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Thun - St. Gallen 1:0
31.07.2007Super League 2007/2008


Home danger… safe. Away danger… safe. Home danger… safe. Away danger… safe.
Für einmal kommentiere ich das Spiel heute nicht mit Hopp Thun- oder Schiss Schiri-Rufen, sondern mit englischen Satzstücken. Ich bin nämlich in ein Telefongespräch vertieft, 90 Minuten lang. Aus einem mir nicht weiter bekannten Grund wollen indische Fussballgourmets unbedingt das Spiel Thun-St.Gallen mitverfolgen und bezahlen mich daher für eine kuriose Livereportage. Inwiefern jemand seine Wettchancen steigern kann, in dem er weiss, ob gerade Thun (Home danger) oder St.Gallen (Away danger) angreift, ist mir zwar nicht klar. Und wieso ihm ein schlichtes „Safe“ als Zeichen für eine erfolgreiche Ballabwehr genügt, noch viel weniger. Wie wäre es mit „Fantastic show of keeper Bettoni“? Da aber alle um mich herum meinen englischen Wortschatz (von der Aussprache ganz zu schweigen) während diesem Indiengespräch für total bescheuert halten, fasse ich mich lieber kurz. Und mache zudem fleissig Striche über Corner, Gelbe Karten und Tore. Wobei ich nicht wirklich aktiv sein kann. Das Spiel plätschert so sehr vor sich hin, dass es zum Beispiel fast eine halbe Stunde dauert, bis es zum ersten Eckball kommt. Wie kommentiere ich doch: „Es wäre spannender, fünf Stunden lang in ein Aquarium zu schauen.“ Diese Bemerkung ist für meinen Kollegen aus Fahrni und nicht für den Kollegen in Indien gedacht. Ja, das Spiel ist langweilig. Der erfreuliche Nebeneffekt: die Leistung der Thuner ist solide. Sie kontrollieren das Spiel auf dem ganzen Feld, Gegentorgefahr ist in der ersten Halbzeit nicht zu verspüren. Na ja, Thuner Torgefahr halt irgendwie auch nicht.
Gemäss meinen Massstäben entsteht erst in der zweiten Halbzeit erstmals richtige Home danger. Die Einwechslungen von Iashvili und Guldan machen sich prompt bemerkbar. Und es dauert nicht lange, bis wir den ersten herrlichen Pass von Iashvili bewundern können. In der 50. Minute kommts zu einem wunderschönen Doppelpass mit Gerber, der die Ballstaffette mit einem tollen Schuss abschliesst. 1:0. Oder wie man im besten Indisch-Englisch sagt: „Home goal. Score is home one away zero now.“ Und rundum lautes Geschrei.Endlich! Denn kurioser als der Inhalt meines Telefongespräches ist eigentlich nur die Tatsache, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt ungestört in der Fankurve telefonieren kann. Schliesslich stimme ausgerechnet ich ab und zu ein Hopp Thun an. So viel Enthusiasmus muss auch bei einem Inder am Telefon erlaubt sein. Immerhin: Die Stimmung wird nun merklich besser. Ebenso das Spiel. Wobei ich den wunderschönen Satz sagen kann: „Home team is a little better now“. Thun spielt stärker als St.Gallen und läuft bei den Ostschweizer Angriffen nie wirklich Gefahr, die drei Punkte zu verspielen. Die Abwehr steht kompakt, Bettoni hält gut. Und mit ein bisschen mehr Abschlussglück würde Thun sogar höher in Führung gehen. Dabei spielt Rama doch in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr.
Ob Nachspielzeit auf Englisch „Overtime“ heisst, muss ich zum Glück nicht wissen. Dieser Wortbrocken bleibt mir erspart, womöglich denkt sich der Inder sonst noch, jedes Schweizer Fussballspiel gehe in Verlängerung. In der eher lauen Nachspielzeit bleibt mir so Zeit zum Zittern und Singen. Und schliesslich kann ich wie alle um mich herum laut jubeln. Thun hat das Spiel 1:0 gewonnen. Während der Inder sofort abhängt – keine Gelegenheit also für den Satz „Thun is the fourth best Swiss team now“ – beginnt für mich der Abend erst richtig. Jtezt wird gefeiert!