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Lausanne - Thun 3:1
22.08.2009Challenge League 2009/2010


Was sagt der Monsieur Polizist? Wenn wir uns nicht endlich benehmen, können wir die Nacht bei der Polizei verbringen? Der böse Thuner Mob verbreitet in Lausanne Schrecken. Dabei singen wir doch nur und klopfen gegen ein paar Plakatwände. Und einen kleinen Jungen pöbeln wir an. Dabei ist das doch nur der Balljunge des heutigen Spiels gewesen. All das auf dem kurzen Weg vom Stadion zur Bushaltestelle. Ja, kurzer Weg ist gut. Der Weg zur Bushaltestelle ist nach dem Spiel abgesperrt, weshalb wir zuerst einmal rund ums Stadion marschieren müssen. Stets beobachtet von der Polizei. Bis wir endlich wieder vor dem Haupteingang sind und weiter zur Bushaltestelle können. Ein geniales Sicherheitskonzept! Das in der NLA praktizierte Rückhalten der Fans im Stadion ist dagegen nur halb so clever.
Wer nicht wie ich schweren Herzens auf der Rückreise auf Bier verzichtet, verpasst dank der unfreiwilligen Ehrenrunde sogar den 21.20 Uhr-Zug. Aber wer bleibt schon nicht gerne nach einem Fussballspiel noch anderthalb Stunden (!) länger in Lausanne – bestens bewacht und überwacht von der Polizei?
Eingetroffen in Lausanne sind wir um 17.15 Uhr. Schon da werden wir von zwei Polizisten begrüsst. Auf Französisch natürlich, deutsch kann hier keiner. Das verwirrt uns natürlich. So weiss auch Kevä nicht, wo er am Bahnhof Bier kaufen kann: im „Aperto“ oder im „Pharmacie“? Die beiden Bahnhofgeschäfte stehen direkt nebeneinander. Kevä geht auf gut Glück mal ins „Pharmacie“.
Mehr Verwirrung, als der Bus an der Haltestelle „Casernes“ hält. Obwohl zuvor x-mal besprochen, wollen mir meine Kumpels nicht glauben, dass hier das Stadion ist. Haben sie eine Militärallergie? Oder ziehen sie schlicht eine holprige (Weiter-) Fahrt im Bus einem Matchbesuch vor? Auch dass man schon die Flutlichtmasten sieht, scheint sie nicht zu beruhigen. „Und du bist dir sicher, dass wir hier richtig sind?“
Spassig dann wieder die Diskussionen an der Kasse. Die steht für uns Gästefans neu an einem anderen Ort, die Diskussionen sind aber wieder gleich gehässig wie im letzten Jahr. Lausanne ist natürlich immer noch das teuerste Stadion der NLB. Wer keine Milchzähne mehr hat, kommt hier nicht unter 20 Franken rein. Rabatte für Studenten, Rentner, Lehrlinge, IV-Bezüger oder Arbeitslose (Skandal!) gibt es hier nicht. Selbst meine Kumpels kriegen nicht mehr als drei Kindertickets.
Wenigstens steht dieses Jahr vor unserem Sektor ein eigener Bierstand. So kann man sich etwas leichter das Spiel schön-saufen. Denn auch heute erleben wir die schon traditionelle Thuner „Pontaise-Tristesse“. Ob sich der einzige Lausanne-Deutschschweizer Fabian Geiser wohl schon in der 9. Minute auswechseln lässt, weil er eh weiss, dass dies eh ein Fussballgemurkse werden wird? In der ersten Halbzeit passiert nichts - von ein paar Lausanne-Schwalben einmal abgesehen. Als erstmals ein Lausanner im Thuner Strafraum ist, legt er sich natürlich hin. Penalty. Rodrigo läuft an und trifft sicher. 1:0. Da sind bereits 32. Minuten gespielt.
Reicht ein erfundener Penalty, um uns Thuner aus der Ruhe zu bringen? Natürlich nicht. Da brauchts schon auch noch einen Balljunge, der hinter dem Tor jubelt und uns den Finger zeigt. Perfekt ist die Verarschung erst, als eine Securityfrau zu zwei Thunerinnen geht und sie im besten Französisch anmotzt. Grund: Rauchverbot im Stadion!
Besonders die Raucher toben jetzt endgültig. Dementsprechend wird der Bierstand in der Pause von drei Polizisten bewacht. Einer von ihnen scheint der Pacfic Blue-Sondereinsatztruppe anzugehören. Mit Sonnenbrille und Velohelm sitzt er cool auf seinem Bike und grinst zu uns rüber.
Die zweite Halbzeit beginnt… mit einem Penalty. Dieses Mal hat sich ein Thuner hingelegt. Scarione tritt an und verwertet seine Elfer-Chance. 1:1 in der 48. Minute.
Nun dürfte aber langsam das Spiel beginnen, wirkliche Chancen haben wir noch nicht gesehen. Und tatsächlich: Ein zur Abwechslung mal schneller Angriff und schon liegt der Ball im Tor. Getroffen haben allerdings die Lausanner. 2:1 durch Rey in der 59. Minute.
Trainerguru Yakin reagiert mit zwei Wechseln. LĂĽthi kommt fĂĽr Ikanovic, der von den Fans minutenlang geforderte Faye fĂĽr Scarione. Faye zeigt sogleich sein Talent: Innert einer Minute steht er zweimal im Offside. Es sind die beiden ersten Offsidepfiffe gegen Thun ĂĽberhaupt. Was nicht nur gegen Faye spricht.
Dann hat wieder Lausanne den Ball, in der 68. Minute schiesst Carrupt (nicht zu verwechseln mit Corrupt, das ist nämlich der Schiedsrichter) das 3:1.
Verbleiben also noch 20 Minuten, um über die Mannschaft zu schimpfen und über den Trainer zu lästern. Am liebsten würden wir Lausanne gleich wieder verlassen. Aber wie heisst es so schön: „Mir göi no lang nid hei, mir hei no dPolizei…“