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FCB - Thun 1:0
27.02.2008Schweizer Cup 2007/2008


Willy sei dank: Zu viert können wir heute gratis ans Spiel. An all die Einladungen an Spiele in EM-Stadien (vorerst nur an Thunspiele, aber vielleicht ja auch bald an EM-Matchs) könnte ich mich gewöhnen. Gut, habe ich auch schon für das Spiel GC-Thun Spender Nummer 77 gefunden.
Und Willy wird mir vielleicht noch mehr Freude bereiten. Auch wenn sein Spitzname Winnerwilly lautet, habe ich durchaus realistische Chancen, eine Wette gegen ihn zu gewinnen: Ich behaupte, dass Thun heute in Basel gewinnen wird. Weil Rama ein guter Stürmer ist und die ganze Mannschaft fernab vom Abstiegskampf endlich wieder einmal befreit aufspielen kann. Spassfussball ist möglich. Unser Wetteinsatz ist ein Fondue. Wobei Willy mir bei einem Thunsieg gemäss der Aussenseiterquote gleich zwei Fondues zahlen müsste.
Unser Sektor ist gut gefüllt. Erstmals seit langem haben die Thuner wieder 500 Fans an ein Auswärtsspiel gebracht. Die Einmaligkeit des heutigen Spieles ist auf Thuner Seite allen bewusst, regelrechte Cupeuphorie ist spürbar. Wieso hingegen Basel nur 10'000 Heimfans ans Spiel bringt, kann ich nicht verstehen. Sind die Basler wirklich so sehr verwöhnt oder ganz einfach fussballmüde? So bekommt unsere Choreo, die zum Entern des Joggelis aufruft, eine ganz neue Dimension. Warum eigentlich nicht die Federführung in einem halbleeren Stadion übernehmen, in dem von unserem Sektor aus gesehen die nächsten Fans in Feldstecherdistanz sitzen?
Ferreira jedenfalls hat Lust auf ein Thuner Heimspiel und schiesst schon nach wenigen Sekunden aufs Tor. Zu unserer Freude folgen in den Startminuten mehrere Chancen, wogegen Basel erst nach zehn Minuten erstmals angreift. Ein Pfiff – wohl einer der wenigen richtigen (!) Entscheide von Schiedsrichter Rogalla an diesem Abend – ein Freistoss – gefährliche Distanz – ein Kopfball des neuen, aber alten Tschechen Lokvenc – in Basel konzentrieren sich die 34-Jährigen aufs Chancen erarbeiten und nicht aufs Trainerwechsel erarbeiten – und ein Tor. Basel führt 1:0. Und Tom rechnet schon damit, dass es wie immer kommt in Basel: „Wir verlieren 4:0 oder 5:0.“ Wie bitte!? Im Abstiegsfrust vergisst man schnell mal, dass Thun im September erst in der Nachspielzeit im Joggeli verloren hat.
Die Stimmung in unserem Sektor ist laut, aber (zu) häufig gegen den Schiedsrichter gerichtet. Zweikämpfe falsch zu beurteilen ist ja noch das eine, aber Eckbälle zu „erfinden“!?! Selbst Beni Thurnheer wundert sich über die Eckball-Manie des Herrn Rogalla, wie mir von daheim gebliebenen Fans mitgeteilt wird. Und dann der Fehlentscheid schlechthin: Ferreira wird von Huggel regelrecht zusammengetreten. Eine klare Rote Karte! Doch der Schiri hat es natürlich anders gesehen. Schön, dass die FCB-Fans dennoch kreativ genug bleiben, um weiterhin von einer SFV-Verschwörung gegen Rot-Blau zu sprechen.
Auch Lydia spricht in der Pause in bestem Baslerdeutsch von einer Verschwörung, jedoch beim FC Thun. „Wie kann nur einer Sportchef sein, der nie Fussball gespielt hat!“ lästert sie über Gertschen. Als ich sie daraufhin weise, dass Gertschen mit Sion Cupsieger war, wie auch ein Bild in seinem Büro zeigt, ist sie wenig überzeugt. „Dieses Bild ist gefälscht!“
Nach der Pause erweitern wir unseren Horizont und machen neu auf dem Balkon Stimmung. Was wir von dort oben sehen, gefällt uns. Während Basel die Kräfte schont – sie haben schliesslich am Sonntag ein schwieriges Auswärtsspiel – übernimmt Thun immer mehr das Spieldiktat. Dosek müsste gleich zweimal den Ausgleich erzielen. Thun kämpft weiter. Nicht einmal die Verletzung von Glarner kann das Team bremsen. Und als in der 60. Minute nach Hämmerli auch Rama eingewechselt wird, ist die Cupüberraschung in Reichweite. Besonders Ferreira spielt überaus stark. Als er in den Schlussminuten gar mit einer Geste uns Fans zu noch mehr Stimmung animiert, ist definitiv klar: Auch in seinen letzten Wochen in Thun ist Nelson durch und durch ein Thuner. So ist nicht zu erwarten, dass Ferreira dereinst so wie Zanni heute ausgepfiffen wird. Nervig genug, dass der hässliche Reto diese Saison gleich auf zwei Titel hoffen kann. Denn Thun schafft den Ausgleich trotz beherztem Spiel nicht mehr, Basel gewinnt 1:0.
Muss ich also bald meine Fondue-Wettschuld einlösen. Und doch bleibt der Abend in guter Erinnerung. Die Thuner können also doch noch kämpfen und gut spielen. Bleibt zu hoffen, dass ihr Können auch für Siege im Abstiegskampf reicht. Ansonsten bleibt die Halbfinalnacht von Basel nur eine kleine positive Episode in einer tristen Abstiegssaison.