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Thun - Luzern 0:1
16.02.2008Super League 2007/2008


Vor dem Spiel jubeln Gölä und ich. Tatsächlich, Lustrinelli ist nicht auf dem Platz, wir sehen ihn nirgendwo einlaufen. Für uns ist klar: Spielt beim FCL Mauro nicht, kann Thun gar nicht verlieren. Wer soll denn sonst bei Luzern Tore schiessen? Etwa „drrrrrrrrrrrrrr Chines“? Da zeigt ein Kumpel von uns auf einen kleinen Wicht mit Kappe: „Seid ihr blind, das da ist Mauro!“ Er hat Recht, wir haben Lustrinelli schlichtweg übersehen. Das kommt davon, wenn man bloss nach einem wendigen Blondschopf sucht. Unsere Siegeshoffnung ist verflogen.
Das Spiel beginnt. Thun spielt doch tatsächlich mit einem Zwei-Mann-Sturm, der nicht nur in der van Eck-Sprache als solcher bezeichnet werden kann. Zaki und Rama rennen vorne gemeinsam auf die Bälle zu. Ihr Kampfgeist hätte mehr Wirkung, würden sie nicht regelmässig auf der genau selben Stelle in der Strafraummitte stehen. So hat Thun nur eine nennenswerte Torchance, die Zaki natürlich nicht nützt.
Anders Luzern. Zugegeben, die Innerschweizer beissen sich häufig in der Thuner Hälfte fest. Aber Torgefahr verspüren wir nur, weil den Thunern stets ein ganz dummer Fehler in der Verteidigung zuzutrauen ist. In der 29. Minute kommt es dann zu einem Eckball. Chiumento flankt auf Lustrinelli, der vor dem zweiten Torpfosten steht. Alleine! Genau so blindlings wie Gölä und ich vor dem Spiel waren sind jetzt die Thuner Verteidiger. Hat Mauro eigentlich einen magischen Umhang, der ihn unsichtbar werden lässt? Heroes-Mitglied Mauro köpfelt unbedrängt zum 0:1 ein. Da St. Gallen zugleich in Sion führt, liegt Thun somit auf dem letzten Platz.

In der Pause kommt van Eck auf den Platz, spricht mit Faye und gibt ihm Anweisungen. Dann verschwindet er wieder in seinem schwarzen Mantel Richtung Garderobe, an der FCL-Kurve vorbei, ohne die Innerschweizer auch nur eines Blickes zu würdigen. Aus dem Lautsprecher ertönt „Bleeding Love“ von Leona Lewis. Hat der Speaker diesen Song nur gewählt, weil dies die Nummer 1 der Hitparade ist oder steckt in den Songzeilen nicht doch eine Botschaft an die leid geplagten Thunfans. In meinem Kopf übersetze ich die Worte, die durchaus für das x-te „Warum bist du eigentlich noch Thunfan“-Gespräch stehen könnten.
„Ich versuche so sehr wegzuhören
Aber sie reden so laut
Ihre schmerzenden Worte füllen meine Ohren
Versuchen, mich mit Zweifeln zu füllen
Endlich weiss ich, dass das Netz da ist um mich aufzufangen
Aber nichts ist besser als der Rausch, der durch mich kommt wenn du mich umarmst
Und in dieser Welt voll Einsamkeit seh ich dein Gesicht
Jeder um mich herum denkt
Dass ich verrückt werde
Vielleicht, vielleicht
Aber mir ist es egal, was sie sagen
Ich bin in dich verliebt
Sie versuchen mich weg zu ziehen
Aber sie kennen die Wahrheit nicht
Mein Herz ist verkrüppelt, weil ich es weiterhin verschliesse
Aber du öffnest mich und ich
Ich blute weiter
Ich blute Liebe…“
Die zweite Halbzeit beginnt. Ein Fan meint noch: „Thun ist die bessere Mannschaft. Thun verliert nicht. Die Frage ist bloss, wie hoch Thun gewinnt.“ Liebe macht blind.

Thun übernimmt das Spieldiktat. Faye kommt ins Spiel, auch Scarione und schlussendlich gar noch Iashvili. Rama und Zaki bleiben beide im Spiel. In den Schlussminuten spielt Thun noch mit einem echten Verteidiger. Keine Frage, van Eck riskiert heute was. Teilweise schnürt Thun die Luzerner regelrecht ein. Die Thuner kämpfen mehr als im Sionspiel. Doch zugleich ist die Leistung schlechter als in der Vorwoche. Fehlpässe, Stellungsfehler und Abschusssünden noch und noch. Als in der 73. Minute erst Zaki und dann Faye eine doppelte 100 Prozent-Chance nicht nützen, umhüllt Abstiegsatmosphäre das Lachenstadion. „Rote Laterne, wir sind die Rote Laterne“ wird in der Fankurve gesungen. Was für ein Gegensatz zum fröhlichen Fasnachtsgejohle in der Luzerner Kurve.
Schliesslich ist das Spiel aus. Wir haben viel mehr verloren, als das nackte 0:1 auszusagen vermag: drei Punkte, ja sechs Punkte sogar und vor allem ganz viel Selbstvertrauen. Die Spieler liegen verzweifelt am Boden und uns geht es keinen Deut besser. Der FC Thun 07/08 ist mit dem FC Schaffhausen 06/07 gleichzusetzen: Ansatzweise wird gut gespielt, gekämpft wird sogar durchgehend. Aber in den Duellen mit den direkten Gegnern will einfach nichts klappen. Ein Unvermögen, das für das Spiel gegen St. Gallen das Schlimmste befürchten lässt. Wir werden dort seit – wohl mit blutenden Herzen.