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GC - Thun 2:1
10.11.2007Super League 2007/2008


Und wieder einmal sind wir alle am Auswärtsspiel. Der Ex-Luzerntrainer, der immer noch glaubt, er gehöre zu Luzern. Der Ex-Torschütze, der immer noch glaubt, er sei ein Star wie einst in Georgien. Und ich, der Ex-Titelträumer, der immer noch glaubt, dass ich vom FC Thun gute Leistungen erwarten darf. Wir alle sind heute im Zürcher Letzigrund und hoffen als Schicksalsgemeinschaft (wirklich gern haben wir uns alle nicht), dass die Saison hier und jetzt doch endlich eine positive Wendung für den FC Thun nimmt.
Für mich ist es der zweite Besuch diese Woche im Letzigrund. Am Dienstagabend war ich Gast bei der Premiere der Letzigrund-Baureportage. Die Feier war Filmpremiere und Buchvernissage zugleich. Es war ein kurzweiliger, unterhaltsamer Anlass. Und dies lag nicht nur am Apéro riche mit ganz viel Weisswein aus Gläsern. Ein Genuss! Der heutige Abend wird dagegen schnell zur typischen Thuner Auswärtsqual. In der 11. Minute gerät Thun bereits wieder in Rückstand. Torschütze Bobadilla. Thun wirkt schwach und anfällig wie in Aarau. „Wie in Aarau“ – dieser Gedanke kommt einem heute Abend häufig. Wieder sind die Thuner Abschüsse selten und dann erst noch schwach, wieder lassen sich Mittelfeld und Verteidigung leicht ausspielen. Besser als in Aarau ist einzig Bettoni – und das Thuner Spielglück. Ja, das Spiel läuft heute im Zweifelsfalle wirklich für Thun. Gute GC-Schüsse landen an der Latte und nicht im Netz, umstrittene Zweikämpfe werden zugunsten Thuns entschieden. So auch in der 59. Minute, als Rinaldo nach seinem zweiten Foul die Gelb-Rote Karte sieht. Eine unverhoffte Chance für Thun, ein Spiel zu kehren, in dem man bislang unterlegen ist. Und tatsächlich: Keine zwei Minuten später kommt Thun zu einer guten Torchance. Iashvili ist am Ball – und trifft! Halleluja, es ist sein erster Treffer für Thun in einem Ernstkampf. Das wir das noch erleben durften. Und prompt sehen wir wieder seine arrogante Art: Raus aus dem Trikot und jubeln, als wenn dies der Treffer zur Meisterschaft – oder zum Ligaerhalt wäre. Es gibt eine Gelbe Karte für übertriebenen Torjubel.
Ein guter Trainer würde in dieser Saison wechseln. Einen zweiten Stürmer bringen, das Mittelfeld stärken oder – wenn denn die diese Saison nicht ganz unberechtigte Angsthasentaktik ansteht – einen weiteren Verteidiger aufs Spielfeld schicken. Einfach dem Team ein Zeichen geben, dass diese Situation sehr wichtig ist. Jetzt bloss die Nerven nicht verlieren, konzentriert spielen, den Punkt sichern und mit etwas Wettkampfglück den Sieg erzwingen. Van Ecks Reaktion: Es bleiben die selben 11 Spieler auf dem Platz.
„Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ brüllen einige Thunfans. Arroganz pur. Oder bloss pure Verdrängung all der miserablen Leistungen zuletzt?
In der 71. Minute greift Unterzahl-GC an. Dos Santos am Ball – unbedrängt. Dos Santos schiesst – unbedrängt. Dos Santos trifft. 2:1. Peinlichkeit pur!
Nun wechselt van Eck. Bringt Faye, bringt Andrist. Topskorer und Dauerläufer Rama, wieder gesund, darf erst in der 87. Minute aufs Spielfeld. Iashvili darf dagegen dank seinem ersten Tor nach 16 Runden 90 Minuten lang durchspielen. Ob dies überhaupt jemand der 4500 Zuschauer begreift?
Thun spielt in Ăśberzahl schwach, sehr schwach. Das 3:1 fĂĽr GC ist phasenweise wahrscheinlicher als das 2:2 fĂĽr Thun. In der fĂĽnfminĂĽtigen Nachspielzeit kommt Thun zu keiner einzigen nennenswerten Torchance. Einfach nur noch peinlich die Thuner Leistung.
Thun verliert somit erneut auf sehr dumme Art ein sehr wichtiges Spiel.
Wie werde ich später an einer Bushaltestelle in Zürich gefragt: „Wie hat Thun gespielt?“ „2:1 verloren.“ Ich werde ausgelacht. Wie werde ich noch später im Bahnhof Bern – jetzt trage ich nur noch den Thunschal – gefragt: „Wie hat Sion gespielt?“ „Ich bin Thunfan!“ antworte ich giftig.
Ja, in 14 Tagen sind wir wieder alle beim nächsten (hoffentlich) ernst zu nehmenden Auswärtsspiel in Luzern mit dabei. Der Ex-Luzerntrainer, der sich bestimmt schon vorgenommen hat, im Gegensatz zu heute wieder einmal zur Fankurve hinzugehen. Der Ex-Torschütze, der dem nächsten „Shootout“ bestimmt näher ist als dem nächsten Treffer - und doch wieder wie eine Diva aufläuft. Und ich, der Ex-Titelträumer, der immer noch glaubt, dass ich vom FC Thun gute Leistungen erwarten darf. Offen bleibt, für wen von uns es die letzte Auswärtsreise dieses Kalenderjahrs sein wird.