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FCZ - Thun 1:0
02.02.2008Super League 2007/2008


Von wegen der FCZ verlangt zu teure Eintrittspreise. Man muss als Fan nur wissen, wie man zu einem besonders billigen Ticketschnäppchen kommt: Mit Vorteil hat man einen FCZ-Fan als Freundin, die als Saisonabobesitzerin auch im Besitze eines wertvollen Gutscheinheft ist. Dies enthält Perlen wie eine Golfstunde oder ein Gratisbier im Drinks of the world. Und vor allem auch einen Bon für eine Gratis-Matchbesuch im Letzigrund – einlösbar in allen Preiskategorien! So bin ich heute auf der Westtribüne eingeladen. Wofür andere 75 Franken bezahlen, kann ich mir gratis leisten. Und sehe zu diesem Spezialpreis erst noch Fussballprominenz wie Longo Schönenberger, Benedikt Weibel, Urs Meier sowie Herr und Frau Canepa. Besonders die rothaarige Österreicherin beeindruckt mich. Ihre Handtasche hat echt stil. Es ist eine hellblaue FCZ-Tasche. Dagegen bekennt Reto Gertschen nur wenig Farbe. Zwar sitzt er im Hummel-Outfit auf der Tribüne. Aber hey Reto, eine rot-weisse Handtasche würde sicher gut zu dir passen.
Aber eigentlich will ich ja nicht Retos Modegeschmack beurteilen, sondern sein Transfergeschick. Wie gut bewähren sich Burgmeier und Zaki in ihrem ersten Spiel? Beide stehen jedenfalls in der Stammelf. Und beide laufen viel, wie sich von Anfang an zeigt. Kein Vergleich zu Adriano und Iashvili, die beide zu recht nicht im Thuner Aufgebot sind. Während sich auf dem Feld ein ausgeglichenes Spiel entwickelt, sind im Fanduell die Zürcher unschlagbar. Die Südkurve ist einmal mehr sehr laut und auch sehr gewitzt. Ach, was ihre Lieder geistreich und intellektuell sind. Man denke nur an den Schlachtruf, der in der fünften Minute ertönt: „Scheiss Pädophile...“ Weils so schön ist, wiederholen sie ihre poetische Huldigung an uns Thuner in der 50. Minute und in der 80. Minute noch einmal. Ob es am fehlenden Wortwitz oder am vorhandenen Anstand liegt, dass die Thunfans nicht mit „Scheiss besoffene Autoraser“ antworten?
Mit der Zeit kommt der FCZ besser im Schwung. Doch der erste gefährliche Angriff endet für die Zürcher unglaublich schlecht. Eudis verletzt sich in der 23. Minute im Thuner Strafraum – ohne dass ihn ein Thuner berührt hätte. Die schlimme Diagnose: Bänderriss. Wir wünschen rasche Genesung.
Statt Eudis spielt nun Tahirovic. Somit stehen mit Djuric, Vasquez und Tahirovic nun alle neuen FCZ-Schweden auf dem Spielfeld. Ob wir wohl ihre Motivation bemerken? Gemäss dem Trio ist ja der Schweizer Fussball besser als der Schwedische. Hoffentlich gilt aber nicht das heutige Spiel als Massstab. So schwach wie die erste Halbzeit ist, müsste ja die Schwedische Liga ein grausam schlechtes Niveau aufweisen. Vor allem der FCZ glänzt durch zahlreiche Fehlpässe. Doch immerhin wir Thuner sind mit dem 0:0 zur Pause zufrieden.
In der zweiten Halbzeit erhöht der FCZ zwar das Tempo, jedoch nicht die Spielintelligenz. Die Fehlerquote ist immer noch sehr hoch, Thun mag mit viel Kampfgeist mitzuhalten. Einen Fehler begehen sie aber in dem Moment, als sie in der 64. Minute auf Offside statt auf eine clevere Verteidigung setzen. Stucki auf Tahirovic der auf Abdi – und Bettoni ist geschlagen. 1:0 für Zürich.
Nun ist das Spiel lanciert – beide Teams kommen zu guten Chancen. Thuns erste Grosschance hat ausgerechnet Zaki. Doch er schiesst über das Tor. Da auch der FCZ im Abschuss sündigt, steht es auch in der 81. Minute erst 1:0. Da geht Burgmeier vom Platz, für ihn kommt Rama ins Spiel. Die Südkurve pfeift, ich juble als einziger auf der Westtribüne und bin fortan beschäftigt, meiner Freundin zu erklären, dass Rama nicht erst seit dem Cupspiel mein Lieblingsspieler ist. Und tatsächlich: In der 90. Minute kommt Rama nach einem Freistoss zu einer grossen Ausgleichschance. Doch ihm glückt die erneute Heldentat in der Schlussminute nicht, er trifft nicht das Tor, sondern nur Leoni am Bein. Leoni aber hat die Gefahr erkannt und brilliert fortan nicht nur in seiner Rolle als starker Torhüter, sondern verstärkt auch den Ruf, der wohl langsamste Goalie der Schweiz zu sein. In der 92. Minute schätzelet er den Ball so lange, bis ihm der Schiedsrichter doch noch die Gelbe Karte zeigt. Es ist der unspektakuläre Schlusspunkt eines nur zeitweise guten Spiels. Thun verliert 0:1.
In einem kurzen Gespräch nach dem Spiel zeigt sich Bettoni unzufrieden. Er weiss wie wohl die ganze Mannschaft, das heute mehr drin gelegen wäre. Trotzdem: Der Grundstein für eine erfolgreiche Rückrunde ist gelegt. Zumal die Auftritte von Burgmeier und Zaki beweisen, dass Gertschen tatsächlich über Transfergeschick verfügt. Mit dieser Erkenntnis mache ich mich mit meiner Freundin auf den Nachhauseweg. Schliesslich gibt es Fasnachtssalat zum Abendessen. Ich weiss es wirklich zu schätzen, dass es am Thuner Fasnachtswochenende im Coop Zürich Fasnachtssalat zu kaufen gibt. Gring hoch, Gring hoch, Gring hoch!