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Thun - GC 0:2
16.04.2008Super League 2007/2008


Daueroptimisten geben nie auf. Ein besonders schönes Bonmot ist heute vor dem Spiel gegen GC zu hören: „Das letzte Spiel gegen den FCZ müssen wir uns gar nicht mehr ansehen… Thun hat den Ligaerhalt schon vorher geschafft.“ Für andere Fans wie mich sind die letzten Saisonpartien des FC Thun bloss noch eine NLA-Abschiedstournee. Man mag mich jetzt für einen grossen Pessimisten halten, aber ich habe einst fünf Monate vor dem entscheidenden Aufstiegsspiel in die NLA schon für jene Aufstiegswoche Ferien eingegeben, weil ich ahnte, dass ich genügend Zeit brauchen würde, um mich von den Frei-Bier-Feierlichkeiten zu erholen. Aber damals hatte Thun ja noch eine verschworene Mannschaft, die selbst bei spielerischer und athletischer Unterlegenheit geschlossen stand und kämpfte.
So bekommt unsere Choreo heute eine doppelte Bedeutung. Während andere das weisse Fahnenmeer hinter dem Spruchband „Stolz&Leidenschaft“ als optische Unterstützung werten, ist für mich das Schwenken der weissen Fahne Zeichen des Aufgebens. Ein Signal an den Gegner: Hey, habt keine Angst, egal wie schlecht ihr spielt, die drei Punkte gehören heute sowieso euch.
Das Spiel ist zwar gefällig. Aber die Thuner Angriffe sind erschreckend harmlos. Zumal der Ball fast immer an der linken Seite am Pfosten vorbeigeschossen wird. Ansonsten wird auf Eldin gespielt. Der steht zwar etwas unsicher, doch glaube ich kaum, dass er den Ball gleich selber ins Tor lenkt.
Doch das Spiel bietet auch gute Unterhaltung. Die Eckbälle der Thuner sind die beste Comedynummer, die das Berner Oberland seit Jahren gesehen hat. Ob ganz flach oder ganz hoch oder (immer noch die gefährlichste Variante) einem GC-Verteidiger direkt auf den Kopf, die getretenen Eckbälle sind belustigend harmlos. Aber es ist ja erst das 31. Saisonspiel, wer erwartet da schon den ersten Eckballtreffer der Saison. Für diese Thuner „äuä nid“-Situationskomik hätte die Elf den Kleinkunst-Innovationspreis surPRIX verdient. Wahrscheinlich wären einige Spieler heute Abend vis-à-vis im Schadausaal an der Schweizer Kleinkunstgala tatsächlich besser aufgehoben als hier auf dem Fussballplatz.
60 Minuten lang steht es irgendwie doch 0:0, was viele zu einem „Thun spielt besser“-Kommentar verleiten lässt. Doch leider zählt der optische Eindruck wenig, Fussball hat nun mal andere Regeln. Und GC hat viel Geduld, um auf die eigenen Chancen zu warten. In der 65. Minute ist es soweit. Ein langer Ball bei einem GC-Angriff und schon ist die ganze Verteidigung ausgespielt. Das Duell lautet Gonzalo Zarate gegen Patrick Bettoni. Dieser überlegt nicht lange und stürzt mit gestreckten Beinen Richtung Angreifer. Ein Pfiff. Noch darf gehofft werden. Hat Bettoni vielleicht doch auch den Ball getroffen? Nein, der Schiedsrichter zeigt ihm die Rote Karte. Hat er den Angreifer vielleicht vor dem Sechzehner getroffen? Nein, es gibt Penalty. Ach verdammt.
Sascha Stulz kommt ins Spiel. Sein erster NLA-Match – wenn ich all die Niederlagen überhaupt noch richtig zähle. Das Duell am Elfmeterpunkt lautet somit Guillermo Vallori gegen Säschu Stülzu. Vallori schiesst und… sieht wie Stülzu den Ball abwehrt. Wow, was für ein Einstand. Ist heute der Tag der Daueroptimisten?
Fünf Minuten später kommt es nach einem weiteren klaren Foul der Thuner zu einem Freistoss. Nun lautet das Duell Raul Bobadilla gegen Säschu Stülzu. Die Mauer steht zwar, doch der Schuss kommt trotzdem aufs Tor. Leider nicht auf die Ecke, in der Stülzu steht. 0:1.
Angesicht der Unterzahl natürlich die Entscheidung. In der 89. Minute erhöht Madou auf 0:2.
Die Stimmung in der Klubbeiz ist nach dem Spiel natürlich wieder niedergeschlagen. Gegenseitig versucht man sich aufzubauen. Doch wenn Vereinsangestellte auf Sätze wie „Lässt doch den Kopf nicht hängen“ den Nebensatz folgen lassen „…weiss noch nicht, ob ich nächstes Jahr hier noch einen Job habe“, ist das wenig tröstend. Überraschend für mich die Aussage, dass van Eck kein Hauptverantwortlicher der aktuellen Situation sei. „Ihr tut ihm wirklich unrecht.“ Das lasse ich mal so stehen.