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Lausanne - Thun 3:1
02.08.2008Challenge League 2008/2009


«This is the moment people! Now I know many of you thought it would never happen. Yet I insisted that we spend half an hour every morning training for it. Some of you thought I was mad, and others even transferred to another peanut factory. But now is the time…»
Die Simpsons-Episode, in der ein Elefant (ja, Simpsons-Nerds, ich weiss, dass der Elefant Stampfi heisst) unerwartet in einer Erdnussfabrik auftaucht, ist legendär. Solche verrückten Elefant-trampelt-in-Erdnussfabrik-hinein-Momente gibt es heute gleich mehrfach, denn schliesslich sind die Thunfans nach Lausanne unterwegs – über Spiez-Zweisimmen-Montreux-Genfersee. Besonders eindrücklich ist die Begegnung auf der Seepromenade in Montreux. Dort steht der Stand eines Händlers, der wohl seit Jahren jeden Tag eine halbe Stunde lang übt, wie es ist, an Fussballfans Finnlandfahnen zu verkaufen. Finnlandfahnenverkaufen am Genfersee! Doch heute entdeckt Suomi Thun den Stand und sorgt für einen Rekordumsatz in der Abteilung skandinavisch geprägte Textilien. Und selbstverständlich kauft auch Schizo eine Fahne: «18 Franken sind ein guter Preis, normalerweise würde so eine Fahne 150 Franken kosten.» Also Augen auf beim Finnlandfahnenkauf!
Einen Elefant-trampelt-in-Erdnussfabrik-hinein-Moment könnte man auch vermuten, als die Reisegruppe nach einer einstündigen Schifffahrt auf dem Genfersee Le Restaurant-Brasserie Le Pirate entdeckt. Doch da The Pirate himself dem Restaurant keine Piratentauglichkeit ausstellt – wahrscheinlich sollte das Restaurant nicht unbedingt mit Muscheln werben – macht es sich nur die halbe Gruppe auf der Terrasse gemütlich. Es ist der glücklichere Teil der Gruppe. Die andere Hälfte bricht bereits jetzt mit dem Bus zu einem Stadion auf, in dem Fans so unerwartet sind wie Elefanten - und wohl ebenso wenig geschätzt werden. 20 Franken Eintritt verlangt Lausanne-Sports, Vergünstigungen gibt es keine. Immerhin werden die Rucksäcke beim Eingang nicht auf Getränke und Esswaren durchsucht. Grund der vermeintlichen Nachlässigkeit: Im Stadion selber gibt es keine einzige Verpflegungsmöglichkeit. Der einzige Wurststand steht auf dem Vorplatz, zwei Rentner und eine ebenso langsame Dame sind für Bratwurst, Hot Dog und Le Schüblig verantwortlich. In der Pause dauert das Anstehen ungefähr 20 Minuten, Vordrängeln vorausgesetzt. Wohl deshalb kommen heimische Mütter auf die Idee, ihre fünfjährigen Kinder in die Warteschlange zu stellen und eine Viertelstunde allein zu lassen, um im richtigen Moment an die Wurst zu kommen.
Willkommen bei den Russen, wo der Lausanne-Fanclub übrigens auf der Haupttribüne sitzt und vor der leeren (abgesperrten!) Fankurve nur ein Spruchband hängt, das mit viel Poesie ein künftiges Stadion verspricht. Hoffentlich auch: Denn wenn eine Stuhllehne bereits zersplittert, wenn man sich kurz über einen Penaltypfiff ärgert (nein, wir Thunfans führen keine Kettensägen, Holzbeile oder sonstige Zerkleinerungsmaschinen mit uns – nur eine zu grosse Portion Energie), muss man sich unerwartet mit einem schlechten Gewissen auseinandersetzen. Und dabei sollten heute doch die Spieler ein schlechten Gewissen haben und nicht die zahlreich mitgereisten Fans.
200 Thunfans sehen, wie Lausanne in der 10. Minute bereits in Führung geht. Natürlich, der Penalty ist hart gepfiffen. Boughanem dürfte nie zu seinem zweiten Saisontor kommen. Doch es werden noch ein drittes und viertes Boughanem-Tor folgen, die nicht vom Schiedsrichter beeinflusst sind.
Zuerst macht jedoch Thun Druck aufs Lausanne-Tor. Mit Erfolg: Scarione schiesst nach 15 Minuten das 1:1.. Weiter geht die Angriffserie, die Chancen sind zahlreich und gefährlich, nach einer halben Stunde trifft Rama gar die Latte. Thun müsste zur Pause 3:1, 4:1 führen.
Nach der Pause zeigt sich dann aber einmal mehr, dass die Kondition der Thuner nicht über 90 Minuten ausreicht. Wie schon gegen Wil oder gar gegen Raron beginnt das Thuner Spielsystem auch heute zusammenzubrechen. Nichts klappt mehr. Und so beginnen einige wenige Fans nebst der Mannschaft sogar schon den neuen Trainer zu verfluchen. Trainerentlassungswunsch am zweiten Spieltag? Ja sind wir denn bei YB?!? Die «Hey Bumä»-Rufe sind auch ein typischer Elefant-trampelt-in-Erdnussfabrik-hinein-Moment.
Boughanem schiesst derweil seine Tore. Das 2:1 ist ein Schlenzer, das 3:1 ein Flachschuss von der Strafraumgrenze aus. Der Vorname von Boughanem: Kamel.

Im Übrigen hätte Bettoni einen Platz in der Thuner Stammelf verdient.