Roten eine schöne Ballstafette. Scarione steht vor dem Tor goldrichtig und trifft per Kopf zum 3:2. Thun führt erstmals!
Und die Thuner setzen nach. Endlich machen sie mal Druck nach vorne, wissen die Lücken zu nutzen. In der 73. Minute kommt Faye zum Abschluss - 4:2. Dieser Zwei-Tore-Vorsprung muss jetzt einfach reichen, mag die Abwehr noch so kopflos auftreten. Kriens hat zwar noch zwei, drei Chancen zum Anschlusstreffer, aber sie scheitern kläglich. Die Fans im Gästesektor sind verstummt. "Kriens, wir hören nichts!" hallt durchs Stadion. Die Innerschweizer reagieren mit einem eigenen Gesang - allerdings weit unter der Gürtellinie. "Hopp YB, Hopp YB, Hopp YB." Wie kann man nur...
In der 83. Minute dann das grosse Comeback. Faye geht vom Platz, für ihn kommt Rama ins Spiel. Jubel im ganzen Stadion, auf den Tribünen stehen einige Fans gar für eine Standing Ovation auf. Ein bewegender Moment, entsprechend dauert die Auswechslung etwas länger. Und ausgerechnet jetzt tobt Kriens-Trainer Jacobacci. Hallo!? Regt sich da der selbe Typ auf, der in der ersten Halbzeit fünf Minuten benötigte, um seinen Ersatzgoalie aufs Feld zu schicken? Sein Wutausbruch kommt schlecht an - auch beim Schiedsrichter. Dieser schickt Jacobacci auf die Tribüne. Bravo!
Schlussoffensive mit Milaim Rama. Er spielt verhalten. Die Bälle verliert er zwar nicht, aber er holt lieber Einwürfe heraus, als seine Mitspieler zu lancieren. Immerhin steht er bei Fehlern des Gegners richtig, fast nützt er einen schwachen Rückpass der Krienser aus. Zu einer eigentlichen Torchance kommt er aber nicht, sind es doch seine Mitspieler, die den Ball immer wieder auf dumme Art verlieren. Immerhin, sein 11-minütiger Auftritt (in der zweiten Halbzeit wird logischerweise vier Minuten lang nachgespielt) macht Lust auf mehr - bei ihm, aber auch bei uns.
Thun gewinnt 4:2 - der Rückstand auf Lugano wächst dennoch leicht an, weil die Tessiner 7:0 gegen Gossau gewonnen haben. Platz 2 macht dennoch Spass, wir können uns mit richtig guter Laune ins Fulehung-Wochenende stürzen.
Leider sorgen die Kriens-Fans für den unschönen Schlusspunkt des Abends sorgen. Kurz nach Abpfiff brennt im Gästesektor eine Bande. Die Broncos müssen Feuerwehr spielen. Ja sollte man sich darüber freuen, dass der nächste Gegner - Le Mont - wieder ohne Fans anreist?