Thunfans » Spielberichte » Super League 2007/2008 » YB - Thun
YB - Thun 0:0
19.08.2007Super League 2007/2008


Wie chasch du Fan vo settigem Anti Fuessball si? Dr 15ner Neger lat sech di ganzi Zyt la gheie u die angere stö hinger iche. Dr Einzig wo OK isch, isch Portmann.

Mit dieser kniffligen Frage konfrontiert Mich heute ein YB-Kollege nach dem Derby. Das SMS erschüttert mich aber weniger, als er es sich wohl gedacht hat. In meinen Augen war es heute nämlich nicht Thun, das durch Antifussball geglänzt hat. Die Leistungen von YB und Schiedsrichterin Petignant hatten nämlich noch viel weniger mit Fussball zu tun als der Auftritt von Thun.
Aber von Anfang an: Heute war mal wieder ein hysterisch überbewertetes Berner Derby, bestens erkennbar am Slogan "Kids Day". Dummerweise hat aber YB gegen Xamax und Lens nicht gewonnen, weshalb es doch kein ausverkauftes Stadion gab. Doch die langen Schlangen vor den Kassen sorgten zumindest ansatzweise für ein "Dieses Spiel ist wichtig"-Gefühl. Dabei merkten Rüpel-Alain und ich: Wer nach 20 Minuten Anstehen als Thunfan ein Sektor B/Balkon-Ticket bestellt, bekommt natürlich kein Billet für den Gästesektor. Da verkauft einem der ach so gescheite Kassenjunge lieber ein B11-Ticket, damit wir Thuner reihenweise Securitys anquatschen müssen, um doch noch im Gästesektor zu landen. Im Ticketing ist und bleibt YB das klare Schlusslicht der ganzen Liga!
Aber immerhin: das Wetter ist schön und rund 250 Thuner sind in den Gästesektor "geströmt", um live den Gegentorcountdown mitzuzählen. Anfangs freuen wir uns schon, dass in den ersten zehn Minuten kein Tor fällt, doch langsam schöpfen wir Hoffnung. Wenn YB sich minutenlang Zeit nimmt, um auch nur einen Angriff zu starten, kann die Ausgangslage nicht allzu schlecht sein. Die Frage ist bloss: Hat YB Angst vor Thun oder haben sie einfach das Gefühl, auch mit einer miserablen Laufarbeit und ungenauen Pässen zum Erfolg zu kommen? Es ist jedenfalls so, dass Thun tatsächlich in der ersten Halbzeit zu einigen Chancen kommt. Die meisten Angriffe werden zwar durch katastrophale YB-Fehlpässe eingeleitet, aber was soll's. Thun hält tatsächlich mit. So steht es zur Pause zur Überraschung aller noch 0:0.
In der Pause gibt es irgendein YB-Biber-Fussbvallspiel, dessen Regeln etwa so klar sind wie einst bei Tutti Frutti. Wer schiesst jetzt eigentlich wann wie ein Tor? Und wenn das Spiel jetzt 1:1 geendet hat, warum gewinnt nur ein Spieler einen 200-fränkigen OBI-Gutschein? Ist ein OBI-Gutschein überhaupt ein Gewinn?
Eine geradezu entscheidende Frage ist auch, weshalb eigentlich schon wieder Nicole Petignant als Schiedsrichterin auf dem Platz steht. Diese Frau ist einfach zu langsam und zu sensibel, um eine NLA-Partie leiten zu können. So agiert sie wie gewohnt: Die berühmtere Mannschaft (ja, das ist immer noch YB) wird bevorteilt, der Gegner muss gegen einen 12. Mann (oder doch Frau, hmm...) ankämpfen. Bis in der 58. Minute sind die Fehlentscheide noch einigermassen verkraftbar. Dann aber zeigt sie den stark spielenden Di Fabio nach dessen zweiten Foul im ganzen Spiel Gelb-Rot. Toll. Der Anfang vom Ende. Oder?
YB ist auch in Überzahl heute keine Winnermannschaft, während Thun überraschend grossen Kampfgeist zeigt. "Antifussball" nennt mein YB-Kollege die koordinierte Abwehrarbeit, ich jedoch nenne das Thuner Aufbäumen hervorragenden Teamspirit. Zumal Thun keineswegs nur mauert und hinten rein steht. Die Thuner wagen Konter und kommen tatsächlich zu Chancen. Selbst als ein Thuner am Boden liegt und YB fernab jedes Fairplays weiterspielt (viel mehr: Wölfli will den Thuner noch hochreissen), kommt Thun zum Konter und schafft fast zu Neunt das 0:1.
Schliesslich die Nachspielzeit. Die Emotionen im Thunsektor gehen hoch, die ganze Welt scheint sich gegen das arme Bergvolk, das wir doch sind, verschworen zu haben. Ein harter Zweikampf hier, ein falscher Pfiff da, und schon hat YB die x-te 100 Prozent-Chance im Spiel. Es ist Regazzoni, der dieses Mal verschiesst. Dann ist endlich fertig und Thun hat tatsächlich den Punkt gerettet. Und wir applaudieren und freuen uns sogar. Ob Antifussball oder nicht, beim derzeitigen Thuner Leitungsvermögen sind wir mit einem Auswärtspunkt zufrieden. YB mag die bessere Mannschaft sein, aber Thun hat heute definitiv besser gekämpft. BRAVO!