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St. Gallen - Thun 2:1
04.04.2009Challenge League 2008/2009


Im Fussball ändert sich viel. Auch beim FC Thun. Nur ein Mythos überdauert Abstiege, Skandale und Stadionneubauten: Eine Auswärtsfahrt nach St. Gallen ist geradezu zwingend mit einem Zugchaos verbunden. Selbst dann, wenn man auf Zwischenstopps im Appenzell oder in Romanshorn verzichtet.
Um 14.04 beginnt unsere Reise in Thun. Wir sind pünktlich, der Zug ist es nicht. „Warum steht da CIS an der Anzeigetafel?“ „Ah, das ist ein Cisalpino. Das erklärt auch die Verspätung.“ Wir haben Glück im Unglück. Da heute eine SBB-Komposition als „Italiener“ unterwegs ist, fährt der Zug „nur“ fünf Minuten verspätet im Bahnhof ein. Dafür ist er vollkommen überfüllt. Wir stehen die ganze Fahrt bis Bern. Ab Münsingen stehen dann plötzlich auch alle Reisenden, die eigentlich einen Sitzplatz ergattert hatten. Hysterisch wie alte Leute sind, fürchten sie, ihre Anschlüsse in Bern zu verpassen. Doch eine sympathische Zugbegleiterin meldet unsere Verspätung nach Bern, weshalb auch unser Zug nach Zürich-Gossau auf uns wartet. Und wir haben sogar genügend Platz im letzten Zugwaggon, auch wenn uns dies etwas seltsam vorkommt.
Den Grund erfahren wir eine Stunde später. Wegen unserer Verspätung haben wir nämlich eine wichtige Durchsage verpasst, die uns im Zürich fast zum Verhängnis wird. Als wir am HB nämlich je nach Suchtverhalten eine Rauch- beziehungsweise eine Sonnenbadpause einlegen, machen sich fleissige Bahnarbeiter daran, den Wagen mit unseren Sachen abzuhängen. Gerade noch rechtzeitig können wir nochmals hinein. Wir setzen die Fahrt im Spielwagen fort, wo wir beim Halt im Zürich Flughafen auf den ersten St. Gallen-Fan treffen. Ja, die St. Galler reisen bei Spitzenpartien von weither an.
Gossau erreichen wir pünktlich. Am Bahnhof nehmen Schizo und ich ein Schliessfach. Zweifränkler um Zweifränkler werfen wir ein. Doch die Anzeige ändert sich nicht. Verdammt, das Schliessfach ist kaputt. Wir melden uns deshalb beim Bahnhofsvorsteher, der das Fach wieder aufsperrt und uns das Geld zurückgibt. Merci für den Einsatz.
Ab Gossau geht’s im Shuttlebus zur ABC-Arena, die zwar topmodern ist, im Aussenbereich aber keine WCs aufweist. Dafür gibt eine Kasse „für alle Sektoren“. Dass wir als Gästefans uns nicht angesprochen fühlen sollten, erklärt uns ein FC Thun Offizieller, den wir per Zufall treffen. So stehen wir halt ein zweites Mal an – vor der Gästekasse. Und wir stehen ein drittes Mal an – vor der ABC-Kreditkarten-Kasse. Wirklich topmodernes Konzept. Wenn man aber nach zwei Bier und einer Wurst nur noch 3,50 Franken auf der Karte hat, ist die Motivation, noch mal was zu bestellen, wirklich gleich Null. Ich mag doch nicht zuerst noch eine neue Karte kaufen.
Ansonsten gefällt uns das Stadion aber sehr gut. Besonders bei diesem Wetter. Blauer Himmel, Sonnenschein – wohl deshalb werden nach dem Spiel so viele Thuner Kopfweh haben. Die Sicht aufs Spielfeld ist auch hinter dem Tor optimal und bei über 10000 Zuschauern fühlt man sich wie in einem Hexenkessel. Wobei auch die rund 250 Thuner kräftig mitsingen. Erst recht, als wir in der 1. Halbzeit sehen, dass Thun die bessere Mannschaft ist. Die Thuner greifen vorne mutig an und verteidigen hinten geschickt. Als Sandro in der 45. Minute zum 0:1 einschiesst, ist die Führung mehr als verdient.
Kurz nach der Pause darf wieder gejubelt werden. Stulz und seine Hintermannschaft sind nun seit genau 250 Minuten ohne Gegentor. Wer hätte das vor ein paar Wochen für möglich gehalten. Doch leider bleibts vorerst bei diesem Rekord, Merenda gleicht in der 54. Minuten für St. Gallen aus.
Jetzt kommt es ganz dick: Als in der 65. Minute ein Thuner arg angegangen wird und am Boden liegen bleibt, fordert Faye vehement eine Karte. Der Schiri zeigt tatsächlich gelb – gegen Faye! Da es schon die 2. Gelbe gegen ihn ist, muss Faye vom Platz. Thun spielt die restlichen 30 Minuten in Unterzahl. Die Wende zum Schlechten?
Nein. Es ist ansehnlich, was die Thuner zeigen. Selbst zu Zehnt können sie gut mithalten und kommen gar weiterhin zu Chancen. Während das St. Galler Publikum immer nervöser wird und im Minutenabstand den Schiri oder eigene Spieler auspfeift, singen einige Thuner Fans munter „Dir sit nur ir Challenge League…“ Sollte das nicht NLB heissen? Womöglich wollen unsere Ultras ihr Frühenglisch unter Beweis stellen.
In der Nachspielzeit fällt doch noch das zweite Tor für St. Gallen. Wieder Merenda, 2:1. Fertig. Wir feiern unser Team trotzdem.
Auf dem Heimweg verursachen wir das Zugchaos gleich selber. Um 20.15 sind wir wieder am Bahnhof Gossau, doch den 20.19-Zug können wir trotzdem nicht nehmen. Tom fehlt. Um 20.56 starten wir den nächsten Zugversuch. Doch dieses Mal fehlt Bluesdog. Ja, wollt ihr denn eigentlich alle in Gossau bleiben? Nun steigen wir halt unvollzählig in den Zug. In 13 Tagen sind wir schliesslich bereits wieder in Gossau.