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Schaffhausen - Thun 2:2
15.03.2009Challenge League 2008/2009


Tour de Suisse für Mattäng. An diesem Wochenende reise ich quer durch die Schweiz. Am Samstagabend bin ich in Davos am Playoffhalbfinalspiel - der Thun-Schal, den ich mir aus über dem Gotterondress umgebunden habe, bringt nachweislich Unglück. Die Nacht auf Sonntag verbringe ich in St. Gallen - Nightlife in der Ostschweiz ist eine ganz neue Erfahrung. Um 6 Uhr komme ich dann auf einem Bauernhof in Buchs endlich in ein Bett – notabene in Buchs ZH und nicht etwa in Buchs SG.
12.36 fährt dann aber schon der Zug Richtung Oerlikon los. Da der Zug wegen einer Störung minutenlang nicht in den Bahnhof Oerlikon einfahren kann, muss ich befürchten, den Anfang des Thunspiels zu verpassen. Ja, ich habe doch tatsächlich noch Angst, die Glanztaten des FC Thun nicht über 90 Minuten live miterleben zu dürfen. Mit einem Sprint durch den Bahnhof erreiche ich den Zug nach Schaffhausen "zum Glück" doch noch. Jetzt sind meine Beine noch müder als zuvor.
Und nicht nur die Beine sind müde, auch das Gesicht schläft mir irgendwie ein. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich am Bahnhof Schaffhausen den Weg zum Stadion nicht auf Anhieb finde und ein paar Minuten durchs Quartier irre.
Spätestens da ist für mich klar: An diesem Match darf ich nur Cola trinken, mit Bier würde ich mich gleich selber einschläfern. Als Beilage entscheide ich mich für einen Hamburger – huch, das ist irgendwie die erste Mahlzeit seit 24 Stunden. Um so hässiger werde ich, als mir nicht ein saftiges Stück Fleisch, sondern ein schwarzes Kohlestück serviert wird. Nach dem ersten Bissen gehe ich wieder zum Hamburgerstand zurück. Ich erhalte umgehend einen neuen Hamburger, der jetzt sogar geniessbar ist. Merci.
Viel Andrang ist sowieso nicht am Stand. Nur 40 Thuner wollen den FCT heute sehen. Nicht alle Fans sind so optimistisch wie Röschu, der heute nichts weniger als „die Wende“ erwartet und optimistisch einen Sieg prophezeit. Die Stimmung ist angesichts der kleinen Fangruppe recht beachtlich. Und doch gibt es Minuten, in denen es im ganzen Stadion still ist. Dass erst letztes Wochenende wieder sieben Schaffhausenfans Stadionverbot erhalten haben, motiviert die spärlich erschienen Heimfans natürlich noch weniger, Stimmung zu machen. Oder wollen sie den Thunern bloss zeigen, wie stimmungsarm die FCT-Spiele nach dem Abstieg in die 1. Liga wären? Zumindest die Spieler unterbieten mit ihrem Grottenkick locker jedes 1. Liga-Niveau.
Spannend und unterhaltsam ist das Spiel nur in zwei Phasen: In den ersten zehn und in den letzten zehn Minuten. In der 5. Minute geht Thun wie in jedem Spiel im 2009 in Führung. Torschütze Glarner. Und in der 10. Minute gelingt dem Gegner nach einem katastrophalen Abwehrfehler das 1:1. Auch wie in jedem Spiel im 2009. Torschütze Pavlovic. Ob wohl deshalb die Sektion Dunon ihre Zaunfahne abhängt, wieder aufhängt, abhängt, wieder aufhängt, abhängt… vielleicht weiss unser Lieblingsfanclub aber auch einfach nicht, wie man eine Zaunfahne richtig aufhängt.
Wie gesagt, das Spiel ist schlecht. Doch wenigstens neutralisieren sich die beiden Teams gegenseitig im Mittelfeld. Jedenfalls bis zur 60. Minute. Jetzt schwindet wieder die Konzentration der Thuner. So kann Schaffhausen ein gefährlicheres Powerplay aufziehen als Davos gestern. Minutenlang gelingt den Thunern der ersehnte Befreiungsschlag nicht, der Ball bleibt und bleibt immer in der Thuner Platzhälfte. In der 66. Minute fällt schliesslich der Schaffhauser Führungstreffer. Dank Stamm steht 2:1 für den FCS. Während erst jetzt die Schaffhausenfans erwachen und sich erstmals richtig bemerkbar machen, scheinen ausgerechnet die Schaffhausenspieler keine Lust auf einen Sieg zu haben. Anders ist nicht zu erklären, warum sie jetzt nicht vehement das 3:1 suchen.
So können sich die Thunspieler wieder auffangen. Ab der 75. Minute spielen sie erstmals seit einer halben Stunde wieder brauchbare Bälle nach vorne. Zwei Angriffe sind besonders gefährlich, doch beide Male stoppt ein Schaffhauser beziehungsweise Schiedsrichter Laperriere die Thuner. Beide Fouls wären penaltywürdig. Allerdings: Auch die Thuner Verteidiger gehen in den Schlussminuten überhart zur Sache. Ein kompetenter Schiedsrichter würde kurz vor Schluss auch mindestens einen Penalty für die Einheimischen pfeifen. Doch hier steht ja Laperriere auf dem Platz. Immer lauter werden die Pfiffe gegen den Schiri. Unbeliebter ist im Thunblock heute nur noch Ex-Nationaltorhüter Roth. Nach einer Geste gegen die Thunfans muss er sich bis zu Spielschluss böse Worte anhören.
Umso schöner, dass in der 85. Minute doch noch das 2:2 fällt – wobei Roth notabene nicht unschuldig am Gegentreffer ist. Eine Flanke findet überraschend den Weg ins Tor, merci Cataruzzi!
Aber kurz darauf jubeln – natürlich! – bereits wieder die Schaffhauser. Nach einem Eckball fällt das 3:2. Stulz sieht sehr schlecht dabei aus, hat doch sein Umfaller den Gegentreffer erst möglich gemacht. Und doch jubeln wir Thuner, als auf der Totomatwand das neue Resultat 3:2 erscheint. Laperriere hat nämlich auf Abstoss statt Anspiel entschieden, das Tor zählt also nicht.
So bleibt es beim 2:2. Anlass für eine Welle von Spielern und Fans, wenn sie auch eher zaghaft und erst in einem zweiten Anlauf klappt. Immerhin Röschu ist zufrieden. Für ihn hat „die Wende“ heute stattgefunden.
Am Bahnhof wittert derweil Mäse eine Verschwörung, als er auf dem Perron sieht, wie sich ein (vermeintlicher) FCS-Verantwortlicher lange mit dem Schiritrio unterhält. Prompt quatscht er ihn im Zug an. „Ich bin nicht vom FC Schaffhausen, ich bin der FC Wil-Trainer.“ Dass Didi Münstermann trotz der Verwechslung fröhlich bleibt, liegt wohl auch daran, dass er beim Spiel Wil-Thun mit drei Punkten für seine Mannschaft rechnen kann.
Ich dagegen bin wenig euphorisch nach meiner wenig erfolgreichen Tour de Suisse. Spass macht die Rückreise ins Bernbiet dennoch. Wie lästere ich: „Da reise ich also durch die ganze Schweiz. Doch Freude bereitet mir eigentlich nur die YB-Niederlage in Vaduz…“