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Sion - Thun 2:1
22.04.2007Super League 2006/2007


Das hat man davon. Da will man den Fussballgott gnädig stimmen und lässt deshalb einen Sionfan bei sich übernachten, der in einem Nachbardorf simuliert, wie das Land zu verteidigen ist: Schweizer Armee nennt sich dieses immer noch gesellschaftsfährige Strategiespiel. Bei so viel Goodwil für den Gegner sollte es doch möglich sein, dass ich mir nicht zum vierten Mal in Serie eine 0:3-Niederlage des FC Thun im Tourbillon ansehen muss. Und was tippt dann mein Sion-Kollege im FC Thun-Tippspiel, als wir im Zug Richtung Wallis unterwegs sind: 3:0 für Sion! Torschützen: Obradovic, Saborio und Carlitos. Da können wir doch noch so fröhlich mit Fendant (dieses Mal nicht tiefgefroren), Feldschlösschen (bei Fly Agaric leuchtet der Eiswürfel auf der Etikette auf, bei Sektion Dunon nicht, he he) und Schnupf (inkl. Scheiss Sion-Spruch) anstossen; so ein Tipp ist nicht förderlich für eine Fanfreundschaft.
Als wir ungefähr zu zehnt Richtung Stadion marschieren, bekomme ich per Handy noch die zweite Halbzeit von FCB-FCZ live kommentiert. Bei meiner Kommentatorin hört sich das Spiel nicht wie ein Schweizer Fusballspass, sondern wie eine griechische Tragödie an... oder welcher Nationalität haben noch mal die Skorer des FC Basels. Als jedenfalls das Spiel Sion-Thun beginnt, habe ich gerade die Nachwehen einer bitteren FCZ-Niederlage im Ohr. Wirklich sympathisch bin ich dem Fussballgott auch heute nicht.
Unter der heissen Frühlingssonne beginnt um 16.00 mein vierter Versuch, auch schon nur einmal ein erstes Thuner Tor (!) im Tourbillon bejubeln zu dürfen. Doch die Chancen dazu scheinen schlecht zu sein. Ich schwitze wegen der Hitze, ich schwitze wegen den vielen Sionchancen - aber ich schwitze ganz sicher wegen einem Hoch-in-die-Luft-spring-Torjubel. Überhaupt bin ich pessimistisch. Ansonsten schreibe ich bei meinen Resultat-SMS provosiorisch schon mal "0:1, Torschütze Rama". Heute dagegen ist in meinem Handy gespeichert: "1:0, Torschütze Obradovic". Und tatsächlich: Wer bezwingt in der 28. Minute Bettoni mit einem unhaltbaren Weitschuss: Obradovic. Mein Schlachtruf "Obradovic isch e Servettien" ist da nur Galgenhumor.
In der Pause - es steht nach wie vor 0:1 - suche ich mir unter der Treppe Schatten. Es ist also ein Gerücht, ich würde als Alkoholleiche herumliegen. Es ist schlichtweg verdammt heiss und mein Traum vom Thun-Sieg in Sion verdammt weit weg.
Völlig zerschmettert wird mein Traum kurz nach der Pause. In der 48. Minute erzielt Saborio das 2:0. Plötzlich ahne ich Schreckliches: Wird jetzt mein Sionkollege sogar noch das Thuner Tippspiel gewinnen, nun trennt ihn nur noch ein Treffer von Carlitos vom ganz grossen Erfolg.
Und auch wenn Thun tatsächlich ab und zu Angriffen kommt, Sion ist klar besser und gefährlicher. Immerhin haben wir aber noch zwei Joker auf der Bank: Bühler und Mäkelä. In der 52. Minute kommt Bühler aufs Feld, in der 66. Minute hat er eine gute Chance... und trifft! 2:1. Nach fast 340 Spielminuten, die ich als Thunfan im Tourbillon gezittert, gejammert und geschwitzt habe, sehe ich tatsächlich ein Thuner Tor - ein Tor, das anno 2000 oder so schon ein gewisser Okapala hätte schiessen sollen. Was solls, Bühler jubelt wenigstens um so ausgelassener.
Würde jetzt auch noch unser zweiter Joker Mäkelä treffen - er ist ab der 74. Minute anstelle von Rama im Spiel - er wäre bereits wieder der grosse Star. Er kommt jedoch zu keinem weiteren Treffer und mit ihm bleibt irgendwie die ganze Mannschaft das Sorgenkind von uns Fans. Sion gewinnt trotz allen Beschwörungen von mir an den Fussballgott 2:1. Nur 2:1, will ich aber immerhin betonen.
Meinen Sionkollegen lasse ich dann aber doch noch mit uns Richtung Üsserschwitz reisen. Wie merken aber sämtliche (!) "Zugskonjunkteure" an diesem Tag zurecht: Wenn auf dem Marschbefehl "Uniform" steht, ist es doch nicht gestattet, über dem Swiss Army Game-Hemd ein Sion-Trikot zu tragen...