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YB - Thun 5-0
15.10.2006Super League 2006/2007


GC-Thun 4-1. FCB-Thun 4-1. FCZ-Thun 5-0. YB-Thun 5-0. 18 Gegentore in den letzten vier Auswärtsspielen. Was soll das eigentlich? Haben wir wirklich eine Mannschaft ohne Charakter, die keinen Auswärtssupport verdient hat? Brauchen wir einen neuen Trainer? Oder gilt für den Trainerposten auch, was wir auf der Torhüterposition stets miterleben müssen: Egal wer mit unseren Feldspielern zusammenarbeiten muss, er ist wegen der fehlenden Motivation der (Mit)-Spieler hilflos verloren. Ich bin verärgert. Spiele darf man ja verlieren, gerade auswärts. Aber vier Mal hintereinander ohne Herz und Kampfgeist? Pfui! Und nein, ich bin nicht durch die Champions League geblendet, sondern habe in der NLB und NLA schon mehrere FC Thun-Kader gesehen, die mehr gekämpft haben als der aktuelle FCT. Ja, wir haben tatsächlich schon einmal im alten Wankdorf 8-2 verloren. Aber jener Match, der immerhin 45 Minuten lang umstritten war, hat längst nicht so weh getan, wie das heutige Trauer-Spiel.
Dabei war das Wetter so schön, wir Thunfans so zahlreich und so voll motiviert. Zu Dutzenden fröhlich im Stadion, bereit die Auswärtsmisere zu vergessen und unser Team zum Erfolg zu schreien. Was freuen wir uns Anfangs noch, dass unser Verein mehr Anstand als YB hat und nicht gerade auf unrühmliche Weise Trainer und Sportchef verloren hat. Bei uns gibt es keinen 15-minütigen Boykott wegen dem Präsidenten. YB hat viele Sorgen und viele Kiddies, wir Thuner dagegen wollen völlig unbefangen nur ein kleines bisschen Spass.
Dumm nur, dass der Traum vom Derbysieg gar nicht lange anhält. Erst verschiessen Häberli und Raimondi, bevor João Paulo in der 27. Minute zum leider absolut verdienten 1-0 trifft. Ohne grosse Gegenwehr kommt YB in der 45. Minute auch noch zum 2-0, getroffen hat Raimondi.
Eigentlich schon Grund genug für ein „Ich will hier raus“-SMS nach Hause. Dumm einfach, wenn man wie S.T. aus B. (nein, B steht hier nicht für Bern, sondern für eine Emmentaler Metropole) das Handy verloren hat. Sie sucht den ganzen Sektor ab, ich informiere noch den Security, der mir wenig später anstelle eines Handy ein wieder gefundenes Post-Portemonnaie bringt. Ich lehne dankend ab.
Während Kevin noch über Rama nörgelt, denn er gerne möglichst schnell zu YB transferieren möchte – logisch, denn Kevin schuldet mir noch 62 Franken – zeigen auf dem Kunstrasen die Berner, wie man Tore schiesst. 54. Minute Häberli 3-0. 66. Minute Häberli 4-0. 73. Minute Raimondi 5-0. Dazwischen und danach sorgt Bettoni („nur“ schuld am 4-0) mit einigen Glanzparaden dafür, dass die Thuner Peinlichkeit nicht zu gross wird.
Dann ist YB- bzw. Pyro-Viertelstunde, denn der Rauch bezahlt schliesslich Jauch, wie auf einem Transparent steht. Selten hatte eine Pyroaktion mehr Gränni-Potenzial. Die leicht umstrittene Grilldarbietung sorgt dafür, dass die ansonsten geniale Wankdorf-Stimmung (ja, ja…) gegen Schluss etwas abflacht.
Wenigstens S.T. aus B. jubelt noch. Sie hat auf dem WC ihr Handy wiedergefunden. Die Moral von der Geschicht: Während sie auf Handysuche war, wurde wenigstens die Familie auf der Sitzreihe unter ihr eine Zeit lang nicht mit Bier begossen...
Uns anderen Thunfans bleibt derweil nur die Rückkehr nach Thun bzw. zuvor eine Art Joga-Übung auf der Wankdorfüberführung. Eine halbe Stunde stehen wir im Gedränge ohne Möglichkeit nach vorne oder nach hinten zu rücken, weil gegen die Thunfans ein Bewegungsverbot ausgesprochen wurde. Es fahren Züge nach Langnau, Schwarzenburg und Flamatt, doch dummerweise lange Zeit kein einziger nach Thun. Warum auch nach einem Derby auf eine Sonderzug-Idee kommen, im Gegensatz zu Hockeyfans zahlen wir ja schliesslich unsere Zugbillette. So dürfen wir rumstehen und uns von an uns vorbeigehenden YB-Fans anpöbeln lassen. Security? Polizei? Das braucht es doch nicht. Gerade ein einziger BLS-Angestellter steht bei uns, der uns(!) zurückhält mit dem Spruch „Passt doch auf, es hat viele Kinder“. Als ob es überhaupt noch ein Handgemenge (zu dem es auch tatsächlich kommt) brauchen würde, damit es in diesem engen Gedränge zwischen den Treppen nicht gefährlich wird. Ein Zugunternehmen mit mehr Glück als Verstand. Ein Zugunternehmen, das ich im Champions League-Jahr übrigens für die damals tolle Organisation gelobt habe. Lang ist's her.
Immerhin ist die 40-minütige Zugfahrt auf Thun in der S-Bahn Kult. Zumindest all die „dumme Sieche“, die so geile Stimmung machen, könnten für mich ein Motivationsgrund sein, demnächst mal wieder ein Thuner Auswärtsspiel zu besuchen. Schade, dass ich über das Team nicht Ähnliches sagen kann.