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Chaux-de-Fonds - Thun 0:1
30.05.2009Challenge League 2008/2009


Hätten wirs doch früher gewusst: Diese Saison waren alles nur Freundschaftsspiele – die mehr oder weniger freiwilligen Abstiege von Congeli und Chaux-de-Fonds machens möglich. Das rückt die oftmals uninspirierten Auftritte unserer Spieler in ein ganz anderes Licht. Bei einem Freundschaftsspiel tut man dem Gegner nicht weh. Und wer als Fan ein Testspiel besucht, ist sowieso selber schuld.
Dementsprechend machen sich unzählige Thuner, Münsinger und Lützelflüh-Krattiger laut singend auf den Weg in die Höhen von Chaux-de-Fonds – Zwischenhalte in Fussballhochburgen wie Münsingen, Kerzers und Les Hauts-Geneveys inbegriffen. Und ja, lieber Schizo, ab dem Weltbahnhof Chambrelien ist hinten plötzlich vorne und vorne plötzlich hinten. Oder liegts doch an Cardinal und Röteli, dass die Fahrtrichtung uns plötzlich schräg einfährt.
Auch seltsam: In Chaux-de-Fonds sind endlich mal keine eisigen Temperaturen. Es gibt also doch so etwas wie einen Frühling im Hochgebirge. Einige Fans sind vom warmen Wetter so beeindruckt, dass sie gleich durchs Städtchen marschieren und mit Feuerwerk das „Uns friert heute in Chaux-de-Fonds mal der Arsch nicht ab“-Frühlingsfest feiern. Tom, Schizo und ich nehmen dagegen den Bus. Die Billettkontrolle erfolgt zum Glück nach welschem Prinzip: Bei zwei GA’s fährt der dritte Passagier gratis mit – oder zählt ein Kiesen-Chaux-de-Fonds-Ticket etwa auch im Bus?
Im Pub vis-à-vis des Stadions prosten wir auf diese und andere Freuden im Leben. Einheimische treffen wir zwar praktisch keine, selbst die Serviertochter lässt sich nur im Viertelstundentakt blicken. Dafür treffen wir einen Mecklenburger und – fast noch exotischer – einen weissgestreiften Aargauer. Danke für den Rotwein. Und noch ein Geschenk erhalte ich: Ein Eurosoccerheft mit FCZ-Meisterposter. Merci Chrige. Gut zu wissen, dass zumindest in der NLA die Saison nicht für ungültig erklärt wurde, es also in der Schweiz nicht nur Fussballfreunde-Ligen gibt.
Im Stadion werden wir Thuner denn auch als wahre Freunde begrüsst. Ein paar Franken Eintritt müssen wir zwar bezahlen – liegt wohl an unserem Champions League-Palamares – dafür erhalten wir je einen Gutschein für Bratwurst und Bier. Wer besonders sympathisch ist, erhält wie ich gar je zwei Gutscheine. Oder sieht man mir an, dass ich mir als Arbeitsloser nicht mehr jeden Tag eine warme Mahlzeit leisten kann.
Das Spiel entpuppt sich dann tatsächlich als Freundschaftsspiel erster Güte. Kaum Torchancen, kaum harte Zweikämpfe, kaum Emotionen. Und kaum Chaux-de-Fonds-Fans. 432 Zuschauer sind anwesend, sich die Hälfte der Anwesenden ist aus dem Bernbiet angereist.
Die Thunfans machen dagegen 90 Minuten laut Stimmung – es ist somit das lauteste FCT-Freundschaftsspiel seit Jahren. Um die Thuner Überzahl auf den Rängen etwas abzumildern, verkaufen die Stadionverantwortlichen während dem Spiel Chaux-de-Fonds-Schals. Hauptabnehmer der Schals sind ausgerechnet Thuner. Mag der Gegner noch so schlecht und die Schals noch so billig sein, ich verstehe nicht recht, warum Dutzende Thuner freiwillig einen gelben Schal anziehen. Ach ja, es ist ja ein Freundschaftsspiel.
Dass das Spiel nicht als typisches 0:0-Freundschaftsspiel in die Fussballanalen eingeht, verdanken wir Blumer. Der schiesst in der 43. Minute doch tatsächlich einmal aufs Tor. Der Ball ist drin, 0:1. Auf den Rängen jubeln die roten Roten und die gelben Roten, die gelben Gelben spenden anerkennend Beifall.
Nach der Pause strebt Chaux-de-Fonds den Ausgleich an. Zu einem gefährlichen Schuss kommen sie zwar nicht, doch sie können einen Thuner Verteidiger zu einem dummen Foul animieren. Penalty. Das Duell lautet De Azevedo gegen Stulz. Der Spieler läuft an, schiesst… und sieht, wie Stulz den Ball gekonnt abwehrt. Der Höhepunkt des Spiel, mehr Spektakel zeigen die beiden Teams in der Neuenburger Höhenluft nicht mehr.
Es bleibt beim 0:1. Aber das Resultat ist bei einem Freundschaftsspiel sowieso zweitrangig, auch die Erkenntnis, dass Thun die Freundschafts-Saison auf dem 9. Rang beendet – notabene hinter Zwangsabsteiger Congeli - ist nur für Statistiker von Interesse. Chaux-de-Fonds spielt künftig wohl in der 4. Liga und Thun hoffentlich in einer NLB-Meisterschaft, in dem die Ergebnisse auch was zählen.
So fahren wir wieder Richtung Unterland, wenn auch mit leicht verändertem Reiseziel. So fragt Schizo, als der Zug im Endbahnhof einfährt: „Ist das jetzt Bern?“ Wir sind in Biel und bald auch auf dem richtigen Perron. Hier rätseln wir aber, ob Olten von Biel ausgesehen in Basel oder in Zürich liegt. Als Schizo davon überzeugt ist, dass auch er den Zug Richtung Zürich nehmen muss, sind die Türen des Zuges blockiert. Der Zug fährt ohne uns ab, wir setzen uns für eine Stunde in eine Beiz. Ein unfreiwilliger Saisonabschluss in Biel – das passt wirklich perfekt zum Fussballjahr 2008/2009.