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St. Gallen - Thun 2:0
09.05.2007Super League 2006/2007


Das Handy klingelt kur vor Sechs, ich nehme ab…“Bist du in Münsingen?“ „Nein, ich bin in Romanshorn.“ Was der Anruferin wie eine billige Ausrede vorkommen mag, dass ich heute Abend sicher nicht noch arbeiten will, stimmt tatsächlich. Ich lungere mit vier Kollegen am Hafen von Romanshorn herum. Nach Jahren, in denen ich x Anekdoten über Fahrten über Romanshorn gehört habe, erlebe ich den Romanshorn-Mythos heute selber. Und wir sind tatsächlich dafür besorgt, dass die Zahl der Romanshornanekdoten auch weiter kein Ende nimmt. Eigentlich wollen wir heute nur rund eine Viertelstunde in Romanshorn sein. Das hat zu reichen für eine Hafenbesichtigung, Bierkauf, (rein verbalen…) Drogengeschichten und frechen Sprüchen über die Deutschen, als die Fähre von Friedrichshafen ankommt. Unseren Zug weiter nach St. Finden sehen wir einfahren. Der Thurbo-Express wartet gäbig neben dem Hafenbecken. Den Zug sehen wir wenige Minuten später auch wieder wegfahren. „Nein, das ist nicht unser Zug“, ist sich Reiseleiter 77 sicher. „Unser Zug fährt erst 38…“ So nehmen wir halt nach weiteren Bierkäufen den 18.04-Zug.
So viele Reisevarianten es an diesem Tag gibt - ein paar wagen die Manga-Mega-Extreme-Dunon-Zehn-Stunden-Variante durch das Goms und wohl so ziemlich alle anderen Gegenden der Schweiz, andere fahren Zürich-St. Gallen direkt und vielleicht sogar jemand die klassische Variante Thun-St.Gallen (ich bin mir nicht sicher), eine Zugfahrt gibt es heute sicher nicht: Die Retourfahrt nach Thun nach Match. Es gibt nach dem Spiel keine einzige Verbindung nach Thun mehr, nach 21.34 steckt man hilflos fernab der Heimat fest. So werden fast alle Zugfahrer nach dem Spiel zu Carfahrern, während ich die „Heimreisevariante“ St. Fiden-Rapperswil-Zürich Hardbrücke wähle. Fast zwei Stunden S-Bahn fahren und dann Zürcher Gastfreundschaft geniessen – tiptop.
So sind verrückterweise um die 50 Nasen im Thuner Block. Da muss der Spielplan schon noch viel dümmer aussehen, damit wir auf einen Thunmatch verzichten. Zumal dieses Spiel einen besonderen Leckerbissen aufweist: In der 1. Halbzeit steht Dani Lopar, seines Zeichen heutzutage St.Gallen Goalie Nummer Irgendwas vor uns. Nicht nur René nutzt da die Gelegenheit, endlich einmal alle Frusterlebnisse wegen diverser Thuner Torhüter abzureagieren, ohne gleich wieder als Mannschaftskritiker dazustehen. „Hey Dani, waisch no, Basel, siebeti Minute!“ Bei uns steht der angeschlagene Portmann statt dem angeschlagenen Bettoni im Tor. Egal, zweimal in Folge können wir eh keine überragende Torhüterleistung erwarten.
Das Spiel ist nicht allzu gut. Für einmal steht es zur Pause 0:0, ohne das Thun gross hätte Zittern müssen. Doch leider bleibt es nicht dabei: St. Gallen kommt – leider wenig unerwartet – in der zweiten Halbzeit durch zwei Standardsituationen zu zwei Toren. Zellweger trifft in der 49. Minute nach einem Eckball, Maric in der 70.Minute nach einem Corner. Hm…
Zuvor sagt in der 66. Minute René fürs Protokoll: „Schwach dä Verain. I main nid Thun, i rede vor Mafia.“ Aber da bin ich schon zu sehr durch die Totomatmeldungen abgelenkt, um mich weiter über die eher schwache Schiedsrichterleistung zu kümmern.
Schaffhausen sorgt für mehr Unruhe in der Kurve als St. Gallen. Klar, am Vormittag habe ich auch noch gelacht, als Tarone prahlte, Schaffhausen würde die Saison noch vor Thun auf dem achten Platz beenden. Heute führen die Süddeutschen gegen Basel erst 1:0, dann 2:0. Erst in der 45. Minute schiesst Petric das erste Basler Tor. Eduardo gleicht dann noch aus. Aber die erhoffte Meldung des Basler Führungstreffers will und will nicht in der Kurve auftauchen. Schaffhausen punktet tatsächlich – und liegt wieder nur noch 5 Punkte hinter Thun.
Das „Mission Ligaerhalt“-Spruchband wird kurz vor Abpfiff wieder in die Höhe gehalten. Wir wollen ja nicht plötzlich über Romanshorn fahren, wenn wir eigentlich an Spiele in Winterthur, Wil oder Vaduz wollen. Das wäre ja dämlich.

P.S. Wer übrigens glaubt, ich hätte gestern zu viel Bier gehabt, weil ich bei Zuschauerzahl-SMS mit 11'300 gemeldeten Zuschauer fast doppelt gesehen habe, irrt übrigens. Diese Zahl wurde tatsächlich auf der Grossleinwand eingeblendet. Diese Ostschweizer… 8000 sollen in Wahrheit im Stadion gewesen sein.