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Thun - Aarau 1:2
15.01.2009Testspiele 2000 bis 2023


Immerhin. Thun hat zwar keine gute Fussballmannschaft mehr. Aber Thun hat gutes Fussballwetter. Oder wie der Aaraufan Goggi richtig erkannt hat: „Da sieht man mal wieder: wir hier im hohen Norden haben Eiszeit und in Thun liegen sie unter Palmen...“
So kommt es, dass das Spiel Aarau – Thun kurzfristig vom Rüebliland ins Berner Oberland verschoben wird.
Gut für mich, da ich kurz nach Zwei die Verschiebungsbotschaft im Aebikurve-Forum entdecke. Um wirklich sicher zu gehen, rufe ich noch schnell im Sekretariat an. Im dritten Versuch erwische ich sogar die richtige Nummer… „Das Spiel beginnt um 15.15 Uhr auf dem Kunstrasenplatz“, wird mir mitgeteilt. Fast richtig.
Schlecht ist die Verschiebungsbotschaft für jene Thunfans, die blind der FC Thun Homepage vertrauen. Dort erfährt man nämlich auch am Nachmittag nichts vom Spielabtausch, weshalb einige Fans um 15 Uhr auf der Sportanlage Schachen in Aarau stehen und dort Schneemänner statt Fussballspieler sehen.
Ich dagegen bin um 15 Uhr vor dem Lachenstadion – zum Glück. Denn auf die Spielortverschiebung folgt nun auch noch eine Verschiebung der Anspielzeit. Das Spiel fängt 15 Minuten früher als geplant an, weshalb schlussendlich kaum ein Thunfan das 1:0 der Thuner sieht. Nicht einmal ich. Während dem 1:0 nach rund 10 Minuten philosophiere ich gerade mit Bettoni über das Fussballerleben. Immerhin sehen wir noch, wie Blumer jubelt. Eine 1:0-Führung gegen einen NLA-Klub - vielleicht ist dies schon der FCT-Höhepunkt im Kalenderjahr 2009. Lange hält er jedenfalls nicht an. Nach einer halben Stunde können die Aarauer mit dem ersten richtig langen Pass die Thuner kinderleicht ausspielen. Beim Duell Tarone gegen Stulz ist der Goalie chancenlos, es steht 1:1.
Die Thuner halten gut mit, können mehrere gute Chancen herausspielen. Doch im Abschluss sündigen sie immer und immer wieder. Vorzeigebeispiel: Cataruzzi.
Grundsätzlich spielt Thun gut – wie man sieht, aber auch hört. Endlich sprechen die Spieler wieder miteinander statt Bälle lieber ins Nirgendwo zu schlagen. Überhaupt zeigen einige Spieler überraschend viel Biss, zu ihnen gehört auch Jese. Nyman dagegen spielt emotionslos. Wie eine Drohung tönt da Ruedi Baumanns Ankündigung, dass ab Montag ein Malmö FF-Spieler das Thuntrikot überstreifen soll. Etwa ein neuer Finne!?
Heute sieht man jedenfalls noch keine Neuzuzüger, weder in der ersten, noch in der zweiten Halbzeit. Ins Gespräch bringt sich in der zweiten Halbzeit sowieso nur der Aarauer Emir Sinanovic. Aber im negativem Sinne. Er steigt überaus unschön in einen Zweikampf gegen Stefan Glarner ein und holt ihn buchstäblich von den Beinen. „Hey, das ist doch ein Freundschaftsspiel“, ruft Masseur Kühne Sinanovic völlig zurecht zu. Richtig Stil hat aber der Schiedsrichter, der sofort die Gelbe Karte zückt und dem Aarauer mitten ins Gesicht sagt: „Das isch absolut unnötig! Das isch Scheisse!“ Jawohl, solche Schiedsrichter wollen wir sehen. Glarner spielt derweil unter Schmerzen weiter und muss wenig später nach einem weiteren Foul eines Aarauers den Platz verlassen. Einsam humpelt er Richtung Spielerkabine.
Ansonsten passiert in der zweiten Halbzeit herzlichst wenig. Thun hat ein leichtes Chancenplus – aber vielleicht beginne ich auch zu halluzinieren, da ich in der Kälte regelrecht festgefroren bin. Hilfe, meine Füsse. Vielleicht hätte ich das Angebot des FC Thuns doch annehmen sollen. Petra meinte nämlich bei meinem Anruf aufs Sekretariat, dass ich doch mal beim FC Thun vorspielen solle. Obwohl ich den Verdacht habe, dass sie diesen Vorschlag nur machte, weil die Vereinsverantwortlichen vermuten, dass ich als Spieler nur nur noch halb so böse Spielberichte schreiben würde, hat das Angebot seinen Reiz. Ich hätte jetzt nicht so verdammt kalt. Und ich könnte Ädu Moser zeigen, wie man noch eleganter über ein Fussballfeld stolpert. Unter uns: NLB-taugliche Skorerqualitäten kann ich bei ihm auch heute nicht entdecken. Aber seine Mission sollte es ohnehin sein, den FC Münsingen vor dem Abstieg in die 2. Liga zu retten.
Immerhin scheint bis in die Schlussminuten eine Ehrenmeldung möglich. Doch dann macht sich wieder das Servette-Syndrom bemerkbar, wie René richtig erkennt. „Hinten stehen wieder alle auf einer Linie.“ Da brauchts nur noch einen schnellen Pass der Aarauer und schon ist der Ball im Tor. 1:2. Torschütze Rogerio. In der 87. Minute! Das ist gleich auch das Schlussresultat.
Nach dem Spiel wenigstens eine halbwegs gute Botschaft: Glarner hat „nur“ eine Muskelverhärtung erlitten. Aber über was will man sich eigentlich an einem Tag freuen, an dem Fussballgott Milaim Rama operiert wird. Gute Besserung Mila!