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Thun - GC 1:0
26.08.2007Super League 2007/2008


Tatsächlich: Als der Zug in Aarau durchfährt, drehen sich selbst die GC-Fans nach dem Schwingstadion um. Dabei ist Schwingen in Zürich etwa so populär wie Radball oder Bogenschiessen. Doch das Schwing-Wissen der rund 30 weiss-blau beschalten Mitfahrer hält sich in Grenzen. Nach ein paar Sprüchen über das für Aarauer Verhältnisse überdimensionale Stadion diskutiert man wieder über Alltag („Hey, am Freitag erhalte ich meinen ersten Lohn“) oder Fussball (Hey, wenn heute Sion verliert und GC gewinnt sind wir auf dem dritten Platz“). Anders in Thun: Da diskutieren wir im Lachen Tea-Room bis eine Viertelstunde vor Anpfiff über das Schwingfest. Abderhalden im Schlussgang? Fausch noch vorne – hat er Chancen? Und selbst während dem Spiel verbreitet sich die Nachricht der Titelverteidigungs Abderhalden wie ein Lauffeuer in der Kurve. Ja, im Bernbiet ist man noch schwingbegeistert. Die Begeisterung ist gar so gross, dass nur 4100 Zuschauer ans Spiel gekommen sind. Oder ist der Saisonminusrekord nicht doch auf die schlechten Leistungen der Thuner in der bisherigen Saison zurückzuführen?
Ein richtiger Thunfan steht aber trotzdem im Stadion und leidet mit. Wobei: Ganz so schlecht spielt Thun heute nicht. In einem erneut langsamen Spiel – will oder kann in der NLA eigentlich keine Mannschaft mehr gut spielen – ist Thun meistens im Ballbesitz. Und in der Minute 25 kommt es endlich wieder einmal zu einer grandiosen Szene, die für manch durchlittenes FC Thun-Spiel entschädigt: Gerber gibt es einen weiten Pass auf Faye, der lenkt den Ball wunderschön mit dem Kopf ab – nicht aufs Tor, sondern zu Ferreira. Und dieser trifft aus elf Metern wuchtig an Coltorti vorbei ins Netz. So schön kann Fussball sein. Toll, toll, toll.
Gegenwehr von GC? Nein. Doch! GC steigt hart in die Zweikämpfe und holt sich in der ersten Halbzeit gleich drei Gelbe Karten. Bravo Circhetta, es gibt also doch Schiedsrichter, die Fouls an Thunern als gelbwürdig einstufen. Fast scheint es so, als stehe heute ein guter Schiedsrichter auf dem Platz. Doch dieser Eindruck hält nur bis zur 50. Minute ein. Da holt Feltscher à là das Schaf einen Thuner so von den Beinen, dass alle im Stadion mit einer weiteren Gelben Karte rechnen. Die Aufregung ist gross, denn Feltscher hat schon Gelb. Doch trotz Foulpfiff bleibt die Gelbe Karte aus. Und prompt wird aus dem guten Schiedsrichter Circhetta ein absoluter Buhmann. Dass Latour das Schaf sogleich auswechselt, macht das Ganze nur noch schlimmer. Määääääääääääääääh, määäääääääääääää, määääääääääääääää.
Bald ist die Thuner Fussballwelt aber wieder in Ordnung. In der 60. Minute erzielt Friedli mit einem schönen Weitschuss das 2:0. Die Vorentscheidung? Alle jubeln und freuen sich… bis… bis… Coltorti den Abstoss tritt. Was? Kein Tor? Offside? Unser Ärger kennt keine Grenzen. Die Erklärung, dass Faye ein Offside ausgelöst hat, weil er Coltorti die Sicht verdeckt hat, beruhigt uns nicht. Da steht also schon wieder so ein Schiedsrichter auf dem Platz, der gegen Thun pfeift. Mist.
Das Spiel bleibt spannend. Vor allem weil GC in der Schlussviertelstunde tatsächlich damit beginnt Fussball zu spielen. Nun wird aus dem langsamen Spiel ein schnelles Hin-und-Her. Die Hauptakteure dabei: Ein schneller Faye, der läuft und läuft und läuft. Ein kämpferischer Rama, der bei seinem viertelstündigen Einsatz endlich wieder mal eine 100-Prozent-Torchance verschiesst. (Erklärung: Wenn selbst Rama überhaupt 100-prozentige Torchancen hat, kann Thun so schlecht nicht sein). Und ein reaktionsschneller Bettoni, der ganz am Schluss doch noch die Chancen zu Glanztaten erhält. Doch Hauptdarsteller sind auch die Zürcher Gäste, die in den Schlussminuten ausnahmsweise mal Punkte gewinnen statt Punkte verlieren wollen. Doch trotz dem Aufbäumen bleiben die Schlussminuten auch heute unerfreulich für GC. Das Tor will nicht gelingen, Thun schafft den Sieg. Und prompt steigt Thun auf Platz 7 – punktegleich mit GC.