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Thun - Wil 2:1
28.07.2008Challenge League 2008/2009


Drei Belege dafĂĽr, dass Thun nun in der NLB spielt:

Gespielt wird an einem Montag. Nur damit ein paar Lachenbilder auf einem Fernsehsender zu sehen sind, dessen Namen an einen polnischen Pornokanal erinnert.
Das Matchmagazin ist in der Sommerpause auf Kondomformat geschrumpft. Immerhin hat man noch genug Geld, um Ädu Die Frisur Moser bei seinem Interview mit einem Farbbild zu zeigen – Ruedi Baumann strahlt nur in Schwarz-Weiss.
Der Bierstand im Sektor D ist geschlossen. Himmuheilandstärnesiechnonemau. Orientiert man sich neuerdings im Catering am FC St. Gallen? Das lange Anstehen beim Bierfassen erinnert tatsächlich an die XXX Arena in Güllen, statt Wurst ohne Senf gibt’s im Fanblock gar keine Wurst. Sollen wir mit den Jetons eigentlich Frisbee spielen?

Ansonsten aber gibt es im Stadion Lachen kaum Anzeichen, dass die Thuner nun eine Liga tiefer spielen.
Die Kurve begrüsst die Spieler mit einer imposanten Choreo. Die Message „Thun – Mir stöi hinger dir“ begreift gemäss Heimtotomat sogar das Reiner Bieli-Fernsehduo. Trotzdem gut, dass die Choreo bei Anpfiff weggeräumt wird, wird doch der Platz dringend benötigt. Noch nach Anpfiff strömen Hunderte Zuschauer ins Stadion, ihnen sind die langen Warteschlangen an den Kassen zum Verhängnis geworden. Wer hätte auch damit gerechnet, dass sich 3650 Zuschauer dieses Spiel ansehen wollen. Es sind mehr Heimfans anwesend als in den letzten NLA-Spielen gegen Xamax (Zuschauerzahl inkl. Gästemob 3550), GC, St. Gallen und FCZ.
Der Gegner erinnert mit seinen Juve-Trikots gar an die gute alte internationale Zeit. „Hey, schon Juve hat in diesen Trikots nichts zustande gebracht.“ „Was soll das, schon andere Teams sind mit goldenen Nummern abgestiegen.“ „Sind das Häftlinge?“ Rivalität pur – auch wenn die Häme gegen Wil heute fast ausschliesslich auf die edlen schwarzweiss gestreiften Trikots zurückzuführen sind. Angesichts von etwa 20 nach Thun gereisten Wil-Fans scheinen Nostalgielieder über die Herren Hafen und Belanov ja unangebracht. Singen wir halt trotzdem.
Überhaupt wird viel gesungen, nachdem letzte Saison nicht nur der Thuner Spielwitz, sondern auch die Thuner Fankultur fast die ganze Saison hindurch im Scheinkoma lag, gibt’s heute endlich wieder mal 90 Minuten Dauersupport.
Zugegeben, der Spielverlauf bietet beste Voraussetzungen für einen gelungenen Liederabend: In der zweiten Minute schiesst Andrist gefährlich auf Taini, der den Ball abprallen lassen muss. Rama steht genau richtig und trifft – 1:0. Fünf Minuten später steht Rama erneut frei. Hat die Wiler Verteidigung noch nie was von Rama gehört? Gekonnt schiesst Rama zum 2:0 ein.
Die Reaktion des uns altbekannten Wil-Trainers: Nach 24 Minuten wechselt Didi Münstermann Ramas Bewacher Bratic aus. Doch die Wiler Abwehr steht weiter alles andere als geschlossen. So verpasst Rama wenig später das Tor und somit einen lupenreinen Hattrick nur knapp. Es ist der Schlusspunkt der tollen Thuner Angriffe über Rama. Schade, sind doch da erst 28 Minuten gespielt. Der Rest des Spiels ist leider der befürchtete müde NLB-Kick.
Noch einmal wird laut gejubelt. Als nach genau einer Stunde die Zuschauerzahl bekannt gegeben wird. Als praktisch zeitgleich die vorĂĽbergehend abgesessenen Wiler Fans aufstehen und ihre Fahnen schwingen, glaube ich erst an Galgenhumor. Doch es ist ein Torjubel. Beim Uns-selber-Feiern haben wir Thunfans ĂĽbersehen, dass sich Stulz von CĂ©dric Tsimba hat ĂĽberlisten lassen.
Noch einmal kommt ein Hauch Spannung auf, wobei keine weitere Wiler Torchancen auszumachen sind. Beim wie schon in den Testspielen konditionell schwachen FC Thun muss man aber befürchten, dass sie den Ball mangels Vorwärtsdrang über die eigene Torlinie schieben könnten. Es ist schliesslich Ädu Moser, der sein Team in der 89. Minute weckt. Mit einem harten Einsteigen im Mittelfeld holt er sich Gelb. Die Folge: Während die Thuner endlich wieder hellwach sind, sind die Wiler gefrustet und bringen nichts mehr zustande. Thun gewinnt 2:1. Ein schöner Einstand für Ruedi Baumann, der sich nach dem Spiel gut gelaunt in der Klubbeiz zeigt – in orangem Shirt.

Drei Belege dafĂĽr, dass Thun nun in der NLB spielt:

Die Fans können tatsächlich einen Heimsieg bejubeln – wirklich gewöhnungsbedürftig.
Statt Sirenengeheul hört man nach Spielschluss draussen vor dem Stadion nur karibische Klänge.
Wenn sich heute alle auf die nächste Auswärtsfahrt freuen, dann nicht nur wegen der möglichst kompliziert-süffigen Anreise.