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Schaffhausen - Thun 0-0
08.11.2006Super League 2006/2007


Vor dem Match die grosse philosophische Diskussion: Soll man sich vor dem Match als Fan mit gegnerischem Falkenbier oder mit neutralem (auch im geschmacklichen Sinne) Heineken betrinken? Um den Thuner Fussballgott nicht zu verstimmen, kaufe ich ein Heinken-Sechserpack, was dafĂĽr meine Mitreisenden verstimmt.
Ja, wir sind wieder einmal in Schaffhausen. Noch mehr als sonst ist Abstiegskampf angesagt –auf dem Rasen wohlgemerkt. Nur: Den beiden Teams ist so gar nicht anzumerken, dass ihnen drei Punkte gut tun würden. Von einer Rama-Chance gleich zu Beginn abgesehen, ist das Spiel in der ersten Halbzeit klinisch tot. Spielbezogene Emotionen – die schon fast traditionellen Streitereien mit den Balljungs wollen wir hier mal weglassen – kommen erst kurz vor der Pause auf, als der wilde Schaffhauser Fernando de Souza in Bettoni hineintritt. Benommen bleibt Bettoni fliegen, der Schiedsrichter zeigt nicht einmal Gelb. Ob Absicht (wohl eher nicht) oder gefährliches Spiel (sicher) oder gar Tätlichkeit (hatte Bettoni den Ball denn nicht schon fest umklammert?), eine Karte wäre doch wirklich angebracht. Und während ich so buhe, gerate ich mit Jacquelines Mutter zusammen, die im Sinne eines falschen Fairplays keine bösen Worte gegen De Souza duldet. Der kann doch nichts dafür… Doch!
So kommt noch vor der Pause Portmann ins „Spiel“. In Wahrheit hat das Gebotene auch weiterhin kaum etwas mit Fussball zu tun. Selbst bei einer Abwehrschlacht müsste doch zumindest bei einem der beiden Mannschaft ein Leistungsvermögen zu erkennen sein.
Gnädig stimmen einzig die letzten 15 Minuten, als beide Teams ein klein bisschen offensiv werden. Und siehe da: Jetzt wo auf der Breite Fussball gespielt wird, scheint klar, dass Thun die bessere Mannschaft ist. Zweimal muss Herzog retten, die Schüsse von Galli und Di Fabio sind nicht schlecht. Und dann rennt plötzlich in der letzten Minute noch Ferreira alleine aufs Tor zu. Er schiesst daneben.
So endet das Spiel 0-0. Die 2450 Schaffhauser pfeifen, einige der 50 Thuner brĂĽllen laut. Nach diesem Fussballabend fast ohne Fussball ist der Frust halt gross.
Die Lehre, die ich daraus ziehe: Nach dem Spiel entscheide ich mich am Bahnhof fĂĽr ein Falkenbier. Anders als an anderen Abenden in SĂĽddeutschland ist die Stimmung entspannt, wer will, kann mit Schaffhausenfans noch etwas quatschen. Dumm nur, dass
der Cisalpino 10 Minuten Verspätung hat. Dies gibt einer Handvoll Schaffhausen-Fans viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Als der Zug einfährt, vermummen sich vielleicht 5 Schaffhausenfans und steigen auch ein. Den Durchgang zur 2. Klasse blockieren sie, sie wollen sichtlich Streit bzw. einen Schal, was auf das Gleiche hinausläuft. Als sie jedoch weder einen Schal erobern können, noch sonst wie beachtet wurden, lassen sie uns im Speisewagen ruhig sitzen. Ruhig laufen sie an uns vorbei Richtung 1. Klasse. Doch dann die Überraschung: Plötzlich werfen sie eine Rauchbombe in den Speisewagen - glauben wir jedenfalls. In Wahrheit haben sie sich zwei Feuerlöscher geschappt und verhüllen damit den ganzen Speisewegen in weissem Nebel. Schliesslich rennen sie vor uns durch und versperren uns den Weg. Und so stehen wir im "Rauch": 4 weibliche und 3 männliche Thunfans. Brennt echt toll in den Augen… Schliesslich wir es den SH-Jungs zu langweilig und sie trotteln davon.
Das schnelle Ende einer etwas missglückten Provokation? Nein! Denn wir befinden uns in einem Cisalpino mit deutschem Zugpersonal. Die haben noch Sinn für Abenteuer. Ein Zugbegleiter nimmt mit Pfefferspray bewaffnet die Verfolgung auf. Da kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Besonders als er wenig später zurückkommt und uns jammernd die teilweise weiss gefärbte Uniform zeigt. Klar, da wäre auch in meiner Ehre verletzt…
Der nächste Halt in Bülach dauert länger als gewöhnlich. Das Zugpersonal hat in der Zwischenzeit die Polizei verständigt, welche die „Raucher“ erwartet. Toll die Durchsage: „Wegen polizeilicher Ermittlungen erhält unser Zug 20 Minuten Verspätung.“ Die Schwere meines durch diesen Vorfall erlittenen Traumas lässt sich an folgender Szene erkennen: Mulmig wird es mir in dem Moment, als aussen auf dem Perron ein Polizist mit dem Finger in unser Abteil hineinzeigt. Wehe, wenn wir jetzt ganz offiziell in diesen Vorfall hineingezogen werden. Doch nichts geschieht und wir fahren schliesslich weiter – mit fast einer halben Stunde Verspätung.
Klar, dass wir so in Zürich den letzten Zug mit Anschluss nach Thun deutlich verpassen. Wirklich toll ist nun der Service der SBB. Im nächsten und letzten Zug nach Bern bekommen wir 7 Taxigutscheine à 70 Franken für die Weiterfahrt ab Bern. Die Heimkehr ist damit gesichert. Und doch jammert eine Kollegin: „So e Seich, ich hoffe, die Zeitungen berichten über diesen Vorfall.“ Will sie die Fanprobleme in der Schweiz aufzeigen? Nein! Sie möchte ganz einfach am nächsten Morgen schwänzen und da täte sich doch ein Zeitungsbericht gut als Entschuldigung.
20-Minuten-Romina, jetzt ist deine krasse Sprache gefragt!