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GC - Thun 1-0
11.11.2006Schweizer Cup 2006/2007


Der Tageskarten-Aktion sei Dank, unsere Reise nach Downtown Switzerland führt für einmal wirklich in den schönen Teil der Schweiz. Navigator Sulu eh Sanel hat die erlebnisreiche Route Thun-Spiez-Zweisimmen-Montreux-Lausanne-Neuchâtel-Chaux-de-Fonds-Biel-Zürich zusammengestellt, Reisezeit ungefähr sechs Stunden. So erleben wir nach dem Motto „Je suis tourist“ die schönen Seiten der Schweiz. Da sehen zwei Japaner staunend einem Schweizer zu, der im Müll wühlt (Spiez), betatscht ein Soldat auf dem Bahnhofperron die ganze Zeit den Hintern seiner Freundin (Erlenbach), da stehen Männer in Bauhelmen auf dem Dorfplatz herum (Saanenmöser) und da stehen herzige Mädchen mit noch herzigeren Hunden vor dem Bahnhofhäuschen (Rougemont – herzig definiert gemäss Fäbu). Sanel hätte eigentlich die Aufgabe, all dies zu fotografieren, aber der Höhenunterschied bringt ihn irgendwie ins Schwanken. Ich nehme derweil Kontakt mit der Wägelifrau auf. Als sie kurz nach Zweisimmen an mir vorbeigeht, reagiert sie eher mürrisch stumm auf ein freundliches „Halllllllllllllllllllllllllo“, später sitzt sie bei uns im Viertelabteil. Ihr Thun-Bezug: Sie ist in Kiesen aufgewachsen, wohnt jedoch mitlerweile in St. Stephan bei Gstaad. „Da muss aber ein schöner Mann sein“, befürchte ich schon das Schlimmste. Und tatsächlich erwähnt sie einen Ehemann und eine kleine Tochter. Jä nu, aber hübsch sind sie halt, die Frauen im Oberland. Und nett: Sie schenkt mir ein Caramba.
In Montreux angekommen, müssen wir unsere Reiseträume bereits begraben. Die SBB rechnet nicht mit MOB-Umsteiger, der Zug nach Lausanne fährt gerade ab, als Rentnertouristen und FC Thun-Touristen aufs Perron kommen. So nehmen wir halt einen Regionalzug Richtung Lausanne. Es ist wohl der langsamste Zug der ganzen Westschweiz, hält er doch rund 20 Mal vor Lausanne. So ändern wir halt unsere restliche Reiseroute auf Lausanne-Fribourg-Bern-Zürich ab. Weniger kultig, aber mit weiteren Thunfans ab Bern im gleichen Zug.
15.28 treffen wir dann schliesslich nach genau sechs Stunden und einer Minute in Downtown Switzerland ein. Sanels Reisevorschlag nun: Zwei Stunden lang im Stadion auf den Anpfiff warten. Dieser Idee ziehe ich das Aufsuchen einer Bar vor, wo ich mit Thuner Oschtblöcklern und Ostschweizer Zürchern auf den einen oder anderen Sieg anstosse. Fankontakte mit GC-Fans können durchaus positiv sein, negative Erlebnisse mit anderen Blau-Weissen spare ich hier bewusst aus.
Kurz vor Spielbeginn bin ich dann im Stadion, wo das Sturmduo Tapia-Leandro und der Torhüter Portmann nicht die einzige Überraschung sind. Thun spielt gut! Jawohl! Die Thuner erspielen sich Chancen und sind in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Coltorti wird mehrmals geprüft. Nur zweimal muss dagegen Portmann eingreifen. Er macht dies geschickt, bleibt aber bei Rettungstat Nummer 2 am Boden liegen. Hoffentlich hat nicht auch er noch eine Gehirnerschütterung. Doch Alain beweist sich als Stehaufmännchen und steht schnell wieder auf den Beinen.
In der zweiten Halbzeit zeigt sich, dass auch bei GC der Erfolg von einigen wenigen Spielern abhängt. Nach Coltorti in Halbzeit Nummer 1, stehen nun nach ihrer Einwechslung Dos Santos und Eduardo im Mittelpunkt. Sie machen vorne viel Druck – erfolgreich leider. Nach genau einer Stunde schiesst Eduardo das 1-0.
Auf den Rängen ist derweil die Stimmung gut. Habe ich mich vor kurzem noch darüber aufgeregt, dass ein Teil der Kurve das Lied „FC Thun mir singe für öich“ partout nicht auf Berndeutsch singen will, singt Laura heute Abend das Lied in ganz urchigem Text: „Nei nei nei, nei nei nei nei, nei nei nei, nei nei nei…“ Ein Lied gegen das ruhig-langweilige Ausklingen des Spiels in der Schlussviertelstunde? Oder ein Kommentar zur offiziellen Zuschauerzahl 1900. Oder gar ein Fasnachtsscherz?
Ich dagegen rufe laut "Jaaaaaaaaaaaaaa", als ich auf dem WC meinen schon verloren geglaubten Schnupf wieder finde.
Das Spiel endet 1-0. Viele Fans werden an diesem Abend vom besten Auswärtsspiel der Thuner sprechen, von einer ansteigenden Formkurve. Beides ist sicher richtig. Doch nun gilt es in der Meisterschaft gute Leistungen zu zeigen, ein guter Cupauftritt in Downtown Switzerland hin oder her.

P.S. GrĂĽsse nach St. Stephan und auch an den Walensee.