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Thun - Lugano 4:4
10.08.2008Challenge League 2008/2009


Was für ein Handicap: Nach drei (!!!) Spielminuten liegt Thun gegen Lugano bereits 0:2 zurück. Haben sie sich beim ersten Gegentreffer noch naiv überlaufen lassen, stellt sich beim zweiten Lugano-Tor die Frage, ob Schiri Rogalla nicht auf Stürmerfoul hätte entscheiden müssen. Immerhin liegt doch ein Thuner am Boden. Doch der Treffer ist regulär und Thun schon entscheidend zurück, ehe das Spiel überhaupt richtig begonnen hat. Ist das der traditionelle Thunfest-Blues, einfach noch etwas schlimmer als in den Vorjahren? Schwierig zu sagen, am Vorabend habe ich jedenfalls noch zehn vergnügte FC Lugano-Spieler um 20 Uhr im Bälliz gesehen. Eine Spielvorbereitung à là Hämmerli muss also nicht von Grund auf schlecht sein.
Wenigstens geben die Thuner nicht auf. Nach 14 Minute schiesst Faye aus weiter Entfernung aufs Tor. Da Lugano-Goalie Proietti, der ansonsten nur durch seine Schuhbindtricks auffällt, zu weit vor seinem Gehäuse steht, wird aus dem an sich harmlosen Weitschuss das 1:2.
Hinten aber stehen die Thuner schlecht. Ja als Fan fragt man sich geradezu, ob Thun überhaupt mit einer Abwehr spielt oder die vermeintliche Hintermannschaft nur theoretisch mit Defensivaufgaben beauftragt wäre. In der 20. Minute werden die Thuner zum x-ten Mal überlaufen und wissen sich nur mit einem Foul zu helfen – innerhalb des Strafraumes. Penalty! Ein Lugano-Stürmer nimmt Anlauf und trifft zu aller Überraschung bloss die Lattenoberkante.
Inititalzündung zur Thuner Aufholjagd?!? Nein! In der 26. Minute wird Glarner an der Strafraumgrenze überlaufen, worauf er seinem Gegenspieler in die Beine tritt. Rogalla kennt kein Erbarmen und pfeift erneut Penalty. Erneut hat ein Luganospieler die Chance zur Spielvorentscheidung. Doch auch dieser Elfmeter ist schwach getreten, Goalie Stülzu kann den Ball ins Aus lenken. Wenig später wird der völlig überforderte Glarner ausgewechselt.
In der 32. Minute der erste schöne Angriff der Thuner. Lüthi ist unerhofft in bester Abschlussposition, doch verschiesst er. Doch der Ball prallt von der Torumrandung zu Andrist zurück, der nur noch einschiessen muss. Das Unterfangen gelingt, das Spiel steht 2:2. Ein sehr schmeichelhaftes Resultat für den an sich völlig überforderten FC Thun.
Doch die Stimmung der Fans ist trotz Thunfest und Thundebakel überaus freundlich und laut. Als würde man an jedem sonnenverbrannten Sonntagsnachmittag zwei Gegentore kassieren, ja drei Gegentore kassieren. Denn in der 42. Minute liegen die Thuner nach einer weiteren Pseudo-Abwehraktion schon wiederum hinten. Zum zweiten Mal nach dem 2:0 (Torschütze des 1:0 war Valente) schiesst Rennella ein, als wäre es das Leichteste der Welt.
Was mögen sich wohl die prominenten Zuschauer Armand Deumi und Nelson Ferreira ab so viel Fussballchaos denken. Kein Wunder, wird gerade Armand heute von den Fans weitaus lauter und herzhafter gefeiert als alle „aktiven“ (ha ha, in der ersten Halbzeit sind alle Thunspieler passiv bis zum Abwinken) Spieler.
Es kommt noch schlimmer: Als es in der 47. Minute einen Eckball gibt, ähnelt das Thuner Abwehrverhalten einem schottischen Volkstanz. Gesellig bewegen sie sich mit dem Gegner mit, doch die richtigen Schritte finden die Thuner nicht. Maggetti schiesst zum 2:4 ein.
Skandalöses Thuner Spiel. Bis zu diesem Zeitpunkt hat noch kein Thunspieler ausser Stülzu seine Normalform erreicht. So diskutieren wird nicht etwa, ob Thun noch die Chance auf einen Punkt hat, sondern rätseln, ob nicht zum Beispiel Calapes noch schlechter spielt als der ausgewechselte Glarner. Heute sollte man wirklich alle Thuner vorzeitig unter die Dusche sitzen. Die Nonchalance der Thuner ist eine Frechheit gegenüber den immerhin 3270 Zuschauern.
Dass das Spiel trotz allen schlechten Vorzeichen noch nicht entschieden ist, liegt an der Dummheit der Tessiner. Noch schlimmer, als zwei Penaltys zu verschiessen, ist das regelmässige Auslassen von glasklaren Chancen. Etwa ab der 60 Minute konzentrieren sich die Luganesi nur noch auf das Strafraumschwäubele. Als hätte ein Team nach zwei verschossenen Penaltys einen dritten Strafstoss verdient. Anders die Thuner, die nun endlich Dreck fressen und schwitzend über den Platz hecheln. Die Daueroffensive, die mehr Show als Können ist, verleitet nun die Tessiner zu Fehlern. Sie zahlt sich in der 72. und 76. Minute denn auch aus: Erst schiesst Blumer das 3:4, dann Blumer das 4:4. Die Thuner sind zurück im Spiel und dominieren plötzlich das chaotische Spielgeschehen. Gerade jetzt müsste Rama, der immer noch auf dem Platz steht, endlich sein Tor schiessen. Doch seien wir mal ehrlich: Heute ist einer der seltenen Spieltage, an dem nun wirklich keine Mannschaft drei Punkte verdient hat. Auf diese Aussage berufen wir Thunfans uns vor allem in den Schlussminuten, als Lugano dem fünften Treffer näher ist als Thun. Wenigstens diese Schmach bleibt Thun erspart. So bedeutet das 4:4 den vierten Punkt für die Thuner – eigentlich logisch so kurz nach dem 08.08.08.

Im Übrigen hätte Bettoni einen Platz in der Thuner Stammelf verdient.