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Thun - Sion 2:2
10.02.2008Super League 2007/2008


Eine gute Matchvorbereitung sieht auch anders aus. Da mache ich mich doch schon am Samstagnachmittag auf den Weg ans Spiel – ja, ich nehme einen kleinen Umweg auf mich – und vergesse prompt das Saisonabo Zuhause. An die wertvollen gelben Bierjetons, die neu einen Nennwert von 5 Franken statt 4,50 Franken aufweisen, habe ich dagegen gedacht. Das Peinliche daran: Die Jetons lagen in meiner Schublade direkt neben dem Abo. Aber dank einem Nottelefon an meine Mutter komme ich dann doch noch zu meinem Abo, fährt sie doch extra zu meiner Wohnung, um das Abo zu suchen und mir vor dem Eingang abzugeben.
Unterwegs bin ich vor dem Match mit einem Auswärtsfan – mit DEM Auswärtsfan. Ein leicht blaues Auge, eine schiefe Nase und eine ziemlich schräge Geschichte – genau, das ist der Fan, der am letzten Wochenende in Davos von einem HCD-Spieler verhauen worden ist. Nur gut, spielt Lustrinelli nicht mehr in Thun, so ist ein Handgemenge zwischen Thunspielern und Sionfan eher unwahrscheinlich. Und überhaupt: „Morgen muss ich meine Nase operieren lassen, da sollte mir heute schon nichts passieren.“ Genau. Und der Vorsatz, künftig weniger Alkohol zu trinken, ist sicher auch nicht schlecht, auch wenn dies nicht unbedingt für den heutigen Tag gilt. Prost, im Tea Room Lachen nimmt man noch immer gerne ein grosses Bier.
Mein Kumpel R.D. (Name dem Blick und mir bekannt) ist sowieso gut drauf. Seit dem Aufstieg hat Sion in sechs Spielen sechs Mal gegen Thun gewonnen. Obwohl Sion derzeit in einer Krise steckt, droht heute Niederlage Nummer 7. Da kann die Thuner Choreo noch so sehr „Das erste Mal“ fordern, „sieben auf einen Streich“ ist wahrscheinlicher.
Sion beginnt denn auch stärker. Doch immerhin steht die Thuner Abwehr gut, immerhin zeigen sich die Thuner ab und zu in der Vorwärtsbewegung. So kommen sie in der 18. Minute zu einem Freistoss. Ein gefährlicher Ball, Faye in bester Position und… Tor! 1:0. Ein Treffer, der für viel Leid in letzter Zeit entschädigt.
Sion scheint geschockt, Thun ist die bessere Mannschaft. Das 2:0 liegt in Reichweite. Glaubt doch bitte an die Möglichkeit eines zweiten Treffers, ein 1:0 kann dieses Team unmöglich über die Distanz retten. Doch das 2:0 will nicht gelingen, angesichts des schwachen Schiedsrichter Studer (ja, der Mann heisst nicht Circhetta, lieber Gölä…) muss Thun beim Pausenpfiff gar mit der knappen Führung zufrieden sein.
Die Ausgangslage zu Beginn der zweiten Halbzeit ist gut. Doch das Thuner Glücksgefühl ist schnell verflogen. Unmittelbar nach der Pause schlagen die Gäste innert zwei Minuten zweimal zu. Sarni gleicht in der 49. Minute nach einem Corner aus, Crettenand überwindet Bettoni in der 51. Minute zum 1:2. Der Mist scheint gekehrt, Thun wirkt plötzlich ganz hilflos. Jede Minute muss jetzt das 1:3 befürchtet werden.
Und was macht Trainer van Eck? Sein erster Wechsel lautet: Andrist für Burgmeier. Hallo!? Ich bin längst nicht der Einzige in der Fankurve, der die Hände verwirft. Wenigstens lautet Wechsel Nummer 2 Rama für Guldan. 73 Minuten sind zu diesem Zeitpunkt gespielt. Der Spieler, der so wenig Vertrauen beim Trainer geniesst, ist 1. der Thuner Topskorer der letzten Saison, ist 2. der Thuner Topskorer der aktuellen Saison, hat 3. den FC Thun in den Cuphalbfinal geschossen und war 4. am letzten Samstag trotz Kurz-Einsatz der gefährlichste Thuner Stürmer. Dass wir zudem 5. seit Jahren sehen, dass Rama vorne wie hinten am meisten läuft und am meisten kämpft für das Team, ist da schon fast Nebensache.
Immerhin können wir Thunfans wieder hoffen. Und tatsächlich: Rama enttäuscht uns nicht. In der 86. Minute entscheidet er ein Laufduell für sich und schiesst kaltblütig das 2:2. Ob van Eck voll aufgepasst hat? Gut möglich, dass Rama auch gegen Luzern wieder Ersatzspieler ist.
Freude mag über das 2:2 nicht wirklich aufkommen. Unsere Spieler scheinen noch nicht gemerkt zu haben, wie tief im Abstiegskampf sie stecken. Anders ist die Nicht-Leistung in der zweiten Halbzeit nicht zu verstehen. Der Abstand auf Platz 8 beträgt neu vier Punkte.
Derweil verlässt der Auswärtsfan Thun zwar enttäuscht, aber schmerzfrei. Zumindest Schlägereiemotionen gibt es bei den Thunspielern nicht. Seine Abschiedsworte: „Wann gibt’s wohl den nächsten Trainerwechsel?“ Er spricht damit die Trainersituation beim FC Sion an…